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Seilbahnen Charmey vor dem Ende

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«C’est fini!» Syndic Yves Page liess keinen Zweifel offen, was die Ablehnung einer Steuererhöhung durch die Gemeindeversammlung Val-de-Charmey für die Seilbahnen Charmey bedeutet: Sie werden den Betrieb einstellen müssen.

Mit 243 gegen 203 Stimmen haben sich die Bürgerinnen und Bürger am Montagabend nach dreieinhalb Stunden in geheimer Abstimmung gegen die Erhöhung der Gemeindesteuern um 5,2 auf 95 Rappen ausgesprochen. Somit verwarfen sie auch das vom Gemeinderat vorgeschlagene Budget 2019. In einem neuen Budget­entwurf wird die finanzielle Unterstützung an die Seilbahnen in der Höhe von 600 000 Franken nicht mehr figurieren.

Auf einen Kompromissantrag eines Bürgers, bei den Seilbahnen und beim Sportzentrum je 100 000 Franken einzusparen, um die Steuern nicht erhöhen zu müssen, ging der Gemeinderat nicht ein. Selbst mit 100 000 Franken weniger für die neue Saison könnte die Seilbahngesellschaft in Konkurs gehen, so Page.

Ab sofort Schluss?

Etienne Genoud, Vizesyndic und Verwaltungsratspräsident der Seilbahnen Charmey, wollte zwar nicht von Konkurs sprechen, aber auch er macht wenig Hoffnung auf ein Weiterführen des Seilbahnbetriebs. «Das Problem ist die Liquidität», sagte er gegenüber den FN. «Wichtig ist nun, dass das Finanzloch nicht noch grösser wird. Wir müssen unseren Verpflichtungen nachkommen können: die Löhne für das Personal, Mehrwertsteuern, allgemeine Steuern und anderes.»

Die Seilbahnen beschäftigen gemäss Genoud acht Personen in Vollzeit und zwanzig weitere Personen temporär während der Wintersaison.

Wie er sagte, werde der Verwaltungsrat heute Mittwoch darüber entscheiden, ob die Wintersaison in Charmey am 1. Dezember noch eröffnet wird oder nicht. Anschliessend muss innerhalb von 20 Tagen eine Aktionärsversammlung einberufen werden. Die Aktionäre werden dort entscheiden, wie es mit der Betreibergesellschaft weitergeht. Es brauche auch Gespräche mit der Besitzerin der Anlagen, der Télégruyère AG, sowie dem Kanton.

Wenn die Saison noch eröffnet werden sollte, bräuchte es im Dezember gutes Wetter, so Genoud. «Vielleicht fällt ja mit dem Schnee ein neuer Vorschlag vom Himmel.»

Das Aus am Scheideweg

Genoud zeigte sich «extrem enttäuscht», denn die Seilbahnen Charmey seien nach mehreren Reformen und einer guten letzten Saison am Scheideweg gestanden. Diese Ansicht äusserte auch der Verband Freiburger Seilbahnen, der sich in einem Communiqué solidarisch mit seinem Mitglied zeigte. «Die Strategie mit der Entwicklung des Sommertourismus zahlt sich aus. Wir haben gute Zeiten vor uns», so Präsident Michel Losey.

Für Charmey kommt dies aber wohl zu spät. Etienne Genoud sagte: «Jetzt ist dieses Kind gestorben. Unmöglich zu sagen, ob in zwei oder fünf Jahren mit einem neuen Modell ein Neustart möglich ist.»

Die Ablehnung der Steuererhöhung durch die Bürger von Val-de-Charmey hat nicht direkt mit dem Beitrag der Gemeinde an die Seilbahnen zu tun. Im Gegenteil: Dieser ist in den letzten Jahren von 900 000 Franken auf 600 000 Franken zurückgegangen.

Die finanzielle Situation der Gemeinde hat sich aber durch einen Anstieg der gebundenen Ausgaben, höhere Schuldzinsen und Amortisationen der letzten Jahre massiv verschlechtert. Verantwortlich dafür sind insbesondere Investitionen in die OS Riaz und die eigene Schule. Die Steuereinnahmen haben zudem stagniert. «Es ist eine Konzentration ausserordentlicher Ausgaben zum selben Zeitpunkt», so Syndic Yves Page gegenüber den FN.

