Zum geplanten Bundesasylzentrum in Giffers
Auch ich gehöre wahrscheinlich irgendwie zum «Volke der Sensler» und spreche seine Sprache. Ich weiss, dass man statt St. Silvester «Santi Faschtùs» sagt und dass man den Ortsnamen «Auterschwüu» vergeblich auf einer geografischen Karte sucht, Alterswil aber findet. Ich habe schon echten «Güfferschtee» getrunken und kenne sogar sein Rezept. Im Winter gehe ich im Schwarzsee Ski fahren, und das schon seit frühester Kindheit. Ich habe «Chùibi» gefeiert und keinen Gang ausgelassen. Und ich weiss, dass eine echte «Seislerbräzela» fünf Löcher hat. Ich erzähle dies alles, ohne mich darüber lustig machen zu wollen, ich geniesse es, hier zu leben. Ich gehöre dazu, und trotzdem kann ich mich mit dem Inhalt des Senslerliedes «Das isch üsers Ländli»–so wie es anlässlich der Sendung «Schweiz Aktuell» vorgetragen wurde–nicht identifizieren. Ich hätte auch gern ein Senslerlied, das aber weniger von Angst als von Mut und Toleranz spricht: «Härgott, Härgott, mach i üsum Ländli, fùr Mensche ir Not as Wändlì, damit ‘ne niemer d’Hoffnig stühlt, wa üs Mensche z’Läbe gült!» Ich gehöre auch «dazu», und ich hoffe, dass auch diese «andern» Stimmen in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten gehört werden und dass wirwieder ohne ein komisches Gefühl unsere Hymne anstimmen können: «Das isch üsers Ländli!» Und ich bin stolz darauf!