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Wie weiter mit dem Alpabzug?

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Schellende Glocken, bunt geschmückte Kühe, in Trachten gekleidete Hir­tinnen und Hirten, umgeben von rund 15 000 begeisterten Zuschauern, die sich auf die Rückkehr der Herden von den Alpen freuen: Dieses Bild zeigt sich dem Besucher seit 15 Jahren jeden Herbst in Plaffeien. Dem Plaffeier Alpabzug steht aber eine ungewisse Zukunft bevor: Das sechsköpfige Organisationskomitee tritt nach der nächsten Durchführung im kommenden Herbst geschlossen zurück. Die Nachfolge ist noch ungewiss, wie Adolf Kaeser, Komiteemitglied und Direktor von Schwarzsee Tourismus, den FN sagt. Er trete zurück, weil er in zwei Jahren in Pension gehe. Sein 83-jähriger Komiteekollege Josef ­Riedo, der für die Hirtenfamilien zuständig war, tritt aus Altersgründen zurück: «Zuerst wollte ich nur 10 Jahre mitmachen, nun sind es 15 geworden. Es ist schon ein wehmütiger Abschied, aber alles hat ein Ende», sagt Riedo auf Anfrage. Auch die OK-Mitglieder Carola Baeriswyl und Josef Progin träten zurück, weil es an der Zeit sei, die Organisation neuen, jungen Leuten zu übergeben.

Kritik von aussen

Flavio Catillaz war für die Infrastruktur am Alpabzug zuständig. Er sei eigentlich schon 2018 zurückgetreten, führe aber ein letztes Mal den Aufbau durch. Er habe vermehrt Kritik von aussen mitbekommen, die für Unstimmigkeiten gesorgt habe. «Ich habe viel Zeit und Ferien in diesen Anlass investiert, dadurch identifizierte ich mich auch mit dem Fest. Für mich hat es persönlich nicht mehr gestimmt, wenn ich immer nur hörte, was alles schlecht war.» Der Alpabzug bedeute ihm viel, besonders weil damit die harte Arbeit der Hirten während der Sömmerung wertgeschätzt werden soll.

Auch Vorstandsmitglied Marius Engel ist mit negativen Reaktionen konfrontiert worden. «Es sind aber meist Personen, die selbst gar nicht teilnehmen, die schlecht über uns reden.» Er ist seit elf Jahren als Küchenchef dabei und empfindet den Alpabzug als «ein sehr schönes Fest». Aber auch bei der Organisation habe er manchmal andere Meinungen als Adolf Kaeser vertreten: Er habe Kaeser bereits 2004 gesagt, dass die Fixkosten von rund 30 000 Franken für beispielsweise Infrastruktur und Unterhaltung zu hoch seien. «Wir hatten neben den 10 000 Franken von der Freiburger Kantonalbank nie eine weitere Sicherheit.» Er habe wenig Gehör erhalten, und der Anlass sei weiter gewachsen.

Auch Elmar Zbinden, Hirte und Landwirtschaftsverantwortlicher der Gemeinde Plaffeien, stellte sich Fragen zu den Finanzen. «Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass bei der Grösse des Anlasses finanziell nur 10 000 Franken Gewinn herausgeschaut haben.» Er finde nicht, dass der Anlass profitorientiert sein müsse. Wenn er aber mehr abwerfen würde, wäre es aus seiner Sicht sinnvoll, das Geld direkt in Projekte der Alpwirtschaft fliessen zu lassen. Der Tourismusdirektor habe ihm immer angeboten, dass er in die Finanzordner schauen könne, doch müsse er zugeben, dass er dieses Angebot nie genutzt habe (siehe Kasten).

Der Anlass sei nie profit­orien­tiert, sondern immer kostendeckend gewesen, entgegnet Josef Progin, der für die Finanzen zuständig ist. Vom Anlass hätten aber stets viele Private profitiert, beispielsweise die Gastronomie, die an diesem Tag bedeutende Gewinne habe erwirtschaften können.

Diskussion um Trägerschaft

Der Plaffeier Alpabzug gibt jedenfalls zu reden, sowohl bei den Vorstandsmitgliedern als auch bei den Hirten. Ein Thema beschäftigt beide Gruppen: die Trägerschaft des Anlasses, also die Frage, wer für die Organisation und Finanzierung zuständig ist. Heute macht das Schwarzsee Tourismus mithilfe eines Komitees aus unabhängigen Mitgliedern. Für die Zukunft sehe er eher zwei oder drei regionale Vereine, die das Fest gemeinsam aufziehen, meint Elmar Zbinden. Dieser Meinung ist auch der Hirte Moritz Boschung. «Landwirtschaftliche Organisationen wie die Viehzuchtgenossenschaft sollten diese Tradition der Hirten und Bauern übernehmen.» Es sei schliesslich auch ein landwirtschaftlicher Anlass. Heute sei der Alpabzug aus seiner Sicht ein Trinkfest.

