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«Wir sollten die Offenheit mehr pflegen»

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Es war vor über 100 Jahren, als sich die Wege der Stadt Murten und der Burgergemeinde Murten trennten. Die Stadt glaubte, mit den Wäldern bessere Erträge erzielen zu können, und überliess das Rebgut Cru de l‘Hôpital am Vully den Burgern. Der Name «Spitalreben» entstand im 15.  Jahrhundert, als die Erträge des Betriebs dem damaligen Spital zuflossen. Die Aufteilung der Güter erwies sich im Laufe der Zeit als Glücksfall für die Burger: «Das Weingut hat sich sehr schön entwickelt», freut sich Adrian Lerf. Er ist seit 18 Jahren Burgerpräsident und in Murten stark verwurzelt. «Es ist schon lustig, damals hatte wohl niemand erwartet, dass die Wälder dereinst schwieriger zu bewirtschaften und weniger rentabel sind als das Weingut.» Die Reben hingegen profitieren vom Klimawandel: «Der Zuckergehalt, beziehungsweise der Oechslegrad steigt.»

Hühner und Schafe

2019 sei ein gutes Jahr für den Burgerwein gewesen. Darüber habe der siebenköpfige Burgerrat an seiner kürzlichen Versammlung informiert. Es gehe nun darum, sich zu überlegen, welche Rebsorten für die Zukunft sinnvoll seien. «Die 40-jährigen Zyklen der Pflanzen zwingen uns zu langfristigem Denken, das tut uns gut in der heutigen Zeit, das ist richtig schön», betont Adrian Lerf. Das Rebgut sei Demeter-zertifiziert, «wir legen Wert auf Nachhaltigkeit». Gemeinsam mit dem Winzer des Rebguts, Christian Vessaz, würden sie über Biodiversität diskutieren, und dabei seien auch Hühner und Schafe ein Thema, «sie könnten dem Anbau nützlich sein», sagt Adrian Lerf und lacht. «Wir verlassen uns in erster Linie auf die Empfehlungen unseres Winzers und diskutieren neue Vorschläge im Burgerrat.» Dieser sei so aufgestellt, dass fachliche Kompetenzen wie Finanzen, Landwirtschaft, Architektur, Geschichte und Kultur abgedeckt sind.

Für ein lebendiges Stedtli

Das Weingut stellt die Haupteinnahmequelle der Murtner Burger dar. Rund 50 000 bis 60 000 Franken könne die Burgergemeinde durch das Rebgut jedes Jahr für gemeinnützige Zwecke ausschütten. «Wir unterstützen das Lichtfestival, das Museum, die Solennität, die Stadtmusik, den Ferienpass wie auch kulturelle Anlässe im Kulturzentrum KiB sowie die Murten Classics.» Damit füllten sie eine Lücke: «Wir sprechen dort Geld, wo die öffentliche Hand nicht kann.» Es gebe viele Projekte, «in denen viel Herzblut steckt». Diese sollten weiter bestehen können.

Auch die Sanierung der Ringmauer habe die Burger­gemeinde mitfinanziert, «wir setzen uns für den Erhalt des Ortsbilds von Murten und eine lebendige Altstadt ein». So helfen die Burger auch den Brunnenleisten. Dabei handelt es sich um Anwohner im Stedtli, die um den Schmuck der Brunnen besorgt sind, zum Beispiel während der Solennität. Die Brunnenleiste sind heute als Vereine organisiert. Die Tradition geht auf jene Zeit zurück, als die Brunnenleiste eine Art Aufpasser waren und für einen geordneten Zugang der Bevölkerung zum Brunnenwasser sorgten.

Ihre Beiträge seien bescheiden, und die Burgergemeinde der Stadt Murten sei in ihrer Grösse nicht mit den Berner oder Freiburger Burgern zu vergleichen, sagt Adrian Lerf, «und doch können wir etwas bewirken, das bereitet uns viel Freude».

Armengenössigen und Waisenkindern zu helfen oder jemandem eine Ausbildung zu finanzieren, ist heute nicht mehr Aufgabe der Murtner Burger. «Das Umfeld hat sich verändert, die politischen Gemeinden sichern heute deren Unterstützung.»

