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Das erste Rüebli hat den höchsten Preis

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Am Freitag findet die Gründungsversammlung des Vereins «Zukunft Drei-Seen-Land» statt. Die Idee für die Plattform stammt vonseiten der Landwirtschaft. Die Bauern haben das Problem, dass ihr Boden schwindet. Ursprünglich war gedacht, dass auch Naturschutzorganisationen im Verein sind. Da sich der Verein jedoch so organisieren will, dass nur Gemeinden und Flurgenossenschaften Mitglieder mit Stimmrecht sein können, haben sich Pro Natura, Birdlife, WWF und Landschaftschutz Schweiz zurückgezogen (die FN berichteten). In den Ausführungen des Vereins «Zukunft Drei-Seen-Land» ist von Ernährungssicherheit und vom bereits bestehenden Naturschutzgebiet, der Grande Cariçaie am Neuenburgersee, die Rede (siehe Kasten rechts).

Die Versorgungssicherheit

Michael Moser ist Vizepräsident der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg und Landwirt in Kerzers. Der Familienbetrieb umfasst 71,5 Hektaren Land. Davon nutzen Mosers 45 Hektaren konventionell, auf 22 Hektaren bauen sie Bio-Gemüse an und auf 4,5 Hektaren befinden sich Gewächshäuser. Von der Gründung des Vereins «Zukunft Drei-Seen-Land» erwartet Moser, «dass sich die ländlichen Gemeinden der Region als Gegenstück zu den Hauptstadtregionen zusammentun». Es gehe um die Versorgungssicherheit, «damit wir weiter produzieren können».

Es sei Zusammenarbeit gefragt, gerade bei Projekten wie jenem rund um die Bewässerung. «Wir wollen den landwirtschaftlichen Boden und die Infrastruktur mit den Stras­sen erhalten.» Das sei mit der zweiten Juragewässerkorrektion erreicht worden. Nun brauche es neue Investitionen.

Moser sieht die Gründe für den Humusverlust und die schlechte Bodenqualität im Grossen Moos hauptsächlich in der Vergangenheit: «Mit der Entwässerung gelangte Sauerstoff in den Boden, der zur Mineralisation der organischen Böden führte.» Das sei der Hauptgrund dafür, dass sich der Boden gesenkt hat. Zudem habe man die Hilfsstoffe früher «mehr Handgelenk mal Pi ausgebracht». Nun fände ein Umdenken statt: «Heute erfolgt alles viel gezielter.»

Gemäss der Nationalfonds-Studie «Boden und Nahrungsmittelproduktion» (siehe Kasten unten) sind ein zu rigider Abtransport von Ernterückständen und fehlende Transfers von organischen Düngern zwischen den Betrieben, also Stroh gegen Gülle, Gründe für den heutigen Humusverlust. «Im Normalfall kenne ein Gemüsebauer seinen Boden und arbeite mit Ackerbau- und Viehwirtschaftsbetrieben zusammen», sagt Moser dazu. «Denn ein gesunder Boden ist die halbe Miete.» Der Boden sage sofort, wenn es ihm nicht gut gehe. Es sei aber jedem Betrieb selber überlassen, wie er seinen Boden behandelt. Zudem sei organischer Dünger sehr schwierig einzuschätzen und wirke verzögert.

Eine Grundsatzfrage

Ein weiterer Grund für den Verlust an organischer Bodensubstanz und damit der Fruchtbarkeit des Bodens macht die Studie im frühen Ansäen im Frühjahr aus. «Wir wollen keine tote Zeit, der Druck auf dem Markt ist extrem hoch», erklärt Moser. «Und das erste Rüebli hat nun Mal den höchsten Preis.»

Natürlich sei es so, dass zwei bis drei Kulturen hintereinander den Boden belasten. «Gründüngungen wie Kunstwiesen, Luzerne oder Klee helfen dem Boden extrem.» Sein Betrieb mache das auch, beim Bio-Gemüse gebe es nur eine Kultur pro Saison. Und es gebe viele Bio-Betriebe, die mit zwei Kulturen arbeiteten, betont Moser. «Aber bei der konventionellen Produktion ist der Marktdruck zu hoch, um eine Ernte auszulassen.» Dass der Boden dafür stark beansprucht werde, sei klar: «Es ist ein natürlicher Vorgang, wenn der Mensch etwas von der Natur braucht, nicht nur in der Landwirtschaft.» Schlussendlich gehe es um eine Grundsatzfrage: «Wollen wir sämtliche Nahrungsmittel aus dem Ausland beziehen und der dortigen Natur etwas wegnehmen?» Eine Lösung sieht Moser in mehr Gewächshäusern: «Da können wir auf weniger Fläche viel mehr produzieren.»

Einen weiteren Aspekt für das Schwinden der Bodenqualität macht die Studie in der Bodenverdichtung fest. «Es gibt die Problematik, dass die Maschinen heute grösser sind», sagt Moser. Aber auch hier argumentiert der Landwirt mit dem Preisdruck. Die menschliche Arbeitskraft sei hier viel zu teuer. Zudem habe die Technik Fortschritte gemacht, «und wenn möglich arbeiten wir mit dreiachsigen Fahrzeugen, um das Gewicht besser zu verteilen.» Wichtig sei auch der Zeitpunkt: «Wenn der Boden trocken ist, ist das Gewicht kein Problem.»

