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Schritt für Schritt zurück in die Normalität

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

Vor gut einem Jahr hat Damien* den Freiburger Nachrichten aus seinem Leben erzählt – aus dem Leben auf der Strasse. Der damals 21-Jährige lebte seit drei Jahren ohne festen Wohnsitz, ohne Arbeit, ohne Geld. Er war Stammgast der Freiburger Notschlafstelle La Tuile und hatte dieses ruhelose Leben satt.

Jetzt, ein Jahr später, sieht vieles besser aus. «Dank den Gassenarbeitern habe ich es geschafft, mir etwas aufzubauen», sagt Damien. Vor einem Jahr wohnte er drei Monate lang in einem Zimmer bei den «Pères du Saint-Sacrement» in Marly. Dadurch wechselte er vom Freiburger Sozialamt zu jenem von Marly und kam zu einer neuen Sozialarbeiterin. «Sie hat mir sehr viel geholfen.» Damien konnte eine Wohnung in Marly beziehen; dort lebt er mit seiner Freundin.

Meist zu Hause

«Ich bin sehr oft zu Hause», sagt der 22-Jährige. «Ich war lange genug auf der Strasse, ich habe keine Lust mehr auf Herumhängen.» Er geniesse es, eigene vier Wände zu haben, sich ausruhen zu können und einfach bei sich zu sein.

Mit einer eigenen Adresse im Briefkopf waren auch die Bewerbungsschreiben attraktiver. Und so fand Damien eine Vorlehre in der Crêperie SucréSalé an der Freiburger Lausannegasse; «nicht im Rahmen des sozialen Integrationsprogramms der Crêperie, sondern als richtige Stelle», betont Damien. Acht Monate hat er dort gearbeitet. Doch fanden die Verantwortlichen keinen Lehrmeister, so dass Damien schliesslich entschied, seine Arbeit bei der Crêperie zu beenden und eine richtige Lehrstelle zu suchen.

Am liebsten würde er Zimmermann oder Schreiner werden. «Ich habe aber Angst, dass ich diese Lehren rein schulisch nicht schaffe», sagt Damien. Darum überlegt er sich auch, sich als Logistiker oder Kellner zu bewerben – auch wenn sein Herz dem Schreinerberuf zufliegt.

Kein Abschlusszeugnis

Bis zu seinem achten Lebensjahr lebte er mit seiner Zwillingsschwester bei einer Pflegefamilie; doch dann verstarb die Pflegemutter, und die Kinder kamen zu ihrer leiblichen Mutter. Mit zwölf Jahren wurde Damien in ein Heim eingewiesen. Der Knabe, der seine Gefühle nicht zeigte, aber viel Wut im Bauch hatte, stiess immer wieder an – und flog aus mehreren Heimen raus. Er zog zur Mutter, kam wieder in ein Heim, hatte Probleme mit der Justiz, landete in einem neuen Heim. Durch die Wohnortwechsel hat er die Schule nur zeitweise besucht. Er hat kein Zeugnis aus der obligatorischen Schulzeit und grosse Lücken im Schulwissen.

«Arbeiten aber kann ich», sagt Damien. Das habe er in der Crêperie bewiesen: Nach drei Jahren auf der Strasse ohne regelmässigen Tagesablauf habe er es geschafft, täglich zur Arbeit zu erscheinen und zur Zufriedenheit aller zu arbeiten. «Ich habe aber immer noch ein Problem mit dem Aufstehen», sagt er selbstkritisch. «Das muss ich noch in den Griff kriegen.»

«Mache mir oft Sorgen»

Nun verfasst Damien Bewerbungsschreiben. «Ich möchte diesen Herbst eine Attest-Lehre beginnen – spätestens aber im Sommer 2012.» Er habe im letzten Jahr eigentlich schon viel erreicht: «Ich lebe nicht mehr auf der Strasse, ich habe gezeigt, dass ich arbeiten kann – nun möchte ich mein Leben weiter festigen.» Nie mehr wolle er so tief fallen wie in seiner Zeit auf der Strasse. «Daran denke ich immer wieder. Und darum mache ich mir auch oft Sorgen, was passieren könnte, wenn wieder etwas schief geht.»

* Name geändert

«Ich bin sehr oft zu Hause», sagt Damien: Er geniesst es, eigene vier Wände zu haben.Bild Aldo Ellena

Obdachlos: Jugendliche in Notschlafstelle

Vor einem Jahr haben Institutionen wie die Freiburger Notschlafstelle La Tuile und das Tageszentrum Banc Public die Alarmglocke schellen lassen, weil sich immer mehr Jugendliche in diesen Einrichtungen aufhielten. «Jetzt spricht niemand mehr darüber, obwohl ich immer noch viele Jugendliche auf der Strasse sehe», sagt Emmanuel Fridez. Der Gassenarbeiter der Präventionsorganisation Reper kennt rund zehn Jugendliche, die kein Dach über dem Kopf haben. «Dann gibts noch die, die wir nicht sehen.»

«Nicht mehr dieselben»

Laut Direktor Eric Mullener schlafen fast jede Nacht vier bis sechs Jugendliche in der Notschlafstelle La Tuile. «Das sind noch etwa gleich viel wie vor einem Jahr – aber es sind nicht mehr dieselben.» Das sei eine gute Nachricht: «Die Jugendlichen, die vor einem Jahr bei uns übernachtet haben, fanden eine Unterkunft – einige auch eine Arbeitsstelle.»

Die Jugendlichen, die in der Notschlafstelle übernachten, täten dies aus persönlichen Gründen, sagt Mullener. «Nicht die Strukturen fehlen, um sie aufzufangen – sondern sie verweigern sich den Strukturen.» Das Personal der Notschlafstelle begleitet sie. «Wir versuchen, sie zu motivieren, aus ihrer Situation herauszufinden; wir machen aber keine Vorgaben und stellen keine Forderungen», sagt Mullener.

Der Direktor der Tuile sieht aber auch strukturelle Probleme; so müssten einige Angebote für Jugendliche ohne Lehrstellen noch niederschwelliger werden. «Reper ist zusammen mit den kantonalen Behörden daran, etwas zu ändern». njb

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