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«Wir hoffen auf einen offenen Dialog»

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«Wir sind überzeugt, dass mehr Vielfalt und Wahlfreiheit während der obligatorischen Schulzeit für viele Kinder, die im öffentlichen System nicht oder schlecht zurechtkommen, ein Segen wären.» Mit diesen Worten beginnt ein Brief, den die Freiburger Sektion der Elternlobby Schweiz vor kurzem an die Grossrätinnen und Grossräte des Kantons Freiburg geschickt hat. Er ist Teil der Eingabe der Petition «Freie Bildungswahl für alle statt für wenige», den die Elternlobby Schweiz eingereicht hat.

Kampf für eine Minderheit

Karin Lerch aus St. Antoni und Simone Stocker aus Murten sind realistisch. Sie seien sich bewusst, dass ihr Anliegen wenig Chancen im Parlament haben werde. «Wir sind eine Minderheit», sagt Simone Stocker. «Unser Problem interessiert nur Eltern mit schulpflichtigen Kindern und von diesen nur solche, die ein Kind haben, das in der Schule Pro­bleme hat, oder die sich ein reformpädagogisches Schulmodell wünschen.» Trotzdem sei es ihnen ein Anliegen gewesen, einmal mehr auf ein Problem mit dem heutigen Schulgesetz aufmerksam zu machen, nämlich dass es Kinder gebe, die nicht in das normale Schulsystem passen.

Dass Kinder wegen Unter- oder Überforderung auffällig werden, dass sogenannte Zappelphilipps nicht in eine starre 45-Minuten-Unterrichtseinheit gepresst werden können und dass Kinder Opfer von Mobbing werden, sei keine Seltenheit. «Jedes Kind hat eine indivi­duelle Entwicklungsgeschwindigkeit», sagt Simone Stocker. Dem könne eine Lehrperson auch mit viel gutem Willen nicht immer Rechnung tragen.

Tabu thematisieren

Die Elternlobby Schweiz will mit ihrer Petition erreichen, dass dieses Tabuthema in der Gesellschaft publik gemacht und auf politischer Ebene diskutiert wird. «Die Petition ist ein Bittbrief», erklärt Karin Lerch. «Wir sind uns bewusst, dass wir das Gesetz kaum werden ändern können.» Die Petition wolle darlegen, dass es im Kanton Freiburg für gewisse Kinder schwierig sei, sich frei und gesund zu entwickeln. Das Schulsystem könne kaum reagieren, wenn ein Kind in der Schule Probleme habe. Es gebe sonderpädagogische Massnahmen und Relaisklassen, oder die Kinder werden in die kinderpsychiatrische Tagesklinik eingewiesen. «Das sind aber ziemlich krasse Massnahmen, und die betroffenen Kinder werden nicht gefragt, man verfügt über sie», hält Karin Lerch fest. «Wenn die Kinder aber aus der Klasse herausgerissen werden, werden sie weiter destabilisiert.»

Sie verweist auf wissenschaftliche Untersuchungen, wonach immer mehr Kinder und Jugendliche psychosomatisch krank sind. Sie entwickeln Ticks, haben Bauchweh oder andere Krankheitssymptome. «Die Kinder werden als krank abgestempelt, dabei sind sie es gar nicht.» Ausserdem trage ein Kind, das in der öffentlichen Schule nicht klarkomme und in die Mühlen der Therapie gerate, Wunden davon, die es sein Leben lang nicht vergesse.

Dialog anstossen

Ziel der Elternlobby sei es, einen Dialog anzustossen und im kommenden Jahr einen runden Tisch zu organisieren. «Wir wünschen uns ein offenes Gespräch, ein Treffen, an dem betroffene Eltern, Politiker und Schulvertreter teilnehmen. Wir möchten sachlich aufzeigen, was für Probleme vorhanden sind, und gemeinsam Lösungen suchen», sagt Karin Lerch. Es gehe nicht um Schuldzuweisungen, sondern um das Wohl der Kinder. «Denn es ist klar, dass das Schulsystem nicht alle Kinder abholen kann. Daran ist niemand schuld, das ist systembedingt.»

Privatschulen als Alternative

Eine Alternative zu Privatschulen ist Homeschooling. Im Kanton Freiburg ist der Unterricht zu Hause jedoch nur unter sehr strengen Bedingungen erlaubt und nur für begüterte Familien möglich, da die Organisation mit der Anstellung einer ausgebildeten Lehrkraft sehr aufwendig ist. In einigen Kantonen wie Bern, Waadt und Aargau sind die Vorgaben liberaler, was dazu führen kann, dass Familien aus dem Kanton Freiburg wegziehen, um in anderen Kantonen ihre Kinder zu Hause zu unterrichten.

Ein zentrales Anliegen der Elternlobby betrifft die Finanzierung freier Schulen mit privater Trägerschaft, das heisst staatliche anerkannte Schulen, die grundsätzlich allen Kindern offenstehen, unabhängig von Religion, Status oder Herkunft. Im Kanton Freiburg gibt es nur drei Privatschulen für deutschsprachige Kinder. Diese sind zwar offiziell vom Kanton anerkannt, werden aber finanziell nicht unterstützt. Im Vergleich dazu gibt es im Kanton Bern viel mehr Angebote; sie werden zum Teil auch vom Kanton finanziell unterstützt.

