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Globetrotter-Chef: «Flüge sollten auf jeden Fall wieder teurer werden»

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Laut der Umweltorganisation WWF ist die Fliegerei in der Schweiz für über 18 Prozent des menschengemachten Klimaeffekts verantwortlich, dicht gefolgt von der Industrie mit 16 Prozent. Der Verkehr führt die Liste mit 27 Prozent an. Über den Stellenwert der Fliegerei in der Reisebranche und über die Frage, ob Umweltschutz und Reisen überhaupt kompatibel sind, haben die FN mit André Lüthi gesprochen. Der gebürtige Sensler ist CEO und Verwaltungsratspräsident der Globetrotter-Gruppe.

 

André Lüthi, die Klimadebatte ist in vollem Gang. Sind Ihre Kunden umweltbewusster geworden, indem sie beispielsweise weniger Flugreisen buchen?

In der Tat haben wir in den ersten vier Monaten dieses Jahres weniger Flüge für die Kunden gebucht. Gleiches gilt für Mitbewerber wie beispielsweise Kuoni und Hotelplan. Ich vermute vier Gründe für diese Entwicklung. Da wäre der «Greta-Effekt». Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg polarisiert, das Thema ist in den Medien omnipräsent. Zweitens war der letzte Sommer in der Schweiz fantastisch. Die Leute warten ab, ob es sich wiederholt, um hier Ferien zu machen. Drittens könnte es sein, dass gewisse Reisende genug haben vom Massentourismus wie beispielsweise Venedig oder dem Taj Mahal. Künftig wollen sie abseits der normalen Pfade fremde Länder entdecken. Sie verzichten deshalb vollkommen aufs Reisen. Zuletzt wird die Onlinekonkurrenz immer stärker. Seit Mai haben sich die Zahlen für die Buchungen aber wieder stabilisiert. Wir liegen auf Vorjahreskurs.

Sind die Reisen, die Sie verkaufen, vor allem Flugreisen?

Ja, der Grossteil. Unsere Kunden bereisen alle Kontinente. Im Moment sind Südamerika, Australien und Neuseeland stark gefragt, auch Afrika wird immer beliebter.

Erhalten die Reisebüros von den Flugunternehmen Kommissionen für gebuchte Flüge?

Nein, das war einmal. Früher erhielten die Reisebüros eine Kommission von rund zehn Prozent für Flugbuchungen. Die Reisebüros verdienen heute ihr Geld mit kompetenten Beratungen vor und während der Reise.

Die Fliegerei macht weltweit rund fünf Prozent des menschengemachten Klimaeffekts aus.

Das stimmt. Das Fliegen ist Teil des Klimaproblems. Zurzeit wird aber ein regelrechtes Flug-Bashing betrieben. Viele andere Faktoren belasten das Klima ebenfalls. Wir müssen grundsätzlich unser Konsumverhalten ändern, indem wir weniger Fleisch essen. Auch sollten wir weniger Klamotten tragen, die in Drittwelt- und Schwellenländern unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen produziert und mit stinkenden Schiffsfrachtern nach Europa transportiert werden. Die Umweltsünder der Industrie werden viel zu wenig thematisiert. Es bringt aber nichts, das eine gegen das andere auszuspielen.

Aber die Fakten sind klar, dass die Fliegerei einen grossen Teil zu den CO2-Emissionen in unserer Atmosphäre beiträgt.

Ja, aber es ist auch erwiesen, dass die Industrie, das Konsumverhalten der Menschen und die Wegwerfgesellschaft einen wesentlichen Teil dazu beitragen. Aber wie schon gesagt, das Fliegen ist ein Teil der Umweltverschmutzung, das will ich ganz und gar nicht abstreiten.

Ist Fliegen eine Notwendigkeit?

Ist denn der Verzehr von Fleisch und das Tragen der neuesten Nike-Schuhe aus Asien eine Notwendigkeit? Am Ende muss das ehrlich gemeinte Umweltbewusstsein bei jedem Einzelnen wachsen. Natürlich sind Flugreisen nicht immer notwendig, wie beispielsweise Kurzstreckenflüge nach Amsterdam oder London. Es ist sinnvoller, für eine längere Dauer in ein ferneres Land zu verreisen, als drei Mal im Jahr einen Städtetrip zu erleben. Dies versuchen unsere Reiseberater auch zu vermitteln: besser weniger fliegen, dafür länger und bewusster reisen. Das grosse Hauptpro­blem sind die Preise: Fliegen kostet nichts mehr.

Sollten Ihrer Meinung nach die Flüge wieder teuer werden?