In der Nationalfondsstudie sind zudem Leistungen des Bodens festgehalten, die für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Dazu gehören das Reinigen und das Speichern von Wasser sowie der Boden als Lebensraum. «Es ist den Landwirten schon bewusst, dass der Boden für die ganze Gesellschaft wichtig ist.» Aber: «Das Staunen wäre gross, wenn es im Laden nur noch die Hälfte des Angebots hätte.» Das Wissen über den Erhalt der Bodenqualität sei vorhanden in der Landwirtschaft: «Jeder wüsste, was besser wäre, der gesellschaftliche Druck ist hoch». Doch: «Auch wenn der Landwirt weiss, dass Gras besser wäre, kann er sich das nicht leisten». Es gehe um Selbstverantwortung des Einzelnen: «Der Konsument ist kein Gramm besser als der Landwirt.»

Die abgesenkten Böden und die Unebenheiten im Grossen Moos wollen die Landwirte in einem vereinfachten Verfahren mit Aushubmaterial aufschütten. Aber der Landwirt brauche dafür eine Baubewilligung sowie ein Gutachten eines sogenannten Bodenkundlichen Baubegleiters. «Das Verfahren dauert zu lange, denn das mit dem Aushub funktioniert kurzfristig.» Ausserdem sei es eine Bevormundung des Landeigentümers. Mineralische Erde auf Felder aufzutragen, deren Oberboden immer noch schwarz ist, ist für Moser kein Problem: «Es gibt je nach Kultur Vor- und Nachteile».

Auf ein Projekt von Agroscope angesprochen, bei dem ein Landwirt in Mont-Vully Reis anbauen und das Feld dafür temporär fluten will, sagt Moser: «Das ist sicher eine prüfenswerte Idee – aber wollen wir im ganzen Grossen Moos nur noch Reis anbauen?»

Er habe sich wegen des Klimawandels auch schon überlegt, ob er nicht besser Olivenbäume pflanzen würde. Für die Zukunft prophezeit Moser, dass es nur noch Bio-Anbau und Gewächshäuser geben wird.

Fakten

Der Startschuss erfolgt in Murten

Am Freitag erfolgt der Start für eine Handlungsplattform: Der Verein «Zukunft Drei-Seen-Land» soll in Murten gegründet werden. Dazu sind politische Gemeinden, Burger- und Bürgergemeinden, Flur-, Meliorations- und Bodenverbesserungskörperschaften, sowie Interessenvertretungen der Grossregion zwischen Orbe und Solothurn wie auch Vertreter von Bund, Kantonen und Regionen eingeladen. In der Präambel der Einladung ist festgehalten, dass sich in dem Gebiet dank der beiden Juragewässerkorrektionen nicht nur das grösste Vorranggebiet für die nationale Ernährungssicherheit entwickelt hat, sondern auch das Naturschutzgebiet Grande Cariçae. Die Bodenfruchtbarkeit, die ausgedehnten Ebenen und die beinahe unerschöpfliche Wasserverfügbarkeit machten dieses Gebiet besonders geeignet für Anpassungsmassnahmen an den Klimawandel, welche die landwirtschaftliche Ertragsbereitschaft und Ertragssicherheit auch in den kommenden Jahrhunderten gewährleisten sollen. In Artikel 3 der Statuten heisst es: «Der Verein bezweckt die koordinierte Weiterentwicklung der Kulturlandschaft Drei-Seen-Land in den Bereichen Landwirtschaft, der Biodiversität und der wirtschaftlichen Weiterentwicklung.»

emu

 

«Der Konsument ist kein Gramm besser als der Landwirt.»

Michael Moser

Landwirt Kerzers

Nationalfonds-Studie

Mit einer guten Bodenqualität lassen sich Eingriffe begrenzen

Das Nationale Forschungsprogramm 68 (NFP 68) hat von 2013 bis 2018 Grundlagen für eine nachhaltige Nutzung der Res­source ­Boden erarbeitet. Die Studie «Boden und Nahrungsmittelproduktion» ist eine thematische Synthese (TS1) des NPF 68. Das Autorenteam skizziert darin eine standortgerechte, regional angepasste Landwirtschaft, die sich vermehrt auf die Bodenfunktionen abstützt und mit weniger Maschineneinsatz und weniger Hilfsstoffen arbeitet. Denn in einer landwirtschaftlichen Produktion, die den Boden als natürliche Ressource nutzt, stehen laut der Synthese folgende Funktionen im Vordergrund: Die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte und von Trinkwasser, die Speicherung, Filterung und Reinigung von Wasser, Nährstoffen, Schwermetallen oder Schadstoffen sowie der Lebensraum für Mikroorganismen. Diese Funktionen seien zentral für die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, die Ernährung und die Gesundheit der Pflanzen. «Sie erbringen Leistungen, die es ermöglichen, pflegende Eingriffe in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zu begrenzen.»

emu

 

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