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«Schreiben findet überall statt»

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Eines Nachts um drei Uhr wartet der Philosophiestudent Heinz Helle in einer Werbeagentur in Hamburg auf eine Rückmeldung aus der Grafik. Da öffnet er Google und tippt: «Schreiben studieren». Zur gleichen Zeit merkt die Fotofachfrau Julia Weber auf einer Reportage mit einem Fotografen in Simbabwe, dass sie die Menschen noch lieber als in Bildern in Worten erfasst. Weber und Helle bewerben sich am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und studieren ab Herbst 2009 «Literarisches Schreiben».

Schreibwoche in Helgoland

Sie wird Dauergast in der Studenten-WG, in der er wohnt. Die angehenden Literaten lesen sich nächtelang bei Kaffee, Wein und Zigaretten Texte vor, diskutieren über Sprache und den Sinn des Schreibens. Weber und Helle sind nicht die Einzigen, die sich an diesem Institut verlieben. Sie kommen nicht sofort zusammen, beide sind vergeben. Doch das ändert sich. Im Winter 2011 dann, zurück aus einer Schreibwoche zu zweit bei Wind und Regen auf Helgoland, antworten sie einer Bekannten, die sie am Bahnhof Biel treffen: Ja, sie seien ein Paar. Nach dem Studium ziehen sie in der ehemaligen WG zusammen, bekommen Tochter Nelly und heiraten. Heute wohnen sie in Zürich.

Der präzise Klang

«Schreiben ist eine Welt, die man teilt», sagt sie. «Biel war in jeder Hinsicht eine aufwühlende Zeit», sagt er. «Unsere Liebesbeziehung war für mich auch ein Grund, das literarische Schreiben ernst zu nehmen.» Der 39-jährige Autor und die 35-jährige Autorin teilen eine Begeisterung für lyrisch-präzise Sprachkonstruktionen. Und die Gewohnheit, ihre Geschichten von Hand in Notizbüchern zu beginnen.

Der Münchner Heinz Helle veröffentlichte 2014 bei Suhrkamp «Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin», 2015 folgte «Eigentlich müssten wir tanzen» – beides eher dystopische Romane mit männlichen Protagonisten. Weber gab ihr Debüt letztes Jahr beim Limmat Verlag: «Immer ist alles schön» nimmt abwechselnd die Perspektive einer alleinerziehenden, alkoholabhängigen Mutter und deren tapferen, eigenwilligen Tochter ein.

Postkarten, Skizzen, Fotografien, Malereien, Pflanzen, Lichterketten und Teppiche schmücken die Genossenschaftswohnung mit Balkon und Altbau-Charme. Weber und Helle arbeiten in der Nähe des Fensters an einem langen Tisch, sie an der einen Längsseite, er an der anderen. An der Wand hängen Blätter mit selbst gezeichneten Wochenplänen: «Lesungen sind auch Arbeit (nicht vergessen)», «Di & Do zusammen essen» oder «Lesen, Schreiben, Nelly». Für ungestörtes Arbeiten haben beide je ein Atelier in der Stadt.

Die fünfjährige Nelly ist heute nicht im Kindergarten, weil Feiertag ist, und beobachtet das Fotoshooting im Wohnzimmer. «Das grösste Wohnzimmer der Welt», findet sie, und ihr Vater ergänzt: «Unserer Welt.» Hier verlaufen die Grenzen zwischen Berufs- und Familienleben fliessend. «Eine klare Trennung ginge nicht, weil Schreiben überall stattfindet», sagt Weber.

Alltag als Material

Ihr nächstes Buch handelt von einer modernen Hexe. «Unser tägliches Leben ist für mich immer auch Material», sagt Helle. Im September erscheint sein neuer Roman «Die Überwindung der Schwerkraft» über die Frage, ob man Kinder in die Welt setzen soll oder nicht.

Am Ende von «Immer ist alles schön» dankt Weber unter anderem ihrem Mann für «das Reden», «das Wachhalten» und «das Menschbleiben nicht Maschine werden». Meistens ist er ihr erster Leser und umgekehrt. Immer noch lesen sie sich auch gerne ihre Texte vor. Sie unterstützen und verbessern sich gegenseitig – im Unterschied zu anderen, vor allem älteren Paaren der Literatur, bei denen oft die Frau im Schatten des Mannes blieb.

Nicht gleichzeitig publizieren

Als Konkurrenten sehen sich Helle und Weber nicht, «wobei es Zeiten gab, in denen es nicht so einfach war», wie sie sagt. «Stimmt, als du noch keinen Verlag hattest.» – «Du schon das zweite Buch und ich immer noch am ersten, da wurde ich ungeduldig.» Inzwischen haben sich beide einen Namen gemacht, Preise gewonnen, Stipendien erhalten. Sie haben vor, weiterhin nicht gleichzeitig Bücher zu veröffentlichen, weil es sonst Terminkollisionen gäbe. Denn vor Arbeit überquellende Wochenpläne möchte das Paar nicht zeichnen müssen.

Dieser Text wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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