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Seit 10 Jahren gibt es die «Stiftung Pater Girard»

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Dank Pater Girard: Die Schulen der Kirche werden zu Schulen des Staates

Seit 10 Jahren gibt es die «Stiftung Pater Girard» mit dem Ziel das Werk Girards zu studieren und bekannt zu machen. Doch bisherige Schriften haben sich in erster Linie mit seiner Biografie (E. Egger 1948) und mit seiner Schulorganisation befasst (Paul Birbaum 1997). Die Bildungstheorie des Pädagogen bleibt aber weitgehend auf der Strecke (siehe Front).

Ja. Das hat wohl seine Gründe. Die Theorien der grossen Pädagogen wie Pestalozzi, Rousseau, Humboldt, waren klarer und bestimmter dargelegt und daher sicher einfacher zu untersuchen als die Aussagen Girards, die in vielen praktisch ausgerichteten Reden zusammenzusuchen sind.

Pater Girard war der eigentliche Begründer der staatlichen Volksschule. Denn vorher war die Schule von der Kirche kontrolliert. Er setzte sich für grundlegende Strukturen ein, die jedem Kind, ob arm oder reich, ermöglichte zur Schule zu gehen.

Wir wissen, dass die Volksschule im 19. Jahrhundert gegründet wurde. Doch auch zu Pestalozzis Zeit sind noch lange nicht alle Kinder zur Schule gegangen.

1804 hat Girard die französischsprachige «Armenschule» in der Stadt Freiburg übernommen (heute Justizgebäude). Er war damals mit vielen Problemen konfrontiert. Soldaten haben unterrichtet, die Lehrerbildung fehlte.

Das wäre das zweite Novum: Eine ungeheuer moderne Form hat er entdeckt. Beim gegenseitigen Unterricht galt es die geweckteren Schüler als Hilfslehrer auszubilden. Dazu brauchte es eine Pädagogik des Zutrauens, eine Pädagogik des Zumutens. Also alles, was wir jeder jungen Lehrerin und jedem Lehrer verkünden, nämlich den Schülern Verantwortung zu übertragen!

Das stimmt. Pater Girard fiel ein Buch in die Hände, das über diese ganz neue Unterrichtsmethode aus England berichtete. Und das war eben diese Art des sogenannten mutuellen Lernens.

Die Gründe waren nicht nur schulischer Art. Man musste ihm beweisen, dass ein armer Franziskanerpater nicht Bischofskandidat werden kann. Man wollte ihn ganz einfach nicht haben.

Zudem befürchtete man, dass mit dieser Unterrichtsmethode das Religiöse zu kurz kommt. Die Obrigkeiten hatten Angst, dass die Schüler Selbstbewusstsein entwickeln könnten. Und Selbstbewusste waren die grosse Gefahr!
Dies alles kann man sehr gut im Buch von Eugen Egger «P. Gregor Girard» nachlesen, ein Buch, das biografisch sehr sorgfältig gemacht ist.

Das war eine weitere grosse Idee, nämlich den Mädchen die gleiche Bildung zu ermöglichen wie den Knaben. Und nicht nur das. Er erteilte den Französisch sprechenden Knaben auch Deutschunterricht – man muss sich das vorstellen in einer Zeit, wo nur Grammatik und am Kollegium Latein und Griechisch unterrichtet wurde.

Genau so ist es – doch darf man niemals sagen, dass er ein herzloser Mensch war. Im Gegenteil – er war ein demütiger Kirchenmann, und gerade an diesem Zwiespalt hat er gelitten. Dauernd musste er sich verteidigen, und wie es meistens in einer solchen Situation ist, man sagt unterwürfiges Zeug!

Das passte tatsächlich nicht ins Konzept der kirchlichen Denkweise. Und Girard litt an dieser Diskrepanz, würde ich jetzt einmal behaupten. Diese franziskanische Demut auf der einen und auf der anderen Seite die Ideologie Kants mit der Forderung, den eigenen Verstand zu gebrauchen.

Die Freiheit des Geistes wurde ihm dauernd zerstört. Äusserlich als Mönch unterwirft er sich, innerlich aber hat er dies nie akzeptiert.

Auch hier identifiziert sich Girard mit dem Gedankengut von Kant. Er wollte eine Religion, die fröhlich macht. Er sprach immer wieder von «gaité», schreibt über die Natur.

Das nicht, aber er war ein Vorkämpfer für eine umfassende Volksbildung. Er war eine kirchliche Aufklärungsfigur, die unter franziskanischer Kutte die Menschen zum Schlimmsten hin führte, was man sich denken kann, nämlich zum Denken und zum Gebrauch der Vernunft.

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