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Schuberts Winterreise als Start des Lied-Festivals

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Wanderer als Hauptfigur der «Winterreise» stolpert von einer irrealen oder einer real-existenziellen Situation zur nächsten, durch einen trostlosen Winter. Jeder Augenschein erscheint aus der Perspektive des enttäuschten Liebhabers, des sehnsüchtig Hoffenden, des erbarmungslos Resignierenden, des endgültig Verstossenen, Verbannten. Er hat das Mädchen geliebt, das «Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Eh’»–nun ist die Liebe zu Ende, «nun ist die Welt so trübe, der Weg gehüllt in Schnee» (Lied 1). Die beiden Interpreten wissen sofort um die Ausweglosigkeit verschmähter Liebe, irgendwie ist der Wanderer dem Leiermann (Lied 24) bereits begegnet «Barfuss auf dem Eise schwankt er hin und her», «Wunderlicher Alter, soll ich mit dir geh’n?». Eine Reise durch einen unerbittlich düsteren, ausweglosen Winter.

Wenn Florian Boesch die Bühne betritt, dann bereits als geschundener, heimatloser Wanderer–halb Wozzeck (Büchner/Berg), halb Gottesnarr (Boris Godunov, Mussorgsky), wie ihn eine Musikkennerin nach dem Konzert treffend charakterisierte.

Es war ein eindrückliches Rezital. Bohrende Intensität, der Sänger als Schauspieler, der in die Rolle des Verschmähten schlüpft, die Leiden verschmähter Liebe verzweifelt, schliesslich resignierend durchlebt. Ein Sänger, der nicht auf den Wohlklang seiner sonoren Stimme bedacht ist, sondern stammelt, ausruft, die Stimme bis zum Äussersten ausreizt; Körperhaltung und stimmlicher Ausdruck bilden eine untrennbare Einheit. Und sein «Begleiter», Justus Zeyen, leidet die Qualen des Verstossenen mit, mit erlesener Klangkultur, in hervorragender Koordination mit dem «Hauptdarsteller».

Vorerst ist da noch eine Spur Selbstsicherheit: Die Klaviereinleitung zu «Gute Nacht» (Lied 1) lädt zu bewusstem Wandern ein. Doch bald ertönen Schreie der Verzweiflung, die Tränen sind so gross, als wollten sie zerschmelzen «des ganzen Winters Eis»–und Florian Boesch schreit diese Schreie unerbittlich grell in die gefrorene Landschaft (3. Lied). Leidenschaft in der «Erstarrung» (Lied 4), Verbitterung, Trostlosigkeit im «Lindenbaum» (5. Lied), kein tröstend-einladender Baumschatten. Und aus der «Wasserflut» (Lied 6) klingt fahler, resignierender Pessimismus. Der Bach reflektiert das Bild eines Gezeichneten (Lied 7). Der atemlos gestammelte «Rückblick» (8. Lied) mag an Konstantin Wecker erinnern, «es brennt mir unter beiden Sohlen». Ein Schuss Selbstironie im «Irrlicht» (Lied 9), ein resigniertes zu sich Sprechen «nun merk’ ich erst, wie müd’ ich bin» (Rast, Lied 10)–Lebensmüdigkeit, Zeichen der Todessehnsucht. Der «Frühlingstraum» (11. Lied) ist ein dunkler Traum, die Realität ist «kalt und finster». «Ihr lacht wohl über den Träumer, der Blumen im Winter sah.» Fantastisch, wie Florian Boesch und Justus Zeyen die Fermaten füllen, wie sie den «Frühlingstraum» beenden, sehnsuchtsvoll kalt. Und im 12. Lied «Einsamkeit» lassen die beiden Interpreten ein unerschöpfliches Spektrum möglicher Resignation und Verzweiflung spürbar und hörbar werden, das im «Leiermann» unergründlich aufgefangen wird «Willst zu meinen Liedern deine Leier dreh’n?»

Mit ihren Interpretationen boten die beiden Musiker einen fantastischen Festivalbeginn.

Programm

Die weiteren Konzertabende

Das internationale Lied-Festival bietet diese Woche noch fünf weitere Konzertabende:

 

Montag, 3. Juni,20.30 Uhr, im Cinema Rex: «Conversations à Reichlin». Film von François Dupeyron, mit Marie-Claude Chappuis u. a.

 

Mittwoch, 5. Juni,20 Uhr, im Equilibre: Bernarda und Marcos Fink, Mezzo-Sopran und Bariton, und Anthony Spiri, Klavier. Werke von Brahms, Schumann, Schubert, Guastavino, Piazzolla, Buchardo.

 

Freitag, 7. Juni,20 Uhr, im Equilibre: Amel Brahim-Djelloul, Sopran, Nicolas Jouve, Klavier, Mohamed Maakni, Gitarre. Werke von Canteloube, Collet, Hahn, Ravel, Guirdy, Respighi, Chants Kabyles.

 

Samstag, 8. Juni,20 Uhr, im Equilibre: Marie-Claude Chappuis, Mezzo-Sopran, Sergio Ciomei, Klavier und ein Streichquartett. Werke von Brahms, Satie, Bizet, Chausson.

 

Sonntag, 9. Juni,17 Uhr, im Equilibre: Alex Penda (Alexandrina Pendatchanska), Sopran, Semjon Skigin, Klavier. Werke von Glinka, Rachmaninov, Fauré, Ravel, Pipkov, Hadjiev.hr

 

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