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«Selbstbewusste Wissenschaftlerinnen»

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«Selbstbewusste Wissenschaftlerinnen»

100 Jahre Frauenstudium in Freiburg: Ein Gespräch mit Helene Füger von der Dienststelle für Gleichstellung

Seit 100 Jahren können Frauen an der Universität Freiburg studieren. Helene Füger, Leiterin der Dienststelle für Gleichstellung, nimmt aus diesem Anlass Stellung zur heutigen Situation der Frauen an der Uni, spricht über erreichte Fortschritte und noch vorhandene Mängel und verrät ihre Wünsche an die Uni und an die Frauen.

Mit HELENE FÜGER
sprach CAROLE SCHNEUWLY

Vor 100 Jahren haben an der Uni Freiburg die ersten Frauen ein Studium aufgenommen, inzwischen wären sie nicht mehr wegzudenken. Wie stark sind die Frauen heute vertreten?

Die Uni Freiburg hat heute mehr Studentinnen als Studenten. Bei den Studienabschlüssen ist das Verhältnis in etwa ausgeglichen. Das bedeutet, dass tendenziell immer noch mehr Frauen ihr Studium abbrechen als Männer. Eine Mutterschaft kann ein Grund für eine solche Entscheidung sein. Es spielt aber auch die Tatsache mit, dass mehr Frauen an der Philosophischen Fakultät studieren, wo die Studiengänge im Allgemeinen weniger strukturiert sind und die Abbruchrate höher ist. Deutlich schlechter vertreten sind die Frauen hingegen auf der Ebene des Doktorats und im akademischen Mittelbau.

Woran liegts?

Die Antworten auf diese Frage unterscheiden sich heute nicht grundsätzlich von jenen vor zehn Jahren. Die universitären Strukturen und Anforderungen an eine Laufbahn sind immer noch nach einer idealtypischen männlichen Biografie ausgerichtet. Mir erscheint es aber auch wichtig, zwischen den Fakultäten zu unterscheiden. Die Naturwissenschaftliche Fakultät zählt vergleichsweise wenig Studentinnen. Die Anzahl der Doktorate im Verhältnis zu den Lizenziaten ist aber sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern relativ hoch. Die naturwissenschaftlichen Studiengänge sind generell strukturierter und straffer organisiert; Doktorate sind üblicher und schneller zu erreichen. Interessant ist, dass viele Ausländerinnen in die Schweiz kommen, um hier ein naturwissenschaftliches Doktorat zu erlangen.

Nach dem Doktorat nimmt der Frauenanteil auch bei den Naturwissenschaften stark ab. Das hängt mit den Forschungsstrukturen und mit der zeitlichen Disponibilität der Frauen zusammen: Man muss oft im Labor sein, im Ausland arbeiten und viel publizieren. Diese Fachkultur kommt den Frauen nicht entgegen. Trotzdem ist es nicht unmöglich, sich auch in Teilzeitarbeit zu qualifizieren.

Und die anderen Fakultäten?

An der Juristischen Fakultät doktorieren Frauen proportional viel seltener als Männer, trotzdem hat Freiburg einen relativ hohen Anteil an Professorinnen. Auch daraus lässt sich aber auf eine Benachteiligung der Frauen schliessen, diesmal vorwiegend in der Privatwirtschaft. Offenbar führt ein Doktorat für Juristinnen eher zu einer akademischen Karriere, für Männer hingegen in die Anwaltskanzleien.

Bei der Philosophischen Fakultät fällt vor allem die hohe Abbruchrate der Frauen bei den Doktoraten auf. Sowohl bei den Studienabschlüssen als auch bei den Doktoratsanfängern sind die Frauen in der Mehrzahl, nicht aber bei den Doktoratsabschlüssen. Ein Doktorat dauert an der Philosophischen Fakultät überdurchschnittlich lang und ist ein einsames Unterfangen. Zudem bringt ein Doktortitel in vielen Fächern ausserhalb der akademischen Welt keinen unmittelbaren Nutzen, und die akademische Laufbahn hängt vielleicht noch mehr als anderswo von der erfolgreichen Einbindung in Netzwerke ab. Das alles in Zusammenhang mit der Vereinbarkeit mit einer möglichen Elternschaft macht es für Frauen schwieriger, eine Professur zu erwerben.

