«Jetzt geht es um die Wurst», sagte Werner Zurkinden, Direktor der Orientierungsschule Düdingen, an der Versammlung des OS-Verbandes am Donnerstag in Plaffeien. «Wir machen uns Sorgen wegen der Harmonisierung im zweisprachigen Kanton.» Vor den Delegierten der 19 Sensler Gemeinden äusserte er im Namen der OS-Direktoren seine Bedenken, dass mit dem Ausführungsreglement zum neuen Schulgesetz einige der Errungenschaften an Deutschfreiburger Schulen und damit die Qualität des Unterrichts verloren gehen könnten. «Wir haben nun mal zwei unterschiedliche Schulkulturen im Kanton. Ob das System im französischsprachigen Teil schlechter ist, will ich nicht bewerten.» Er befürchte aber, dass die Harmonisierung zuungunsten Deutschfreiburgs gehe. «Unsere Schulkultur steht auf dem Spiel.»
Für einen guten Anschluss
Er nannte das bewährte Übertrittsverfahren, durch das eine Mehrheit der Jugendlichen gute Chancen hat, eine weiterführende Schule besuchen zu können. «Das zehnte Schuljahr ist ein Erfolgsmodell», führte Werner Zurkinden aus. Den Lehrpersonen und Schulverantwortlichen sei es wichtig, den Jugendlichen nach der OS-Zeit einen möglichst guten Anschluss an die Berufswelt bieten zu können. «Mit unseren Werk- und Realklassen können wir Schüler individuell fördern. Es wäre schade, wenn diese Förderklassen abgeschafft würden.» Die Statistik gebe ihm recht: Deutschfreiburg habe sehr wenig Schüler, die nach der Schule keine Perspektive hätten und eine Übergangslösung bräuchten. «Mir fehlt der Glaube, dass Staatsrat Siggen so weise ist, das einzusehen», betonte Zurkinden. Ein Brief der Schuldirektorenkonferenz an die Adresse des Erziehungsdirektors sei bis jetzt unbeantwortet geblieben. «Wir sind bereit, für unser System zu kämpfen. Es lohnt sich», so der Düdinger OS-Direktor.
Platz für Unterschiede
Auch Yvonne Jungo aus Bösingen brach eine Lanze für das bewährte Übertrittsverfahren. «Etwas Neues sollte besser sein», sagte die Gemeinderätin. Es sei unverständlich, dass man ein System auf den Kopf stellen wolle, das schweizweit ausgezeichnet worden sei. «Kulturelle Unterschiede müssen Platz haben im Ausführungsreglement. Vieles kann harmonisiert werden, aber alles geht nicht.» Die Schulpräsidentin von Schmitten, CSP-Grossrätin Bernadette Mäder-Brülhart, macht sich Sorgen um das Wohl der Schüler, wenn die Förderklassen abgeschafft werden. «Das wäre ein Rückschritt.» Die Sensler Grossräte würden dies bekämpfen, gab sie bekannt.
Toni Kammermann, ehemaliger Direktor der OS Wünnewil und Gemeinderat in Überstorf, kritisierte, dass die Gemeinden im neuen Schulgesetz nichts mehr zum Schulbetrieb zu sagen hätten, aber diesen bezahlen müssten. Das löse Unzufriedenheit aus.
500 Seiten Kommentare
All die Vorwürfe gingen an die Adresse von Andreas Maag. Der Vorsteher des Amtes für den deutschsprachi- gen obligatorischen Unterricht hatte im Anschluss an die Delegiertenversammlung seine Vision für die nächsten zehn Jahre im Unterricht dargelegt: Sie reichten von nationalen Bildungsstandards, Lehrplan 21, neuen Lehrmitteln und Stundenplänen bis zur Umsetzung des neuen Schulgesetzes. In der Vernehmlassung zum Ausführungsreglement seien 500 Seiten mit Kommentaren eingegangen. «Es wird jetzt überarbeitet und dann dem Staatsrat zur Genehmigung unterbreitet», sagte er.