In der Landi Sense-Oberland sehe er einen weiteren möglichen Organisator, der das Event stemmen könnte, meint Boschung. Das Unternehmen sei heute schon mit mehreren Dienstleistungen am Alpabzug beteiligt. Marco Baeriswyl, Vorsitzender der Geschäftsleitung Landi Sense-Oberland, sagt aber auf Anfrage, dass sein Unternehmen nicht als Träger des Alpabzugs in Plaffeien infrage komme. Privat sei er hingegen nicht abgeneigt, sich im OK zu engagieren. Er habe auch schon Gespräche mit Adolf Kaeser geführt.

Einen weiteren Vorschlag, um die Trägerschaft breiter abzustützen, hat Elmar Gremaud, Präsident des Hirtenverbands Sense-Oberland und Talschaft Jaun. «Es wäre schön, wenn die Gemeinde bei der Organisation mithelfen würde.» Sie könnte mit dem Tourismusverein zusammenspannen und administrative Arbeiten übernehmen. «Die Arbeit würde sich dadurch vielleicht besser verteilen», meint Gremaud.

Bei der Trägerschaft vertritt Adolf Kaeser eine andere Position: Schwarzsee Tourismus soll als öffentliche Institution weiterhin das Event tragen. Heute würden über 15 000 Leute nach Plaffeien reisen, um den Herden und Hirtenfamilien zuzuschauen. «Dafür braucht es Versicherungen und viel organisatorische Erfahrung, die der Tourismusverein bieten kann.»

Bessere Kommunikation

Letztes Jahr drohte das Fass überzulaufen, als das kantonale Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen neue kantonale Sicherheitsvorschriften herausgegeben hatte. Die Landwirte ärgerten sich beispielsweise über die Kleidervorschriften oder über den vorgeschriebenen Durchgang von drei Metern, den die Hirten als zu klein erachteten (die FN berichteten). Der Vorstand habe zu spät reagiert, gesteht Adolf Kaeser ein. Die Hirten hätten immer eine gute Arbeit gemacht, weshalb der Vorstand die Richtlinien als belanglos angesehen habe. «Viele Hirten fühlten sich aber bevormundet. Wir waren vielleicht zu wenig nahe bei den Hirten, um mit ihnen über diesen Brief zu reden», sagt Kaeser. «Deshalb ist es uns ein grosses Anliegen, in Zukunft eine bessere Zusammenarbeit mit den Landwirten zu erreichen.» In einer Arbeitsgruppe sollen im März erste Gespräche stattfinden zwischen den Hirten und dem aktuellen Komitee. Begrüssen würde er auch eine nähere Zusammenarbeit mit dem Hirtenverband Sense-Oberland und Talschaft Jaun. «Die Inte­ressen der Hirtenfamilien wären dadurch auch besser vertreten», sagt Kaeser.

Elmar Gremaud, Präsident des Hirtenverbands, ist in Bezug auf die Zusammenarbeit zurückhaltender. «Wir sind den ganzen Sommer mit den Alpwirtschaften beschäftigt, was uns viel Arbeit kostet. Zusätzlich den Alpabzug mitorganisieren können wir nicht», sagt Gremaud. Je nach Grösse des landwirtschaftlichen Betriebs brauche ein Landwirt bis zu einer Woche Vorbereitungszeit, am Tag selbst könnten die Hirten sowieso nicht helfen. Er sehe es aber als positiv an, dass es Adolf Kaeser wichtig sei, näher mit den Hirten zusammenzuarbeiten. Heute sei der Anlass gut organisiert, doch dürfe er nicht mehr grös­ser werden, findet Gremaud. Für Hirten, die in Plaffeien ihre Tiere verladen müssten, könne es mit den vielen Leuten schon gefährlich werden.

«Ich habe viel Zeit in diesen Anlass investiert, dadurch identifiziere ich mich auch mit dem Fest.»

Flavio Catillaz

Alpabzug-OK-Mitglied

Reaktion

«Wir wollen uns mit dem Anlass nicht bereichern»

In den vergangenen Jahren hat der Plaffeier Alpabzug im Schnitt rund 13 000 bis 15 000 Zuschauer ins Sense-Oberland gelockt. Ein sechsköpfiger Vorstand organisiert den Anlass seit 15 Jahren, Schwarzsee Tourismus ist Träger des Events. Die heutigen Mitglieder des Organisationskomitees sind fast alle seit 5 bis 15 Jahren dabei. Neben den jährlich rund 15 teilnehmenden Hirtenfamilien engagieren sich rund 100 freiwillige Helfer, um den Alpabzug auf die Beine zu stellen. Laut Adolf Kaeser, Direktor von Schwarzsee Tourismus und Mitglied des Organisationskomitees, hat der Anlass jährlich Ausgaben von rund 105 000 Franken und Einnahmen von rund 115 000 Franken. Der ­Gewinn von 10 000 Franken gehe an den Tourismusverein Schwarzsee. «Die Hirten haben das nicht immer gelobt. Wir wollen uns aber mit dem Anlass nicht bereichern, sondern reinvestieren das Geld in den Tourismus der Alpwirtschaft», sagt der Tourismus­direktor. Der Anlass wird ohne Sponsoren finanziert, einzig die Freiburger Kantonalbank steuert jährlich einen Beitrag von 10 000 Franken bei. «Das ganze finanzielle Risiko trägt der Tourismusverein», fügt Kaeser an.

jp

 

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