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«Selbst Teil der alten Ordnung»

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Der 34-jährige Thomas Fässler ist Benedik­tinermönch in Einsiedeln. An seine Dissertation, die den Titel «Aufbruch und Widerstand. Das Kloster Einsiedeln im Spannungsfeld von Barock, Aufklärung und Revolution» trägt, ging er bewusst wissenschaftlich-kritisch heran – und hat daraus einiges gelernt. In «seinem» Kloster stellte er das Buch kürzlich anlässlich einer Vernissage vor.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, über das Kloster Einsiedeln zu doktorieren?

Mir war rasch klar, dass ich eine Arbeit über das Kloster schreiben wollte. Denn die Klostergemeinschaft investierte während meiner Ausbildung so viel in mich, da wollte ich ihr etwas zurückgeben.

Weshalb haben Sie die Zeit rund um die Französische Revolution ausgewählt?

In einem kleinen Aufsatz habe ich mal gelesen, dass die Einsiedler Mönche 1796 offenbar schon merkten, dass Schwierigkeiten auf sie zukommen würden. Deshalb nahmen sie keine neuen Novizen mehr auf. Andererseits stand darin auch, dass sie bis ins Jahr 1798 nichts Wertvolles in Sicherheit gebracht hätten. Sie wussten also vom Problem, bereiteten sich aber überhaupt nicht darauf vor. Diesem Spannungsfeld wollte ich nachgehen.

Sie schreiben über das eigene Kloster. Gab es da Rollenkonflikte?

Ich war mir bewusst, dass die Leute sehr genau hinschauen würden. Es liegt ja der Generalverdacht der Verherrlichung in der Luft. Tatsächlich hatte die Beschäftigung der Einsiedler Mönche mit der eigenen Vergangenheit früher zum Ziel, ihre Gemeinschaft in gutem Licht darzustellen. Ich selbst fühle mich der Wissenschaft verpflichtet und denke, dass es mir gelungen ist, jene Zeit wissenschaftlich-kritisch zu durchleuchten. Zumindest hat mich ein Professor mal gefragt, ob ich mich nun mit dieser Dissertation überhaupt noch ins Kloster getraue. Da ich eine längst vergangene Zeit behandle, war es für mich einfacher, unbefangen vorzugehen. Niemand hat ja mehr einen direkten Bezug zu jener Zeit, also konnte ich ohne Interessenskonflikte arbeiten.

Hatte Ihr Mönchsein Vorteile?

Ja, beispielsweise ist mir aufgefallen, dass andere Wissenschafter in ihren Studien das genaue Aufgabenfeld gewisser Posten im Kloster nicht richtig erfasst haben, etwa was das Amt des Novizenmeisters alles mit sich bringt. Ich hingegen weiss um die entsprechenden Aufgaben und Stellungen, ich bin damit vertraut.

Weshalb entstand Ihr Werk im Kloster Fahr?

Das hat mit unserer klösterlichen Tagesstruktur zu tun. Oft läuteten die Glocken fürs Gebet, wenn ich erst knapp eine Seite geschrieben hatte. Deshalb erlaubte mir Abt Urban Federer, mich für den Schreibprozess ins Kloster Fahr zurückzuziehen. Dort feierte ich am Morgen mit den Schwestern die Messe und war danach frei, indem ich das Stundengebet persönlich verrichtete. So konnte ich intensiv schreiben.

Sie zeichnen in Ihrem Buch das Bild einer heterogenen Klostergemeinschaft. Gibt es Parallelen zu heute?

Dass die Klostergemeinschaft heterogen ist, ist fast eine Binsenwahrheit. Es wäre geradezu suspekt, wenn sie eine homogene Masse wäre. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Wir versuchen, grundsätzlich das gleiche Ziel zu verfolgen. Das gilt für heute wie für damals. Die Aufklärer wie auch ihre Gegner hatten das Wohl des Menschen im Blick.

Das Kloster trat schliesslich in den Revolutionswirren der 1790er-Jahre für die «gottgewollte Ordnung» ein…

Auch wer im Kloster Sympathien für die Aufklärung hegte, wünschte keineswegs, dass diese konkrete Auswirkungen auf das politische System hätte. Denn das Kloster war selbst Teil der alten Ordnung. Es zog Zehnten bei den Untertanen ein und lebte davon. Die Mönche wollten ja nicht am Ast sägen, auf dem sie sassen.

Die Kirche von heute ist auch nicht demokratisch organisiert. Ist das ein Problem?

Das ist eine Frage, die von meiner Arbeit wegführt. Da möchte ich nur so viel sagen: Als Historiker will ich aufzeigen, wie es damals war. Es geht mir nicht um Handlungsop­tionen für die Gegenwart. Allerdings möchte ich erwähnen: Wir Benediktiner leben schon seit 1500 Jahren direkte Demokratie in unseren Klöstern: Für wichtige Entscheidungen werden alle Mitbrüder zusammengerufen.

Was nehmen Sie aus dieser Arbeit mit für Ihr Leben?

Ich hatte viele schöne Begegnungen, etwa in den Ar- chiven, auch im Ausland. Mein Highlight erlebte ich beim Besuch des Vatikanischen Archivs.

kath.ch

«Mein Highlight erlebte ich beim Besuch des Vatikanischen Archivs.»

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