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«Sie erleben, dass sie nicht allein sind»

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«Sie erleben, dass sie nicht allein sind»

Warum viele Jugendliche nach Köln pilgern, aber nur wenige in Schweizer Kirchen

Kurt Stulz, Bischofsvikar im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg, über regionale Angebote für gläubige Jugendliche, kreischende Menschen am Weltjugendtreffen und den Stellenwert von kirchlichen Identifikationsfiguren.

Mit KURT STULZ
sprach MATTHIAS FASEL

Während in Köln jeden Tag hunderttausende Jugendliche ihren Glauben feiern, sind junge Leute in unseren Kirchen seit Jahren nur die Ausnahmeerscheinung. Wie ist das zu erklären?

Am Weltjugendtreffen erleben die jungen Menschen, dass sie auf ihrer Glaubenssuche nicht allein sind. Sie lernen Jugendliche aus aller Welt kennen, die allesamt der christliche Glaube verbindet. Das ist natürlich ein besonderes Erlebnis.

Im Alltag einer säkularisierten Gesellschaft wie der Schweiz erhalten Jugendliche hingegen oftmals das Gefühl, sie stünden mit ihrem Glauben ganz alleine da.

Dann wäre also das Bedürfnis nach Glauben da. Was wird denn in Schweizer Kirchen falsch gemacht, dass man diese Leute nicht erreicht?

Die Entwicklung der Kirche hängt auch mit gesamtgesellschaftlichen Prozessen zusammen. Wir leben in einer individualisierten Gesellschaft. Viele Leute lassen sich nichts mehr vorschreiben, auch nicht beim Glauben. Das führt dazu, dass sich einige des Glaubens bedienen wie in einem Selbstbedienungsladen. Die katholische Lehre wird nicht von allen als Gesamtpaket angesehen. Die Rosinen werden herausgepickt, der Rest sein gelassen. Dazu gehört bei manchen Jugendlichen der regelmässige Kirchenbesuch.

Was kann getan werden, damit der Kirchenbesuch auch für junge Menschen interessanter wird?

An den herkömmlichen Sonntagsgottesdiensten wird sich nichts ändern. Es wäre jedoch wichtig, zusätzlich neue Gottesdienstformen für Jugendliche zu schaffen, die ihrer Kultur entsprechen.

Was heisst das konkret?

Das heisst, dass die Jungen im Vorfeld dieser Gottesdienste die Themen bestimmen, das Programm mitgestalten und dass auch der Ablauf den Bedürfnissen angepasst wird. Es gibt schon heute solche Veranstaltungen. Eine davon ist eine religiöse Feier mit dem Titel «Ausklang», die von unseren Jugendarbeitern gemeinsam mit den Reformierten einmal im Monat an verschiedenen Orten der Region organisiert wird.

Da wird die Orgel schon einmal durch andere Instrumente ersetzt oder die Lieder auf Englisch gesungen. Meine Anregung an die regionale Jugendseelsorge ist denn auch, dass noch mehr solche Gottesdienste organisiert werden.

In Köln wird versucht durch viel Inszenierung und Symbolik das Weltjugendtreffen zu einem Erlebnis-Event zu machen. Davon fühlen sich zwar viele Junge angesprochen, der Preis dafür sind jedoch junge Menschen, die während der Gottesdienste kreischen und Fussball-Lieder anstimmen. Was halten Sie davon?

Mich persönlich stört das nicht. Ich habe letztes Jahr ähnliche Szenen beim Papstbesuch in Bern miterlebt. Jeder Mensch hat eine eigene Art seine Freude auszudrücken. Das sollte man niemandem zum Vorwurf machen.

Papst Benedikt XVI. im Bravo und Johannes Paul II. auf T-Shirts: Wie ist dieser neue Personenkult zu erklären?

Personenkult ist der falsche Ausdruck. Menschen brauchen Vorbilder und Identifikationsfiguren. Sie wollen nicht nur abstrakte Theorien zu hören bekommen, sondern auch Leute entdecken und bewundern, die diese Ideen vorleben. Das hat es auch im religiösen Bereich schon immer gegeben. Als Beispiele dafür könnte man jegliche Heiligen aufführen.

Die heutigen Vorbilder sind aber irdisch. Sind vielleicht auch mehr nationale und regionale kirchliche Vorbilder nötig?

Es gibt bereits einzelne solche
Personen. Eine davon ist der Abt
von Einsiedeln, Martin Werlen. Er hat eine grosse Ausstrahlungskraft
auf die Jugendlichen, wenn auch nicht vergleichbar mit der des Papstes.

In vielen Gemeinden fehlt es tatsächlich an Vorbildern. In der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, gab es früher einen Kaplan, für den wir alles gemacht hätten. Das gibt es heute kaum noch.

Wir müssen deshalb diejenigen, die mit Jugendlichen arbeiten, noch besser ausbilden. Voraussichtlich ab Herbst 2006 wird es deshalb für Leute, die sich in der Kirche engagieren, eine neue Ausbildung geben. Dieser Lehrgang wird auf dem Niveau einer höheren Fachhochschule sein.

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