Der Fantasie der Bevölkerung waren keine Grenzen gesetzt, als sie sich daran machten, die Brunnen in ihren Dörfern zu schmücken. Total über 31 geschmückte Osterbrunnen sind zurzeit am Vully auf beiden Seiten der Kantonsgrenze zu erwandern und zu bewundern. «Die einzige Vorgabe war das Thema Ostern», erläutert die Tourismusdirektorin des Freiburgischen Vully, Gaëlle Pache, «sonst hatten sie Carte blanche».
Entsprechend herrschen bei den Dekorationen österliche Sujets wie Hasen, Hühner und Eier sowie Pflanzen aller Art vor. Die Freiwilligen verwendeten auch Materialien wie Eisen und Holz. Vorbilder hätten die kreativen Geister wohl vor allem im Internet oder bei Reisen nach Süddeutschland gefunden, so Pache, denn von dort komme die Tradition her.
Diese hielt letztes Jahr in Mont-Vully Einzug, neun Brunnen wurden dekoriert. Im Gegensatz zu den deutschen Dekorationen, bei denen Girlanden und Pflanzen vorherrschen, seien die Wistenlacher Sujets gewissermassen kunstvoller, handwerklicher gestaltet. «Es sind nicht Kopien, sondern eigene Entwicklungen», schwärmt die Touristikerin.
Von Tinguely bis FKK-Strand
So ist ein Brunnen in Môtier an die Werke von Jean Tinguely angelehnt. Das Thema ist Bewegung, zu sehen sind Veloräder, Radkappen von Autos und eine bunt bemalte Felge. In Sugiez spannt sich eine kleine Holzbrücke über einen Brunnen und stellt einerseits die Fusion der beiden Ortsteile im Wistenlach dar, wie auch die Zusammenarbeit der beiden Tourismusbüros in diesem Jahr. Ein anderer Brunnen nimmt den FKK-Strand in Chabrey auf die Schippe. In Praz schliesslich sprechen die Dekorateure des Brunnens die Erwähnung von Ostern im Johannes-Evangelium 3,16 an: «Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab.»
«Die einzige Vorgabe für die Teilnehmer war das Thema Ostern, sonst hatten sie Carte blanche.»
Gaëlle Pache
Tourismusdirektorin Mont-Vully
Erstmals machen dieses Jahr Mont-Vully und Vully-les-Lacs gemeinsame Sache beim Brunnenschmücken. Und erstmals werden auch Rundgänge ermöglicht. Eine Karte zeigt den Weg an, er führt an jeweils etwa neun Brunnen vorbei. Wer aber die 17 freiburgischen und 14 Waadtländer Brunnen erwandern möchte, muss viel Zeit einrechnen oder mit dem Velo kommen – denn die gesamte Strecke hat eine Länge von 40 Kilometern. Selbst wenn man den Standort suche, sei es nicht immer einfach, jeden Brunnen zu entdecken, sagt Pache, weil die Brunnen nicht immer einsehbar seien: «Wir haben schon gemerkt, dass wir nächstes Jahr den Weg besser signalisieren müssen.»
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Die Aktion sei beliebt und ziehe viele Besucher an den Vully. Letztes Wochenende seien enorm viele Menschen gekommen, sagt Pache, viele von ihnen aus dem Dreiseenland bis nach Freiburg, aber auch von weiter her. Deshalb sei die Aktion für die beiden Gemeinden ein Gewinn. Auch der Wettbewerb für die Kinder laufe gut, so Pache.Zahlen und Fakten
Zu den Brunnen mit dem Stedtlibummler
Vereine, Schulen und Privatpersonen haben Ende März 31 Osterbrunnen in den Gemeinden Mont-Vully (FR) und Vully-les-Lacs (VD) geschmückt. Die dekorierten Wasserspender sind bis am 23. April zu bewundern. Am Samstag werden Spezialfahrten mit dem Stedtlibummler ab dem Bahnhof Sugiez und der Mehrzweckhalle Salavaux angeboten. Eine Reservation bei einem der beiden Tourismusbüros wird empfohlen. Auf Freiburger Seite werden Sugiez, Praz, Môtier, Lugnorre, Joressens und Mur angefahren. Am Ostermontag organisiert das Tourismusbüro am Nachmittag ausserdem das Eierrollen auf dem Mont Vully. Es gilt, hart gekochte Eier so weit wie möglich zu werfen, ohne dass sie kaputt gehen.