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«Es ist ein Abenteuer»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Im Gräppelental im westlichen Alp­steinmassiv registrierte eine private Messstation kurz nach 7 Uhr 30 einen Wert von –30,81 Grad», berichtete die «NZZ» am 13. Februar 2018 – ein Rekordwert an diesem Tag. Auch der «Blick» und andere Medien meldeten den schweizerischen Tiefstwert aus dem Kanton St. Gallen: So twitterte ihn etwa die Sendung «SRF Meteo». «Wir wussten sofort, dass die Messung mit einem unserer Sensoren erfolgt war», sagt Reinhard Bischoff, Geschäftsführer der Firma Decentlab in Dübendorf. «Das ist schon ein schönes Gefühl.» Aufgewachsen ist der 40-Jährige in Guévaux am Vully-Seeufer, wo seine Eltern heute noch wohnen. Seit seinem Studium an der ETH lebt der Elektroingenieur in Zürich. «Manchmal fehlt mir der Murtensee schon etwas.»

Kraftaufwand hat sich gelohnt

13,5 mal 8 Zentimeter klein sind die Sensoren, batteriebetrieben und – mit den entsprechenden Komponenten versehen – vielseitig einsetzbar. Man kann damit nicht nur Temperaturen messen, sondern auch CO2-Werte oder die Beschaffenheit des Bodens. An der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf nahm alles seinen Anfang. «Die Idee, eine Firma zu gründen, hatten mein heutiger Geschäftspartner Jonas Meyer und ich, als wir im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts an der Empa ein Brückenüberwachungssystem entwickelten.» Dieses war drahtlos und batteriebetrieben: Die Grundidee war geboren. «Wir sagten uns damals: Diese Technologie wird ohne uns kommen oder mit uns.»

Seit dem Studium an der ETH kannten sich die Empa-Ingenieure. Die beiden Tüftler wagten den Schritt: Sie entwickelten ihre Prototypen zu einem Produkt weiter und brachten es auf den Markt. 2008 war es so weit: Die Jungunternehmer gründeten die Firma Decentlab als Spin-off der Empa. Ihren Sitz hat die Firma bis heute in deren Start-up-Zentrum, dem Glatec-Gebäude in Dübendorf. «Es war eine intensive Zeit. Es war spannend und herausfordernd zugleich, selber etwas aufzubauen», schaut Bischoff zurück. Der Kraftaufwand wurde belohnt: «Wir waren unter den Ersten, die ein solches Produkt angeboten haben», sagt er über die wartungsarmen Geräte, deren Batterien bis zu fünf Jahre halten. Unterstützt wurden die Jung­unternehmer durch Förderprogramme der Forschungsanstalt und weitere Förderinitiativen. Zu Beginn noch in einem Teilzeit-Angestelltenverhältnis, machten sie sich schrittweise selbständig. Die Firmengründer ergänzten sich gut: Während sich Meyer um die Elektronik kümmerte, widmete sich Bischoff der Software. Die Informatik war eines seiner Steckenpferde seit Schulzeiten. Heute hat er diesen Bereich an neue Teammitglieder abgegeben.

Termitensicher im Amazonas

Bischoff schraubt einen der Sensoren auf. Das weisse Gerät auf dem Tisch blinkt: Es signalisiert eine Messung. An der Kurve auf dem Computerbildschirm lässt sich der CO2-Gehalt im Sitzungszimmer ablesen. «Zu diesem Zeitpunkt haben wir das Zimmer betreten und das Gespräch begonnen», sagt Bischoff und zeigt auf die Kurve, die den zunehmenden CO2-Gehalt anzeigt. Die Geräte werden nicht nur im Aussenbereich angewendet: Mit ihnen kann man auch die Luftqualität in Räumen messen, etwa im Schulzimmer oder am Arbeitsplatz. «Wir liefern die Daten an die Kunden, die sie auswerten.» Auch in der Kanalisation oder in der Landwirtschaft kommen die Geräte zum Einsatz. Dort messen sie zum Beispiel die Luftqualität in Ställen. Auch an exotischen Orten sind die Sensoren zu finden. «Sogar im Amazonas.» Der tropische Standort war eine Herausforderung – wegen den Termiten. Er zeigt ein Foto von einem Sensor, der von den staatenbildenden Insekten in Beschlag genommen wurde. «Da mussten wir dazulernen», sagt er und lacht.

