Autor: Mireille Rotzetter
Im Gebiet «Dürischwand-Lassen» nördlich der Gemeinde Jaun ist das Gelände sehr steil. «Wenn hier eine Lawine runtergeht, stürzt sie in den Dorfbach und von dort ins Dorf hinunter», erklärt der Ammann Jean-Claude Schuwey an der Ortsbegehung vom Mittwoch. Man habe nicht gedacht, dass in diesem Gebiet einmal Lawinenverbauungen aufgestellt werden müssten. «Der Sturm ?Lothar? hat die Situation aber entscheidend verändert. Ein Schutz für die Bevölkerung und die Gebäude ist nötig geworden», so der Ammann.
Projekt «Dürischwand»
Insgesamt sind im Gebiet «Dürischwand-Lassen» 50 Lawinenverbauungen, so genannte Holzschneerechen, geplant. Diesen Sommer werden die letzten 18 Rechen aufgestellt. Dazu sind fünf Gemeindearbeiter, der Gemeindeförster und an etwa zehn Tagen ein Helikopterteam, bestehend aus vier Männern, im Einsatz. «Mittlerweile haben wir grosse Erfahrung in Bezug auf Lawinenverbauungen», berichtet Frédéric Blum, Gemeindeförster. Dies sei wichtig, denn die Arbeiten im steilen Gelände seien nicht einfach und erforderten viel Geschick und Kraft.
Kosten aufgeteilt
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 900 000 Franken. «70 Prozent werden von Bund und Kanton übernommen, 30 Prozent bezahlt die Gemeinde Jaun», so der Ammann.
Zwei verschiedene Arten von Lawinenverbauungen werden montiert: Holzschneerechen und Dreibeinböcke. «Holzschneerechen fangen die grossen Schneemassen auf», erklärt der Gemeindeförster. Sie sind 3,4 Meter hoch, 4 Meter breit und bestehen aus 1,2 Kubikmetern Holz. Von den Gemeindearbeitern wird zuerst das Gerüst der Rechen gebaut. Dafür wird die Länge der einzelnen Stützpfeiler genau ausgerechnet, da diese exakt ins unebene Gelände einpassen müssen. Auch dort, wo die Verbauung schliesslich stehen soll, werden Vorkehrungen getroffen. So werden Eisenstützen und Eisenplatten ins Gelände gebaut, damit der massive Rechen Halt findet.
Ein Helikopter fliegt den Rechen mit grosser Präzision an den vorbereiteten Ort, wo die Gemeindearbeiter den Rechen einpassen. Schliesslich werden die Rechen mit zusätzlichen Verstrebungen verstärkt und mit Drahtseilen fixiert.
Etwas weniger spektakulär gestaltet sich die Montage der Dreibeinböcke. Diese sind viel kleiner und dienen vor allem dem Schutz des Waldes. «Mit den Dreibeinböcken fördern wir beispielsweise das Wachstum von Fichten, Bergahornen und Vogelbeerbäumen», so Frédéric Blum. «Die Aufforstung des Waldes ist sehr wichtig, denn der Wald ist ein natürlicher Schutz vor Lawinen.»
Sowohl die Dreibeinböcke als auch die Holzschneerechen sind aus Kastanienholz. «Das Holz kommt aus einem Schutzwald im Tessin. Es ist solides, qualitativ gutes Holz, welches sich viel besser für Lawinenverbauungen eignet als beispielsweise Metall.»
Die Arbeiten am Projekt «Dürischwand» dauern noch rund einen Monat. Danach sind keine grösseren Lawinenverbauungen geplant. «Wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels», stellt Jean-Claude Schuwey erleichtert fest.