All das führte dazu, dass 2019 die Ausgaben die Einnahmen um 5,7 Prozent und 2020 um 7,4 Prozent übersteigen würden. Ab fünf Prozent schreibt das Gesetz eine Steuererhöhung vor. Ohne die 600 000 Franken für die Seilbahnen ist auch keine Steuer­erhöhung nötig.

Votum der Finanzkommission

An der Versammlung sprach sich auch die Finanzkommission gegen eine Steuererhöhung aus. Deren Präsident Henri Ding sagte: «Die Situation ist alarmierend. Unter diesen Umständen sind 600 000 Franken für die Seilbahnen nicht mehr akzeptabel. Umso mehr, als diese Summe die Zukunft der Seilbahnen nicht garantiert.»

Der Gemeinderat hatte sich einstimmig für die Seilbahnunterstützung ausgesprochen, weil der Tourismus und andere Gewerbebetriebe davon abhängen. Ein Bürger aber meinte: «Der Kanton subventioniert den Betrieb nicht. Wir müssen ein politisches Zeichen setzten. Wir wollen nicht länger die Dummen sein.»

Staatsrat Olivier Curty (CVP) betonte auf Anfrage, dass der Staat nie den Betrieb subventionieren würde. Er erinnert aber daran, dass der Staat bis zu 49 Prozent der Investitionen finanziert. Im Fall von Charmey 11,2 Millionen Franken seit 1997. «Mit oder ohne Seilbahnen: Charmey hat noch viele touristische Trümpfe.»

Gemeindeversammlung

Investitionen über acht Millionen verweigert

Nach der Ablehnung der Steuererhöhung und somit einer zukünftigen Unterstützung an die Seilbahnen hatten die Stimmbürger auch keine Lust mehr, Geld für Investitionen zu sprechen. Es war bereits 23.30 Uhr, als die Versammlung vier Kreditanträge zu insgesamt 8,165 Millionen Franken behandelte.

Von diesen vier Krediten genehmigten die Bürger einzig die 165 000 Franken zur Sanierung einer Trinkwasserfassung. Und auch das wohl nur, weil das Geld als zweckgebundene Reserve bereitsteht.

Die restlichen Begehren über acht Millionen Franken lehnten die Bürger aber so deutlich ab, dass es zum Teil gar kein Auszählen mehr brauchte. Einer der Stimmenzähler hatte sich nach der Abstimmung zur Steuererhöhung sowieso klammheimlich aus der Versammlung verabschiedet.

So wird es also ­vorläufig zu keiner Renovation des Sport- und Freizeitzentrums Charmey kommen. Der Gemeinderat hatte einen Kredit von zwei Millionen Franken beantragt, damit vor allem die Lüftung, die Heizung und das Dach ersetzt werden können. Auch sollte das Gebäude mit Solarzellen versehen werden. Mit der Sanierung hätte die Gemeinde beträchtliche Energiekosten einsparen können. Mit 198 gegen 105 Stimmen war das Nein aber deutlich.

Ein Moratorium verlangt

Ebenfalls keine Chance auf eine Annahme hatte ein Kreditantrag über 3,5 Millionen Franken für eine verkehrsberuhigte Ortsdurchfahrt mit Tempo 30 im Dorfzentrum.

Schliesslich lehnten die Bürger auch 2,5 Millionen Franken ab, um in einem Gemeindegebiet ein System zur Trennung von Schmutz- und Sauberwasser vorzunehmen. Dieses hätte für eine Entlastung der ARA gesorgt.

Die Ablehnung der Kredite erfolgte nicht zuletzt auf Antrag der Finanzkommission. Deren Präsident Henri Ding verlangte im Namen der Kommission ein Moratorium für Investitionen. «Es gilt, die Prioritäten zu überdenken», sagte er.

Bereits in der Vergangenheit seien viele Investitionen hinausgeschoben worden, so dass sich derzeit die Schuldzinsen in der Laufenden Rechnung häufen und das Gemeindepersonal mit der Realisierung der Projekte überlastet sei, so Ding. Der Finanzplan sieht gar 27,5 Millionen Franken Investitionen bis 2023 vor. Die abgelehnten Kredite haben aber noch keinen Einfluss auf das Budget 2019. Die Schuldzinsen wären erst in den Budgets 2020/21 aufgetaucht.

uh

 

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