CO2-Messungen im Seebezirk

Die Geräte sind auch im Rahmen grösserer Projekte im Einsatz: Etwa für die schweizweite Initiative CarboSense. Auch im Seebezirk und im Rest des Kantons Freiburg sind rund ein Dutzend der insgesamt 300 Geräte installiert. Sie messen den Kohlendioxid-Gehalt in der Luft. Die Sensoren ergänzen die drei grossen CO2-Messstationen in Dübendorf ZH, Beromünster LU und auf dem Jungfraujoch und erlauben so eine breite Datenerfassung. Die ermittelten Werte dienen der Verkehrsplanung, der Gesundheitsprävention und der Planung intelligenter Städte. Das Schweizer Fernsehen berichtete in der Tageschau vor etwas mehr als einem Jahr über die Initiative der Empa, der Swisscom, des Swiss Data Science Center und Decentlab. Im Rahmen von Smart-City-Strategien findet man ferner Decentlab-Sensoren in Zürich, Basel, Luzern und Städten weltweit. Die Daten übermitteln die Sensoren drahtlos – dank einer neuen Technologie benötigen sie dazu nur wenig Energie. Im Durchschnitt haben sie eine Reichweite von fünf Kilometern. «In einem Rekordversuch haben wir sogar die 140 Kilometer-Grenze geknackt.»

Nach zehnjährigem Bestehen kann man Decentlab kaum noch ein Start-up nennen. Rund um die Welt messen und senden ihre Sensoren mittlerweile: In rund 25 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika, Australien und Afrika. «Vor anderthalb Jahren sind die Anfragen explodiert.» Zu den Kunden gehören die Swisscom, Orange Frankreich, die Comcast – die grösste Kabelnetzbetreiberin der USA – oder der niederländische Telekommunikationsriese KPN.

Der Mut, eine eigene Firma zu gründen, hat sich gelohnt. «Ich bereue es nicht, diesen Schritt gewagt zu haben: Es ist ein Abenteuer.» Bald ist Feierabend: Mit dem Velo fährt Bischoff wie jeden Tag 7,5 Kilometer von Dübendorf an seinen Wohnort in Zürich – trotz leichtem Regen.

«Wir wussten sofort, dass die Messung mit einem unserer Sensoren erfolgt war. Das ist schon ein schönes Gefühl.»

«Vor anderthalb Jahren sind die Anfragen explodiert.»

Zur Person

Am Vully und in Murten aufgewachsen

Reinhard Bischoff ist Mit-Gründer und Geschäftsführer der Firma Decentlab. Er wurde 1977 geboren und ist als jüngster von drei Brüdern in Guévaux aufgewachsen. Nach seiner Schulzeit in Murten besuchte er das Kollegium Heilig Kreuz in Freiburg, das er mit der Maturität B abschloss. In Zürich studierte er an der ETH Elektrotechnik. Nach einer Anstellung bei der Empa in Dübendorf gründete er 2008 mit seinem Geschäftspartner, dem Technischen Direktor Jonas Meyer, die Firma Decentlab. Mittlerweile wurde das Team durch Design-Ingenieur Jonas Biveroni und Software-Ingenieur Khash-Erdene Jalsan ergänzt. Das Empa-Spin-off bietet 25 verschiedene Sensoren und Geräte an sowie komplette Monitoringlösungen. Die Produkte werden in der Schweiz hergestellt; auch die Zulieferer stammen mehrheitlich aus dem Inland.

ea

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