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«Das Warten war das Schlimmste»

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«Das Wasser von Ueberstorf kann ab sofort wieder als einwandfreies Trinkwasser verwendet werden» – mit dieser Mitteilung der Gemeindeverwaltung gestern Morgen geht eine zweiwöchige Trinkwasserkrise in der Sensler Gemeinde zu Ende. Die Verunreinigung wird den Gemeinderat aber noch lange beschäftigen, sagt Syndic Hans Jörg Liechti im Gespräch mit den FN.

 

Herr Liechti, wie haben Sie die letzten zwei Wochen erlebt?

Es war eine sehr aussergewöhnliche Situation. Mit so etwas rechnet man nicht. Wir mussten feststellen, dass es jede Gemeinde jederzeit treffen kann. Die zwei Wochen waren sehr intensiv. Es herrschte im Gemeinderat ein Gefühl der Ratlosigkeit und der Hilflosigkeit, weil wir die Ursache nicht finden konnten. Das Warten, bis jeweils die Resultate der Proben kamen, war am schlimmsten. Wir waren jeweils wie auf Nadeln.

Weiss man jetzt, was die Verunreinigung verursacht hat?

Nein, das wissen wir nicht. Diverse Ursachen sind möglich. Eine Probe war stark verunreinigt, andere nicht oder nur so viel, dass der Toleranzbereich nicht überschritten wurde. Wir speisen unsere Trinkwasserversorgung jetzt nur noch aus einer Grundwasserfassung und haben die anderen vom Netz genommen. Eine mögliche Erklärung des Kantonsvertreters war, dass die beiden letzten Sommer sehr trocken waren. Der Boden war anders, als er dies Jahrzehnte zuvor war, er hatte Risse und Spalten. Wenn Niederschläge fielen, dann sehr intensiv, es kam innert Kürze viel Regen runter. Das natürliche Filtersystem hat nicht mehr funktioniert. Dass wir die Ursache nicht herausgefunden haben, hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Vor allem auch, weil die Verschmutzung nur durch Zufall entdeckt wurde, nämlich als die Gemeinde Wünnewil, die bei uns Wasser bezieht, eine der zwei jährlichen Proben ihres Wassers ­entnahm. Die Frage ist nun auch, ob zwei Proben pro Jahr reichen.

Das heisst, dass die Gemeinde die Natur unterstützen muss?

Ja, was 50 bis 60 Jahre gut funktioniert hat, geht nicht mehr. Wir werden einen Trübungsmesser und eine UV-Anlage einbauen müssen. Bis jetzt waren wir der Auffassung, dass wir nichts einbauen, was nicht nötig ist. Die Ultra-Violett-Anlage wird bis Ende März 2020 eingesetzt. Bis jetzt hatten wir einfach Glück – die Krise nun war ein Wink mit dem Zaunpfahl und zwingt uns zu Massnahmen. Auch das Wasserreservoir Silberrad muss in den nächsten zwei bis drei Jahren saniert werden. Zudem wollen wir die noch etwa 600 Meter lange Leitung zur Wasserversorgung Heitenried realisieren, um im Notfall von dort Wasser beziehen zu können. Ein weiteres Thema wird die Überarbeitung der Schutzbestimmungen für Grundwasserfassungen sein. Sie stammen aus den 1990er-Jahren und sind noch rechtskräftig. Aber wir müssen sie heute wohl verschärfen.

Wie hat die Bevölkerung reagiert? Gab es auch nega­tive, vorwurfsvolle Reak­tionen?

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hatten wir wenig Reaktionen. Jene, die uns kontaktiert haben, hatten teils einen etwas heftigeren oder schrägeren Ton. Es wurden Fragen nach dem Warum und Wieso und nach dem Schuldigen gestellt. Es kamen auch Detailfragen zu den Massnahmen und einige Beschwerden. Einer meinte, dass er es dann auch nicht mehr so genau nehme mit dem pünktlichen Bezahlen der Steuern, wenn die Gemeinde die Infrastruktur nicht im Griff habe. Im Grossen und Ganzen haben wir aber viel Verständnis erfahren.

Gab es für diese Art von Vorfall ein Krisenszenario?

Das Qualitätsmanagement für die Wasserversorgung sieht ein Vorgehen vor für den Fall einer Verunreinigung. Zum Beispiel konnten wir dort die Informationen entnehmen, wie die Bevölkerung gewarnt wird, welche Vorsichtsmassnahmen und Verhaltensregeln wir publizieren und das Vorgehen, wer informiert werden muss. Das war wertvoll. Wir werden uns für ein anderes Mal Gedanken machen, wie man in der heutigen Zeit mit elektronischen Medien noch mehr Bürger in noch kürzerer Zeit erreichen könnte.

Haben Sie Kenntnis von Menschen, die krank wurden?

Wir haben von der Schule gehört, dass ein Kind erbrechen musste. Ob dies vom Wasser kommt oder andere Ursachen hat, wissen wir nicht. Ein Vater meldete uns, dass seine Familie mit Beschwerden beim Arzt war. Von ernsthaften Erkrankungen ist uns nichts bekannt.

Welche Bilanz ziehen Sie persönlich aus dieser Krise?

Die Geschehnisse haben uns bewusst gemacht, was wir normalerweise für ein Glück haben, morgens den Wasserhahn ohne zu überlegen aufdrehen zu können, um die Zähne zu putzen oder Wasser für Tee und Kaffee zu bekommen. Es ist ein Gut, das man normalerweise einfach konsumiert, ohne nachzudenken.

Informationen

Trinkwasser ist freigegeben

Die Gemeinde Ueberstorf hat das Trinkwasser gestern Morgen um 8 Uhr wieder freigegeben. Die Hauptleitungsnetz sei gründlich gespült und desinfiziert worden. Die Untersuchungsergebnisse der letzten Proben vom 2. Dezember seien von einwandfreier Qualität. Da das Wasser am 22. November als Sofortmassnahme mit Chlor behandelt wurde, sei es möglich, dass noch ein leichter Geruch oder Geschmack nach Chlor festzustellen sei, heisst es in der Mitteilung. Die Gemeinde rät in diesem Fall, die hausinterne Verteilung gründlich zu spülen. Das heisst, zuerst den Kaltwasserhahn von allen Leitungsentnahmestellen für fünf Minuten laufen lassen. Anschliessend das Warmwassersystem ebenfalls spülen und darauf achten, dass der Boiler mindestens eine Temperatur von 60 Grad hat. Von diesen Massnahmen sind auch Haushalte im Ortsteil Albligen der Gemeinde Schwarzenburg betroffen.

 

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