Es besteht also noch viel Nachholbedarf?

Erste Frauenförderungsmassnahmen an Schweizer Universitäten wurden Ende der Achtzigerjahre ergriffen. In Freiburg wurde die Dienststelle für die Gleichstellung von Mann und Frau 1996 gegründet. Nach ersten Erfahrungen mit Massnahmen zur Frauenförderung geht es heute eher darum, Änderungsprozesse in der ganzen Institution und in ihren Strukturen in Gang zu setzen. Die Forderungen der Gleichstellung sind im Grunde immer noch die gleichen wie vor zehn Jahren. Das tönt einerseits enttäuschend, andererseits sind aber auch klare Fortschritte zu verzeichnen.

Wo denn zum Beispiel?

Ein gutes Beispiel ist unser Mentoringprogramm für Frauen, die nach einem Doktorat eine wissenschaftliche Karriere anstreben: Mehrere Teilnehmerinnen sind heute Professorinnen. Ein anderes Beispiel: Der Ausbau der Kinderkrippe und die Einführung von Babyplätzen tragen dazu bei, dass eine akademische Laufbahn besser mit familiären Verpflichtungen vereinbar wird. Ganz allgemein geht es hier um Fragen der Work-Live-Balance, wie wir sie vermehrt einbringen möchten: Wie kann man eine akademische Karriere gestalten, so dass Beruf und Familie Platz haben? Lange war es so, dass das Private aus dem Berufsleben ausgeklammert werden musste. Diese Haltung hat die Frauen benachteiligt, weil sie das einfach nicht konnten.

Ist es überhaupt wünschenswert, Frauen mit solchen Fördermassnahmen gewissermassen zu ihrem Glück zu zwingen?

Gezwungen wird niemand. Gut ausgebildete Frauen wollen ein aktives Berufsleben. Ihre Frage ist nicht das «Ob», sondern das «Wie». Auch wirtschaftlich gesehen ist das wichtig: Man sollte das Potenzial der jungen Menschen, in deren Ausbildung man investiert, ausnutzen, auch das der Frauen. Kommt dazu, dass es für die Gesellschaft von Interesse ist, die unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründe von Männern und Frauen nutzbar zu machen. Es kann doch nicht gut sein, wenn nur Männer sich Gedanken über naturwissenschaftliche, technische oder medizinische Fragen machen.

Es ist also nach wie vor so, dass Männer eher natur- und Frauen eher geisteswissenschaftlich interessiert sind?

Das ist eine interessante Frage, weil es kulturell grosse Unterschiede gibt. Fächer wie Physik, Mathematik, Informatik oder die Ingenieurwissenschaften werden im deutschsprachigen Raum traditionell mit Männlichkeit assoziiert. In anderen Kulturen, zum Beispiel im arabischen Raum, ist das viel weniger der Fall.

Hat das mit der Erziehung zu tun?

Mit der Erziehung und der Ausbildung von klein auf, mit der Berufsbildung und mit den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Die Attraktivität der technischen Berufe sinkt derzeit auch für die Männer. Das kann eine Chance sein, die Art, wie diese Fächer am Gymnasium vermittelt werden, zu hinterfragen. Ist sie noch zeitgemäss? Und spricht sie Frauen und Männer gleichermassen an? Das Image eines Faches kann sich übrigens im Laufe der Zeit verändern. Beim Jus- oder beim Medizinstudium hat der Frauenanteil seit den Siebzigerjahren stark zugenommen; von diesen Studiengängen verspricht man sich heute eine breite Allgemeinbildung und viele Möglichkeiten.

Was wünschen Sie sich heute vor allem für die Frauen an der Uni?

Dass die Uni Strukturen und Rahmenbedingungen bietet, die Frauen und Männern die gleichen Chancen geben. Eine akademische Karriere muss mit dem Familienleben vereinbar werden – für Frauen und Männer.

Und was wünschen Sie sich von den Frauen?

Dass sie merken, wie viel man erreich

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