Der Gemeindesaal von Galmiz platzte aus allen Nähten: 147 Bürgerinnen und Bürger haben am Dienstagabend an der Gemeindeversammlung teilgenommen. Das entspricht einem Drittel der Galmizer Stimmbevölkerung und ist ein Rekord. «Das gab es noch nie», sagte Ammann Thomas Wyssa. Für rege Diskussionen sorgte die geplante Neugestaltung des Dorfplatzes für einen Betrag von 190 000 Franken. Die Hintere Gasse führt über den geplanten Dorfplatz vor dem Galmizer Schul- und Gemeindehaus. Deshalb hängt das Traktandum Dorfplatz mit dem Traktandum Strassensanierung Hintere Gasse und Wirtshausgasse für 130 000 Franken zusammen. Doch noch bevor der Gemeinderat diese beiden Kreditanträge vorstellen konnte, stellte ein Bürger den Antrag auf eine Rückweisung dieser zwei Traktanden. «Vor einem Jahr haben wir Nein gesagt zum Dorfplatz», sagte der Bürger, der den Antrag stellte. «Es war knapp, das ist klar.» Mit nur einer Stimme Differenz hatten sich die Galmizer im Dezember 2017 gegen einen Dorfplatz mit Bänken, Tischen, Bäumen und einem Spielplatz entschieden. Der Votant stört sich daran, dass der Gemeinderat nun mit demselben Plan erneut vor die Versammlung tritt. Grundsätzlich sei er aber nicht dagegen: «Ich bin ebenfalls der Meinung, dass etwas getan werden muss für die Bevölkerung.» Er fordere jedoch ein Gesamtkonzept, das auch das sanierungsbedürftige Hugelihaus sowie die Bahnhofstrasse umfasst. «Zudem wäre ein Informationsanlass im Vorfeld gut.»
Die Zeit laufe Galmiz nicht davon, auch in Anbetracht einer allfälligen Fusion mit Murten bleibe dafür noch genug Zeit. Sein Rückweisungsantrag zum Kreditantrag für die Strassensanierung stiess auf Zustimmung: 62 Bürger sagten Ja und 44 Nein. Zum Kreditantrag für die Neugestaltung des Dorfplatzes war es noch deutlicher: 88 Galmizer wiesen das Traktandum ebenfalls zurück und 41 waren gegen den Rückweisungsantrag. «Damit sind die beiden Traktanden an den Gemeinderat zurückgewiesen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben», zog Wyssa Bilanz. Der Gemeinderat werde die Gesamtplanung mit einer Verkehrsstudie an die Hand nehmen.
Fonds für die Kinder
Der Dorfplatz rief weitere Wortmeldungen hervor: «Wir sollten das Geld angesichts der vielen notwendigen Investitionen in den nächsten Jahren wie das Feuerwehrgebäude für etwas anderes ausgeben», sagte eine Bürgerin. Die Gemeinderätin Fabienne Merz entgegnete, dass für die Neugestaltung des Dorfplatzes zweckgebundenes Geld vorgesehen ist. «Das Geld stammt aus einem Fonds, der für die Kinder bestimmt ist.» Von den 190 000 Franken für den Dorfplatz hätten rund 70 000 Franken aus dem Fonds genommen werden sollen. Merz zeigte sich enttäuscht über die Rückweisung: «Wir haben etwas Schönes vorbereitet und können es heute nicht präsentieren.» Das sei sehr schade. «Wir freuen uns über jeden Zuzüger und dass es in der Kasse klingelt. Aber eine Infrastruktur braucht es auch.»
Durchfahrt ist der Knackpunkt
Der Dorfplatz ist das Resultat eines Workshops. Die Kulturkommission hatte mit der Bevölkerung und Planern ein Projekt erarbeitet. Die Schulkinder widmeten dem Thema eine Projektwoche. Das Konzept sieht ein Verbot zur Durchfahrt der Hinteren Gasse, mit Ausnahme der Feuerwehr, Ambulanz, Schulbus und Gemeindefahrzeug, vor. Für viele Bürger ist der Knackpunkt denn auch die Strasse. Das zeigte sich bereits anhand der Voten an der Gemeindeversammlung vor einem Jahr.
