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Schweinkram

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ich lese die Hefte heimlich. Fasziniert und angeekelt. Und zwar auf dem Klo meiner Eltern. Denn dort liegen die Edelpornos rum: «Landlust» und «Landliebe». Ja, ganz recht, was am Kiosk als Lifestyle-Magazin geführt wird, gehört eigentlich in die Schmuddelecke. Denn die Heftli sind nichts anderes als Pornografie.

Stimulationshilfen für abgelöschte Bürofachkräfte, die sich an kunstvoll inszenierten Bildstrecken über echt authentische Holzkuhschnitzer aufgeilen. Hochglanz-Dekorier-Vorlagen für jene, die gefilzte Samichläuse auf dem Fensterbrett und andere Perversionen mit Stil verwechseln und jeden Monat einen neuen Türkranz flechten. Das ultimative Handbuch für Selbstbesorger, pardon, Selbstversorger, die beim Betrachten von mit Zimt bestreuten Fotzelschnitten in Wallung kommen.

Heisse Lektüre für promiske Konfitüre-Kocherinnen und frigide Back-Fetischisten. Das «50 Shades of Grey» für seitensprungwillige Vegetarier, die insgeheim davon träumen, Schweine zu züchten und diese, wenn sie nach einem glücklichen Landleben ihr Traumgewicht erreicht haben, mit einem selbst gestrickten Schal lustvoll zu strangulieren, um sie dann über dem eigenhändig geküferten Eichenbottich ausbluten zu lassen und den Speck, den Schinken und die Würste in den Rauchkamin des Bauernhauses zu hängen, das für drei Millionen sanft renoviert worden ist. Papierenes Viagra für wohlstandsübersättigte Agglobewohner, die Kargheit mit Glück verwechseln.

Und über allem weht der Geist der Grossmutter, dieser Lifestyle-Domina, die noch wusste, wie es geht – und wozu Melkfett gut ist. (Und nein, ich will gar nicht wissen, aus welchem Grund meine Eltern die Zeitschrift kaufen.)

Wie das bei Pornos so ist, sie machen Appetit, aber nicht satt. Und vor allem sind sie eine Lüge. Denn das Landleben ist nicht so. Das weiss ich aus eigener Anschauung, ich bin nämlich auf dem Land aufgewachsen. Im Luzernischen, wo es mehr Schweine gibt als Menschen. Aber nie sah man die Schweine fröhlich grunzend draussen herumtollen, weil sie nämlich in fensterlosen Ställen gehalten wurden. Der Frauenverein strickte nicht aus Lust, sondern aus missionarischem Eifer – und zwar Wollkäppli für die armen Afrikanerbabys. Neben der Käserei stand das Gemeinschaftskühlhaus, wo die nachlässig eingetüteten Kirschen aus dem Nachbarfach über die Schweinsplätzli sauten. Und Bauern renovierten ihre Ställe nicht sanft, sondern mit Benzinkanister und Streichholz. Und ständig, ständig, ständig stank es nach Gülle.

So ist das Landleben. So richtig Hardcore. Ich glaube, die Zeit ist reif für ein neues Magazin: «Landfrust – die schlimmen Seiten des Landlebens».

Also ich würde es kaufen.

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