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Vom julianischen zum gregorianischen Kalender

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Im letzten Beitrag «Hallo Wetterfrosch» (siehe FN vom 29. August) konnte man lesen, wie unsere Vorfahren ihr tägliches Leben den harmonischen Rhythmen von Sonne, Mond und Sternen anpassten. Diese harmonischen Rhythmen waren Zeitgeber. Nach ihnen wurden Arbeits- und Ruhezeiten eingeteilt – und das war dann auch die Geburtsstunde der Kalender. Unter «harmonischen Rhythmen» versteht man zum Beispiel, dass die Sonne jeden Morgen am Horizont im Osten aufgeht, sich tagsüber in einem grossen Bogen über den Himmel bewegt und am Abend im Westen wieder untergeht. Am Tag ist es hell und in der Nacht dunkel.

Das tönt für uns heute sehr trivial, war es aber vor ein paar tausend Jahren überhaupt nicht. Mit der Zeit bemerkten die Menschen, dass die Tageslänge variierte und dass das Wachstum der Pflanzen in der Natur davon abhing. Nebst der Sonne fand man auch beim Mond, unserem Erdtrabanten, ein rhythmisches Erscheinen am Himmel. Er fiel als Verwandlungskünstler auf, der in der Nacht den Sternenhimmel beherrschte. Der Mond wechselte von einer kaum sichtbaren Sichel zu einer hell leuchtenden Scheibe (Vollmond), magerte wieder zu einer Sichel ab, bevor er vorübergehend ganz vom Nachthimmel verschwand (Neumond).

Vom Mond zur Sonne

In früheren Kulturen und Religionen wurden daher sowohl der Mond wie auch die Sonne als Zeitgeber (Kalender) genommen. Die Römer richteten ihr tägliches Leben nach einem Mondkalender aus. Der war aber mit nur 354 Tagen im Jahr viel zu kurz, und so verschoben sich die Jahres- und die Vegetationszeiten immer wieder beträchtlich. Gaius Julius Caesar (100–44 v.Chr.), ein römischer Staatsmann und Feldherr, korrigierte den römischen Kalender 46. v. Chr. und wandelte ihn in einen Solarkalender um. Damit wurde der Einfluss der Sonne auf die Jahreszeiten, auf das tägliche Leben und das Pflanzenwachstum besser berücksichtigt. Das Jahr hatte zwölf Monate und 365,25 Tage. Weil man nur mit ganzen Tagen rechnen konnte, wurde der Viertel-Tag insofern berücksichtigt, als dass alle durch vier teilbaren Jahre jeweils einen Tag mehr bekamen und damit zum Schaltjahr wurden.

Zehn Tage wurden ausgelassen

Wenn man nun astronomisch genau berechnet, wie lange die Erde für eine Umdrehung um die Sonne braucht, dann kommt man auf 365,2422 Tage. Das astronomische Jahr ist also um elf Minuten kürzer als das julianische Jahr. Bis im Jahr 1582 n. Chr. machte diese scheinbar kleine Differenz immerhin eine Summe von zehn Tagen aus. Der Frühlingsanfang fiel also nicht mehr auf den 21. März, sondern auf den 31. März. So musste eine neue Kalenderreform eingeleitet werden. Papst Gregor XIII. nahm sich mit seinen Beratern 1582 der Sache an. Er bestimmte, dass man in diesem Jahr vom 4. Oktober direkt auf den 15. Oktober springt und damit die zehn Tage weglässt. Der Oktober schien ein günstiger Monat zu sein, da dann auch die Vegetationsperiode am Ende ist.

Die Schaltjahre wurden beibehalten, ausser an den vollen Jahrhunderten (1600; 1700; 1800; 1900 und 2000). Diese waren nur Schaltjahre, wenn sie durch 400 teilbar waren, also nur 1600 und 2000. Das nächste Jahrhundertschaltjahr wird das Jahr 2400 sein.

Heilloses Chaos

Mit diesen Korrekturen kommt man dem astronomischen Jahr sehr nahe. Papst Gregor befahl in einer Bulle, das heisst in einem verbindlichen Dekret, dass alle katholischen Länder diese Kalenderreform sofort einführen müssen. Damit war gesichert, dass 1583 der Frühlingsanfang mit der Tagundnachtgleiche wieder am 21. März stattfand. Leider fiel diese Reform aber mitten in die Reformationszeit. Das gab natürlich ein heilloses Chaos, besonders im Bauernstand. Protestantische Länder und Städte sperrten sich gegen diese Anordnung aus dem Vatikan, und es dauerte bis 1701, bis auch protestantische Gegenden den nach Papst Gregor XIII. benannten gregorianischen Kalender einführten.

In unserem Land war die Situation besonders grotesk: Wenn jemand zum Beispiel vom katholischen Kanton Freiburg in den protestantischen Kanton Bern ging, war er datumsmässig plötzlich zehn Tage im Rückstand! St. Gallen übernahm den Kalender erst 1724 und Graubünden erst 1784. Am längsten dauerte es in der Gemeinde Susch im Engadin. Dort drohte man den Bürgern 1811 mit dem Einmarsch von Straftruppen, wenn sie nicht endlich «zur Raison» kommen würden! Im Bauernstand war man sehr erbost über diese Kalenderreform, weil man die Orientierung über die täglichen Arbeitsrhythmen verlor. Die Bauern-Wetter-Regeln, die damals hoch im Kurs waren, stimmten grösstenteils nicht mehr. Ein Zeitgenosse brachte das folgendermassen zum Ausdruck: «Oh Papst, was hast Du angericht mit deinem heillosen Gedicht, dass du verkehret hast die Zeit, dadurch irr gemacht uns arme Leut. Haben uns gerichtet in das Jahr, nach unseren Bauernregeln zwar. Das will jetzt­unter nimmer sein, Ursach, weil du mit falschem Schein hast gemacht einen neuen Kalender, unseres alten ein grosser Schänder.»

Die Wogen haben sich dann aber bald geglättet. Der gregorianische Kalender ist in den letzten 300 Jahren weltweit Allgemeingut geworden, obwohl sich die orthodoxen Religionen und Kulturen noch heute an den julianischen Kalender halten.

Mario Slongo ist ehemaliger DRS- Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänome­­­­ne. Weitere Beiträge unter: www.freiburger-nachrichten.ch, Dossier «Wetterfrosch».

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