Auf jeden Fall. Heute kann ich spontan für 40 Franken nach Amsterdam fliegen. Wäre das Fliegen wieder teurer, würden bestimmt weniger Leute in den Flieger einsteigen. Früher mussten wir lange sparen, um uns einen Flug leisten zu können, und freuten uns entsprechend auf die Reise. Heute verkommt das Reisen leider immer mehr zu einem stinknormalen Konsumgut.

Was meinen Sie damit?

Reisen ist eine der besten Lebensschulen. In fernen Ländern lernen wir andere Menschen, andere Kulturen, andere Lebensweisen und uns selbst besser kennen. Wir können eine reflektiertere Sichtweise auf viele Dinge im Leben erhalten und dabei auch unser Umweltbewusstsein stärken.

Was würde geschehen, sollte Globetrotter keine Flugreisen mehr anbieten?

Dann müssten wir die Büros schliessen.

Globetrotter arbeitet mit Myclimate zusammen. Die Organisation bietet Flug-Kompensationen an, dies bedeutet: Ich zahle einen Beitrag für den verursachten CO2-Ausstoss meines Fluges. Was bringt das?

(Denkt nach) Ich bin da etwas im Clinch. Auf der einen Seite finde ich es sinnvoll, jede Flugreise zu kompensieren und mit meinem Beitrag etwas Gutes zu tun. Auf der anderen Seite unterstützt Myclimate mit den Beiträgen Klimaschutzprojekte, die für den Beitragszahler zu wenig fassbar sind. Es wäre sinnvoller, eine Pauschale von rund 30 Franken zu erheben und klar zu kommunizieren: Dieses Geld unterstützt die Forschung, um neue Flugtechnologien zu fördern, die klimaneutral sind, wie beispielsweise Greenfuel, ein klimaneutraler, flüssiger Energieträger. Ich bin optimistisch, dass die Wissenschaft nahe dran ist, in allen Bereichen Technologien auf den Markt zu bringen, die viel umweltverträglicher sind als die heutigen.

Könnte es denn nicht eine Marketingstrategie von Globetrotter sein, nur noch umweltverträgliche Reisen anzubieten?

Bis ins letzte Detail habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Was bedeutet umweltverträglich? Denn 100 Prozent umweltverträglich ist keine Reise.

Können wir überhaupt umweltfreundlich Reisen?

Mehr oder weniger. Wir können beispielsweise Ziele auswählen, die mit dem Zug erreichbar sind. Aber noch wichtiger finde ich das Verhalten von Reisenden. Nur weil wir auf einen Flug verzichten, heisst es nicht, dass wir schon umweltfreundlich reisen. In fremden Ländern müssen wir uns respektvoll verhalten gegenüber den Einwohnern, der Kultur und der Natur, keinen unnötigen Abfall produzieren, Länder während eines Trekkings erkunden, statt mit dem Bus von Stadt zu Stadt zu fahren, lokale Restaurants den grossen Restaurantketten vorziehen und regionale Produkte essen. Klimaschutz geht so viel weiter als nur der Verzicht aufs Fliegen.

Hat man als Kopf eines Reiseunternehmens ein schlechtes Gewissen, einen Teil der CO2-Emissionen beizutragen?

Nein. Wir können das Reisen ja nicht einfach verbieten. Seit es die Menschen gibt, sind sie am Reisen und Entdecken. Verbote haben noch nie etwas gebracht. Was wir hingegen tun können, ist, unsere Kunden dazu zu bewegen, bewusster zu reisen und auch zu konsumieren: besser eine Flugreise und dafür länger vor Ort bleiben, sich auf das Land und die Einheimischen einlassen, als mehrmals pro Jahr kurze Reisen mit Billigflügen.

Information

Globetrotter-Kunden wollen Fernreisen

Die Kunden von Globetrotter-Reisebüros bevorzugen Individualreisen, die von den Reiseberatern zusammengestellt werden, wie CEO André Lüthi sagt. Das Alter der Kunden ist unterschiedlich, Globetrotter verzeichnet allerdings eine Zunahme an Pensionären. 85 Prozent buchen Fernreisen; Kurztrips sind eher eine Seltenheit. «Dies läuft heute meist über die Onlineplattformen», sagt Lüthi. Die Haupteinnahmequellen sind Beratungen und Dienstleistungen. Die Reiseberater von Globetrotter haben mindestens drei Kontinente bereist, um mit ihrem Erfahrungsschatz massgeschneiderte Reisen anzufertigen.

jp

 

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