Der Hauptmann der Soli ist eine Frau

Noëmi D’Hooghe ist die allererste Frau, welche die Murtner Solennität am Samstag als Hauptmann anführen wird. Den Rang hat sie sich hart erkämpft: Die 15-jährige Schülerin der Orientierungsschule Region Murten gewann die Kaderprüfung der Kadetten Murten. Die Belastungsprobe dauerte knapp drei Tage an und umfasste neben langen Märschen mit Gepäck eine Bootsfahrt, einen Hindernisparcours, Rennen und auch verschiedene Wissenstests. Neben Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit war damit auch Allgemeinwissen gefragt.

Seit dem 16. Jahrhundert feiert Murten den Sieg bei der Schlacht von Murten 1476. Der burgundische Herzog Karl der Kühne erlitt seine zweite Niederlage gegen die Eidgenossen und ihre Verbündeten. Im 19.  Jahrhundert entwickelte sich die Schlachtfeier zu einem Jugendfest, das seither alljährlich am 22. Juni gefeiert wird.

«Ich werde respektiert»

Noëmi D’Hooghe freut sich: «Es ist eine sehr coole Aufgabe.» Als Hauptmann wird sie vor dem Umzug durch das Stedtli eine Rede halten: «Ich werde mich auf den Anlass und auf die Gemeinsamkeiten von Mann und Frau konzentrieren.» Gleichberechtigung sei ihr ein Anliegen. Es sei wohl schon viel besser geworden als früher, aber leider seien immer noch Sprüche wie «Frauen gehören in die Küche» zu hören. «Auch wenn es als Witz gemeint ist, hat es eben doch einen Hintergrund.» Dass sie als erste Frau die Kaderprüfung gewann, habe jedoch viele gefreut, «Frauen und Männer». Sie habe keine negativen Rückmeldungen erhalten. «Ich werde respektiert.»

Gegenseitige Unterstützung

Die Kaderprüfung war für die Jugendliche kein Zuckerschlecken: «Auf den Mont Vully zu rennen, war hart.» Auf die Übernachtung im Freien hätten die Kadettenleiter glücklicherweise für einmal verzichtet: «Es hat an diesem Wochenende geschneit und war sehr kalt.»

Am meisten punkten konnte Noëmi D’Hooghe beim Wissenstest. «Auf dem Boot erhielten wir vier Seiten mit Ereignissen aus der Schweizer Geschichte mit den dazugehörigen Jahreszahlen», erzählt die Schülerin. Später seien sie dazu abgefragt worden. Doch die junge Frau aus Courgevaux ist auch sportlich gut unterwegs: «Ich fahre Velo, mache Leichtathletik und auch Schwimmen bereitet mir viel Freude.» Sie sei schon ehrgeizig und suche die Herausforderung. «Ich mache auch Intervalltraining und Ausdauersport.» Niemand von den 23 Teilnehmenden an der Prüfung habe aufgegeben. Einer der Jugendlichen habe Schmerzen gehabt, als sie um fünf Uhr morgens von Villa­repos nach Faoug marschieren mussten. «Andere haben ihm dann geholfen und seinen Rucksack getragen, das war sehr schön.» Überhaupt seien sie sich zur Seite gestanden und hätten sich immer wieder gegenseitig motiviert.

«Auch bisschen Glücksache»

An der Kadettenprüfung nahmen sechs Mädchen und 17  Knaben teil. Dass es so wenig Mädchen sind, hat verschiedene Gründe: «Viele wollen wohl lieber in weissen Kleidern als in Uniform an der Soli teilnehmen», vermutet die 15-Jährige. «Es gibt aber wohl auch Mädchen, die Angst haben, es nicht zu schaffen.» Doch die Angst sei unbegründet: «Wer den Willen hat, kann es schaffen.» Bei Aufgaben wie zum Beispiel ein Puzzlespiel seien ja auch andere Kompetenzen gefragt als Muskelkraft, «und gerade beim Puzzle ist es auch bisschen Glücksache».

Noëmi D’Hooghe wird die OS im Sommer abschliessen und danach in Freiburg im Kollegium Gambach weiter zur Schule gehen. «Ich will später Medizin studieren», verrät die Jugendliche.

Auch ein Ziel sei, einen Triathlon zu absolvieren. «Aber ich habe nicht so viel Zeit, die Schule geht vor», sagt die junge Frau, unter deren Kommando die Kadetten am Samstag durch das Murtner Stedtli marschieren werden.