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Wer wird die Spargeln ernten?

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Auf 16 Hektaren baut die Betriebsgemeinschaft Seeländerspargeln in Kerzers weisse und grüne Königinnen des Gemüses an. Die Arbeitskräfte für die Spargelernte stammen aus Polen. «Seit 2012, also seit wir Spargeln anbauen, arbeiten wir mit denselben Leuten aus Polen», sagte Christian Dick, einer der vier Landwirte der Seeländerspargeln GmbH, gestern auf Anfrage. Ob die Arbeitskräfte aus Polen in die Schweiz reisen können und wollen, sei derzeit aber noch unklar. «Wir wissen heute nicht, was morgen ist», sagte der Landwirt.

Bis zur Spargelernte dauert es noch rund zwei Wochen. Der Schweizer Bauernverband ruft Landwirte derzeit dazu auf, eine offizielle Aufenthaltserlaubnis für ihre ausländischen Arbeitskräfte zu beantragen. Denn sonst können diese gar nicht in die Schweiz einreisen. «Es bleibt aber die Frage offen, ob die Leute aus Polen durch Deutschland reisen dürfen», erklärte Christian Dick. Denn nur die Schweizer Grenze sei für diese Menschen mit einer Arbeitsbewilligung offen, nicht aber jene von Deutschland. Zudem ist derzeit unklar, ob Polen die Arbeitskräfte überhaupt ausreisen lässt. «Und es wollen auch nicht alle kommen. Diese Fälle gibt es, und wir akzeptieren das.» Er habe auch von anderen Landwirtschaftsbetrieben von Absagen ausländischer Arbeitskräfte gehört, sagte Dick. «Es sind also mehrere Probleme, denen wir gegenüberstehen.» Rund 40 Arbeitskräfte brauche es auf den Spargelfeldern von April bis Juni. Einige wenige seien derzeit unterwegs in die Schweiz.

Dass Schweizerinnen und Schweizer, die von Kurzarbeit betroffen sind, nun in der Landwirtschaft mit anpacken, würde der Landwirt begrüssen. Aber so einfach sei das nicht: «Machbar ist viel. Die Frage ist, ob der Wille da ist.» Denn die Löhne seien nicht die gleichen wie in anderen Branchen.

Befristet Angestellte oder Hilfskräfte ohne Erfahrung erhalten gemäss den Richtlinien des Schweizer Bauernverbands pro Monat einen Bruttolohn von 3300 Franken. «Und wir arbeiten immer draussen, bei jedem Wetter», gibt der Landwirt zu bedenken.

Seit 2020 sind Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, offene Stellen in Berufsarten mit schweizweit mindestens fünf Prozent Arbeitslosigkeit dem RAV zu melden. Mit der Stellenmeldepflicht sollen die beim RAV registrierten stellensuchenden Personen als erste über freie Stellen informiert werden. «Die Rückmeldung war gleich null», sagte Christian Dick.

Grüne Spargeln zu schneiden, sei ohne Erfahrung machbar, «das kann ich jemandem in einer halben Stunde erklären.» Schwieriger werde es bei den weissen Spargeln: «Weil sich diese unter der Erde befinden, muss man schon wissen, wo man einsticht, es braucht Erfahrung.»

Es sei völlig unklar, was noch alles auf die Schweiz zukomme, «im allerschlimmsten Fall könnte es sein, dass die Regale Ende Woche leer sind, wenn kein Gemüse mehr aus Spanien oder Italien zu uns kommt».

Rund 40 Prozent der Spargelernte sei für Gastronomiebetriebe und Marktfahrer vorgesehen gewesen. Diese Abnehmer fallen nun weg. Wie viele andere Betriebe auch versucht die Betriebsgemeinschaft nun, mehr über die Hofläden zu verkaufen.

Gestaffelte Mittagspausen

Die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten, sei bei der Spargelernte kein Problem, sagte Christian Dick: «Jeder ist einzeln am Stechen.» In die Mittagspause gehe das Personal gestaffelt, die sanitären Anlagen seien Personengruppen zugeteilt. Auch müssten die Arbeiterinnen und Arbeiter aus Polen auf abendliche Besuche von Landsleuten aus anderen Betrieben verzichten: «Besuche müssen wir dieses Jahr aussetzen.»