Nicht uniformisieren
Ziel sei, dass es mit dem neuen Gesetz nur noch ein Reglement für den ganzen Kanton gebe. Maag versuch- te, die Sensler OS-Delegierten zu beruhigen: Staatsrat Siggen sei sich der Sensibilität der Sprach- und Schulkulturen durchaus bewusst: «Er hat gesagt, dass man harmonisieren will, aber nicht uniformisieren.» Es sei das Ziel von allen, keinen Schnellschuss zu produzieren, sondern etwas, was sich längerfristig bewähre. «Nicht alles, was neu ist, ist schlecht», sagte er und verwies auf die Visionen von Pater Girard, der vor 200 Jahren mit seinen Ideen nicht durchkam, obwohl sie gut waren. Er denke nicht, so Andreas Maag, dass der von den Sensler befürchtete «Worst Case» eintreffen werde. «Ich bin bereit zu vermitteln und setze mich dafür ein, dass wichtige Dinge erhalten bleiben.» Er könne die Delegierten also etwas beruhigen, ihnen aber keine Garantie geben. «Die Entscheidung liegt nicht bei mir.»
Turnhalle Tafers: Überraschungen hinter den Mauern kosten
E s habe Überraschungen gegeben, sagte Josef Cattilaz, Ammann von Tafers und Baukommissionspräsident für die Sanierung der Doppelturnhalle bei der OS Tafers, den Delegierten der OS Sense. Die ursprüngliche Bauweise sei viel schlechter als angenommen, vor allem bei der Statik. «Der Aufbau der Fassaden war anders, als wir angenommen hatten», erklärte er. «Die Eisen sind falsch verlegt worden. Experten haben uns gesagt, dass das Gebäude nach heutigen Normen schon lange hätte zusammenfallen müssen.» Diese Mängel brachten es mit sich, dass die innere und die äussere Schale der Fassaden neu verbunden und isoliert werden mussten. Um die verlangte Erdbebensicherheit zu garantieren, mussten weitere Massnahmen ergriffen werden. «Das ergab Zusatzkosten», so Cattilaz. «Die Reserven sind aufgebraucht.»
Der Kredit, den die Sensler Gemeinden für die Sanierung gesprochen hatten, beläuft sich auf 7,1 Millionen Franken. «Wir sind daran, die Kosten zu optimieren, um diesen Betrag nicht zu überschreiten.» Die Arbeiten hätten einen Monat Rückstand. Er sei aber sicher, dass die «neue» Turnhalle für das Schuljahr 2016/17 bereitste he. im
Zahlen und Fakten
Die Gemeindebeiträge sind viel höher
Die Delegierten des Gemeindeverbandes Orientierungsschule Sense haben an ihrer Versammlung vom Donnerstag in Plaffeien das Budget 2016 genehmigt. Es schliesst bei einem Gesamtaufwand von 14,8 Millionen Franken mit einem Gemeinde-Anteil an den Betriebskosten von 14,3 Millionen. Die Belastung für die 19 Gemeinden ist damit um 3,21 Millionen höher als im Vorjahr. Grund ist das neue Schulgesetz, dass bei den Löhnen eine andere Kostenaufteilung zwischen Kanton und Gemeinden vorsieht. Im Sensebezirk unterscheiden sich die Berechnungen des Verbandes allerdings mit jenen des kantonalen Amtes für Ressourcen um eine halbe Million Franken. Gemäss Präsident Walter Fasel konnte dem Verband bis jetzt noch niemand den Grund dafür erklären. Der Personalaufwand ist im Voranschlag auch der grösste Ausgabenposten: Der Gemeindeverband sieht dafür 10,18 Millionen Franken vor, 3,33 Millionen mehr als im Vorjahr. Für den Betrieb der vier Schulhäuser müssen die Gemeinden 2,76 Millionen Franken berappen. Bei den Investitionen schlagen immer noch zwei Grossprojekte zu Buche: Der Um- und Ausbau der OS Plaffeien und die Sanierung der Doppelturnhalle an der OS Tafers.im