Keine Steuern eintreiben

Neben dem Rebgut am Vully ist die Burgergemeinde laut Adrian Lerf Eigentümerin von vier Liegenschaften in der Altstadt von Murten und eines Mehrfamilienhauses am Vully. Das Vermögen der Burger belaufe sich auf gut fünf Millionen Franken. Zwei Mal im Jahr halten die Burger ihre Versammlung ab, sie unterstehen dem Gemeindegesetz. Im Unterschied zu politischen Gemeinden verfügen die Burger über kein Territorialgebiet und dürfen keine Steuern erheben.

Wer auf dem Gemeindegebiet von Murten wohnhaft und in Murten heimatberechtigt ist, ist automatisch Burger von Murten und erhält die Einladung zur Burgerversammlung. In den letzten Jahren verschickten die Burger immer mehr Einladungen: «Durch die Fusionen ist auch die Burgergemeinde Murten gewachsen.» Jemand, der zum Beispiel in Jeuss heimatberechtigt war, erhielt mit der Fusion 2016 das Bürgerrecht von Murten. Solange er auf Murtner Boden wohnhaft bleibt, ist er Burger. «Rund 620 Personen sind inzwischen Burger von Murten», erklärt Adrian Lerf. Rund 60  Burger würden jeweils an den Versammlungen teilnehmen.

Italiener und Ungaren

Wer als Schweizer in Murten nicht heimatberechtigt ist, kann dies beim Kanton beantragen. «Das winkt der Grosse Rat in der Regel zusammen mit den Einbürgerungen durch». Jeder Ausländer, der in Murten Schweizer wird, gehört auch zu den Burgern: «Das sind viele, die früher aus Italien oder auch aus Ungarn zu uns kamen.» In diesem Sinne leiste die Burgergemeinde auch einen Beitrag zur Integration: «Wir sollten die Offenheit viel mehr pflegen.» Es sei eine schöne Mischung, «viele der zweiten und dritten Generation der Einwanderer engagieren sich in der Burgergemeinde». Im Gegensatz zu den Berner Burgern sind die Murtner nicht privilegiert, ausser fünf Prozent Rabatt auf den Burgerwein und einer Einladung zum Rebkehr gibt es keine Vorteile. Dafür ist die Burgergemeinde der Stadt Murten für alle da, «wir pflegen den Kontakt zwischen den Alteingesessenen und den neuen Murtnern». Es mag Leute geben, welche die Burger als alten Zopf bezeichneten, hält Adrian Lerf fest, «doch es würde sehr viel verloren gehen».

«Die Zyklen der Pflanzen zwingen uns zu lang­fristigem Denken, das tut uns gut.»

Adrian Lerf

Präsident Burgergemeinde der Stadt Murten

Geschichte

«Stadtluft macht frei»

Über die Burgerschaft Murten und der daraus entstandenen Burgergemeinde Murten gibt es wenig Quellen, hält die Burgergemeinde Murten auf ihrer Website fest. Doch bereits in dem um 1245 datierten Stadtrodel, also dem Stadtrecht, ist erwähnt, dass sich Bewerber in das Burgerrecht aufnehmen lassen konnten. Gemäss der Devise «Stadtluft macht frei» erhielten Leib­eigene die begehrte Freiheit. Zu dieser Zeit war man nicht wählerisch, vielmehr war «die Vermehrung einer streitfähigen Burgerschaft» das Ziel. Später, in ruhigeren Zeiten, war die Aufnahme nicht mehr so einfach. Das Ende des ­Ancien Regime schaffte im 19.  Jahrhundert zwar die burgerlichen Privilegien ab, die Burger behielten aber ihr Vermögen. Dieses wurde von der Stadt verwaltet. 1896 verlangten die Burger, dass ihre Güter von jenen der Stadt getrennt werden. Der damalige Burgergutsverwalter, der im Städtchen blindes Vertrauen genoss, geriet jedoch in Schulden. Ausserdem hatte er eine Geliebte, mit der er viel Geld verprasste. Es ging nicht lange, bis er sich an dem ihm anvertrauten Fonds vergriff. Erst 1923 wurde der Skandal aufgedeckt. Eine Summe von 200 000 Franken fehlte, das entspricht heute mehreren Millionen Franken. Landesweit wurde über den «Stedtli-König» berichtet.

emu

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