Ein positiver Effekt

Pascal Gutknecht von Gutknecht Gemüse in Ried bei Kerzers macht die Erfahrung, dass die Nachfrage nach regionalen Produkten wegen des Coronavirus steigt: «Die Leute wollen jetzt vermehrt wissen, von wo die Produkte stammen.» Das sei ein positiver Effekt rund um die Krise. «Es findet eine Sensibilisierung statt.»

Im Hofladen von Gutknecht Gemüse gehen die Kundinnen und Kunden ein und aus. «Wir haben zum Glück ein grosses Ladenlokal und können die Vorschriften gut einhalten.» Gleichzeitig sei es komisch, «dass wir alles desinfizieren müssen, obwohl wir doch ein frisches Naturprodukt verkaufen».

Weil Gutknecht Gemüse mit seinen Gewächshäusern früh in die Saison startet, seien viele Arbeitskräfte aus dem Ausland bereits seit Januar auf dem Betrieb. «Wir haben schon viele Leute da.» Der Betrieb sei auf rund 80 saisonale Arbeitskräfte angewiesen. Diejenigen, die ferienhalber zu ihren Familien in Mazedonien und Portugal gereist seien, «haben jetzt aber Probleme, zurückzukommen».

Zwar gebe es einen Austausch von Personal zwischen den verschiedenen Gemüsebaubetrieben. «Das ist sicher eine Möglichkeit. Aber am Schluss fehlen wohl einfach die Hände.»

Aus der Bevölkerung habe er bereits Anfragen nach Arbeit erhalten, «aber man merkt dann schnell, dass der Druck zu wenig gross ist». Die Idee sei zwar da, die Bereitschaft aber zu wenig gross. «Wenn sie sehen, dass wir auf den Knien arbeiten, dreckige Hände haben und der Lohn vergleichsweise tief ist, sehen viele wieder von der Idee ab.» Die Wertschätzung für die Arbeit in der Landwirtschaft werde aber hoffentlich zunehmen.

Auf die Frage, was sei, wenn Spanien und Italien kein Gemüse mehr in die Schweiz liefern würden, sagte Gutknecht: «Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Die Regale würden schnell leer werden, das wäre fatal.» Denn gerade in der jetzigen Jahreszeit sei der Eigenversorgungsgrad sehr tief: «Er liegt jetzt wohl bei etwa 20 Prozent, über das ganze Jahr gesehen sind es rund 55 bis 60 Prozent.» Die Lagerbestände in der Schweiz seien je nach Produkt fast aufgebraucht, und die Produktion beginne erst jetzt wieder zu laufen.

Keine Setzlinge und Samen

Als längerfristiges Problem stuft Gutknecht die Tatsache ein, dass Private keine Setzlinge und Samen kaufen können. «Das darf man nicht unterschätzen, auch Private tragen mit ihren Gärten zur Eigenversorgung bei.» Auch wenn der Ausfall nur fünf oder sechs Wochen dauere: «Das wird uns später fehlen.» Jetzt sei die Zeit, um im Schrebergarten Setzlinge auszubringen oder zu säen, «sonst werden wir im Sommer in den Gärten keine Tomaten sehen». Der Bund müsste laut Gutknecht eigentlich dafür sorgen, dass möglichst viel selber produziert wird. Es seien auch Familien auf ihn zugekommen, die keine Setzlinge mehr kaufen können bei den Grossverteilern. «Sie suchen nach Beschäftigung, auch für die Kinder, und wollen einen Teil des Rasens umpflügen.» Doch er könne leider nicht helfen. Der Hofladen von Gutknecht Gemüse dürfe keine Setzlinge und Samen verkaufen.

Der Bio-Betrieb Etter in Ried bei Kerzers produziert Setzlinge für Grossverteiler. Auf diesen sitzt er nun. «Wir pflegen sie noch, wir können das Wachstum verlangsamen mit Temperaturregulierung und Wasser. Wir hoffen, dass der Bundesrat einsichtig ist und Setzlinge als Nahrungsmittel einstuft», sagte Maria Etter. «Es wird sonst fehlen im Mai und Juni, denn viele Leute pflanzen selber an.» Zwar könnten die Kunden die Setzlinge ab Hof kaufen oder online bestellen, «aber das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein».

 

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