Zahlen und Fakten
Kredit für das Reservoir
Für Integration der Galmizer Daten in das Informationssystem der Trink- und Löschwasserinfrastrukturen des Kantons sowie für einen Stromanschluss des Reservoirs sprach die Versammlung am Dienstag einen Kredit von 146 000 Franken. Eine weitere grosse Investition betrifft den neuen Feuerwehrstützpunkt in Murten mit 211 000 Franken. Insgesamt belaufen sich die Investitionen der Gemeinde 2019 netto auf knapp 424 000 Franken. Durch die Rückweisung der Strassensanierung und der Neugestaltung des Dorfplatzes fallen die Investitionen um 320 000 Franken geringer aus als ursprünglich geplant. Der Voranschlag 2019 von Galmiz sieht bei einem Aufwand von rund 2,6 Millionen Franken ein Defizit von rund 32 000 Franken vor.
«Wir freuen uns über jeden Zuzüger und dass es in der Kasse klingelt. Aber eine Infrastruktur braucht es auch.»
Fabienne Merz
Gemeinderätin Galmiz
Fusion
Galmiz nimmt Gespräche mit Murten auf
Mit 90 Ja- zu 16 Nein-Stimmen haben die Galmizer die Aufnahme von Fusionsgesprächen mit Murten an der Gemeindeversammlung am Dienstagabend deutlich befürwortet. Ein Antrag für eine geheime Abstimmung aus der Versammlung fand mit elf Ja-Voten nicht genügend Zustimmung.
Im Vorfeld hatte der Gemeinderat an einer Informationsveranstaltung Vergleiche und Zahlen aufgezeigt, die bei der Entscheidung mithelfen sollen (die FN berichteten). Ammann Thomas Wyssa rief am Dienstag das Fazit der Fusionskommission in Erinnerung: «Solange alle Ämter besetzt werden können, besteht kein zwingender Grund für eine Fusion, es spricht aber auch nichts dagegen, trotzdem mit Murten zu fusionieren.» Der Gemeindesteuersatz sei zwar niedriger in Murten, dafür die Gebühren höher. Ob sich eine Fusion in wirtschaftlicher Hinsicht lohnt, «hängt vom Einzelfall ab». In Bezug auf Gemeindeverbände und Konventionen ist Galmiz bereits in demselben Boot wie die Gemeinde Murten.
«Ob wir den Gemeinderat mit einer Milizstruktur abdecken können in Zukunft, ist fragwürdig», gab ein Bürger vor der Abstimmung zu bedenken. «Es wird immer schwieriger, die Dossiers immer anspruchsvoller und komplizierter.» Aus der Versammlung kam zudem die Frage auf, welches der nächstmögliche Fusionstermin nach 2022 sei. «Vermutlich der Beginn der neuen Legislatur 2026», sagte Wyssa. Ein anderer Bürger sprach die Trockenheit des Sommers und die Galmizer Trinkwasserquelle an: «In Zukunft wird es immer wichtiger, eigenes Trinkwasser zu haben. Wir entscheiden heute für unsere Kinder.» Er sei überzeugt davon, «dass wir unser Wasser auch unter den Industriellen Betrieben Murten behalten können», sagte ein anderer Votant. «Wir müssen verhandeln mit Murten und uns durchsetzen, es ist alles Sache von Verhandlungen», betonte eine weitere Stimme. «Es ist schwierig zu verhandeln mit 700 gegen 8000 Einwohner», entgegnete Wyssa.
«In Zukunft wird es immer wichtiger, eigenes Trinkwasser zu haben. Wir entscheiden für unsere Kinder.»
Galmizer Stimmbürger
an der Gemeindeversammlung