Problem Finanzen

«Alternative Schulen sind für Eltern mit Kindern, die nicht in die Norm passen, oft der einzige Ausweg, dafür müssen sie aber die finanziellen Möglichkeiten haben», sagt Simone Stocker. Und viele hätten immer noch das Gefühl, dass die Förderung von Privatschulen einer Förderung von Elite-Schulen gleichkomme; dabei sei zwischen reformpädagogischen und elitär ausgerichteten Schulmodellen zu unterscheiden.

Für die Gesellschaft komme es günstiger, ein Kind mit Problemen in einer Privatschule zu platzieren, sagt Karin Lerch. Denn dort brauche es meis­tens keine sonderpädagogischen Mass­nahmen mehr, keine Therapie. «Wir kennen viele, deren Probleme auf einen Schlag aufhörten, sobald sie in einer Privatschule individuell gefördert wurden.»

Hohe Dunkelziffer

Karin Lerch und Simone Stocker widersprechen den Aussagen von Andreas Maag von der kantonalen Erziehungsdirektion. Dieser hat in einem Radio-Interview gesagt, dass nur ein Prozent der Schüler eine Privatschule besuche und man daher nichts am System ändern müsse. Dieses eine Prozent entspreche aber nicht der tatsächlichen Anzahl Kinder, denen es in der Schule nicht gut gehe, sondern nur jenen, die in einem alternativen Schulmodell im Kanton Freiburg lernten, sagen die beiden Frauen. Es gebe aber mehr Kinder, die im öffentlichen System krank würden. Den meisten ­Eltern fehlten die finanziellen Möglichkeiten für eine Privatschule oder für das Home­schooling. «Wir sind der Meinung, dass es viel mehr Betroffene gibt», sagt Karin Lerch; es gebe eine grosse Dunkelziffer.

«Viele Eltern scheuen sich, Alternativen zum öffentlichen Schulsystem zu suchen, weil dies soziale Ausgrenzung zur Folge haben kann, weil sie die finanziellen Mittel dafür nicht haben oder denken, dass die Kinder da halt einfach durch müssen», so Lerch. Diese Eltern sehnten dabei das Ende der obligatorischen Schulzeit ihrer Kinder herbei. «Aus Angst vor einer Ächtung durch andere Eltern, die Schule oder die Behörden schweigen viele.»

Das haben die beiden selbst erlebt. Sie seien als hysterische Mütter, überforderte und unfähige Eltern abgetan worden. «Uns geht es wirklich nicht darum, das Schulsystem grundsätzlich anzugreifen, oder darum, Schuldzuweisungen gegen den Kanton oder gegen Lehrpersonen, Inspektoren oder die Schulbehörden auszusprechen», sagt Simone Stocker. Ziel sei eine bessere Information, sagen die beiden Frauen. Aus diesem Grunde haben sie auf Neujahr eine neue Website aufgeschaltet, auf der viele Informationen rund um das Thema abrufbar sind.

www.fri-kids.ch

Reaktion

Staatsrat lehnte ähnliche Motionen 2014 ab

Die FN hat die Freiburger Direktion für Erziehung, Kultur und Sport auf die Petition der Elternlobby Schweiz «Freie Bildungswahl für alle statt für wenige» angesprochen. Zur aktuellen Petition hat sie nicht direkt geantwortet, da diese beim Grossen Rat eingegeben wurde. Die Direktion verwies auf eine Antwort des Staatsrats von 2014 auf drei Volksmotionen der Eltern­lobby mit ähnlichen Anliegen.

Der Staatsrat hat in seiner Antwort von 2014 bezweifelt, dass ein Kind in einer anderen Schule ein Umfeld finden könne, das seinen Bedürfnissen besser gerecht werde. «In bestimmten Einzelfällen haben im Übrigen die Schulinspektorinnen und -inspektoren die Möglichkeit, einen Schulwechsel anzuordnen, wenn dies im Interesse des Kindes ist», so die Ausführung. Weiter hat der Staatsrat auf logistische Gründe verwiesen, die gegen eine freie Schulwahl sprechen. Bei jährlichen Schulwechseln wäre nicht mehr im Vorfeld planbar, wie viele Kinder Räumlichkeiten oder Schülertransporte benötigten.

Finanzierung Privatschulen

Der Staatsrat lehnte des Weiteren Subventionen des Kantons für freie Schulen ab. «Ein jährlicher Pauschalbetrag für die vom Kanton anerkannten freien Schulen oder für die Eltern, deren Kinder eine freie Schule besuchen, würde die Bildungsqualität nicht zwangsläufig erhöhen.»

Die Direktion für Erziehung, Sport und Kultur verwies zudem auf das Schulgesetz, das der Grosse Rat 2014 angenommen hat. In einem Artikel nimmt das Gesetz Bezug auf das sogenannte Home­schooling, das gemäss den Freiburger Vertreterinnen der Elternlobby im Kanton Freiburg zu strikt gehandhabt wird. «Der Unterricht zu Hause muss von der Direktion bewilligt werden. Die Eltern oder die Hauslehrpersonen müssen über die erforderlichen berufspädagogischen Qualifikationen verfügen», schrieb der Staatsrat dazu.

sf

 

Petition

Schweizweit über 11 000 Signaturen

Die Elternlobby Schweiz hat im November in elf Kantonen der Schweiz die Petition «Freie Bildungswahl für alle statt für wenige» mit insgesamt über 11 000 Unterschriften eingereicht. Im Kanton Freiburg haben 1250 Personen unterschrieben.

im

 

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