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«Sie sind keine Touristenhasser»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es sind die makabren Bilder von gerissenen Schafen, die die Kontroverse um den Wolf immer wieder anheizen. Die Besitzer sind einerseits wegen der finanziellen Einbussen, in erster Linie aber wegen der emotionalen Betroffenheit entrüstet. Da hilft auch die Erklärung von Mirjam Ballmer von Pro Natura Schweiz nicht: «Wölfe sind nicht im Blutrausch, sie haben einen Jagdtrieb. Solange die Schafherde sich als Kollektiv bewegt, hört der Wolf nicht auf zu jagen.»

Zum Abschuss freigegeben wird der Wolf in den seltensten Fällen; er gehört, nebst dem Bären und dem Luchs, zu den streng geschützten Wildtieren der Schweiz (siehe Kasten links). Schafe werden darum seit geraumer Zeit von Herdenschutzhunden bewacht: Die kräftigen Tiere mit dem hellen Fell haben aber im letzten Sommer durch Angriffe auf Wanderer für Aufregung gesorgt. Rund 200 Herdenschutzhunde sind in der Schweiz im Einsatz. Vergangenen Samstag fand im Gantrischgebiet eine Exkursion statt, bei dem Ueli Pfister, der selber Schutzhunde züchtet, und Mirjam Ballmer jedem Interessierten das richtige Verhalten gegenüber den Schutztieren demonstrierten.

Schwierig abzurichten

Laut Ueli Pfister kann man einen Herdenschutzhund nicht gut abrichten, im Gegensatz etwa zu einem Border Collie oder einem Golden Retriever. Der Schutzhund funktioniere völlig anders, reagiere auch nicht auf die Reiz-Reaktion-Erziehung, die beim Abrichten eines Haushundes nötig sei: «Herdenschutzhunde können mit jedem Tier eine Beziehung eingehen, nicht nur mit Menschen, die ihnen immer Gudeli geben.» Schon nach einigen Wochen identifiziert ein Herdenschutzhund sich mit den Schafen, die er bewacht. Ist Gefahr im Verzug, gerade durch den Wolf, fängt er an zu bellen wie verrückt, rennt auf den Feind zu, versucht mit aller Kraft, diesen zu vertreiben und wirkt dadurch aggressiv. Am besten funktionieren Herdenhunde im Rudel. Ihr Instinkt bringt sie dazu, alles abwehren zu wollen, was fremd ist: In diesem Fall jedes Lebewesen ausser Schafe. «Ein Herdenschutzhund kann Fremdes nicht in intellektuelle Stapel aufteilen», so Pfister. Dies sei der Grund, warum es immer wieder zu Attacken komme: «Herdenschutzhunde sind nicht einfach Touristenhasser.»

Bei Angst: Anderer Weg

Pfister rät Wanderern vor allem, die Ruhe zu bewahren: «Wenn Sie durchdrehen, mit den Armen fuchteln und schreien, fühlt sich der Hund in seiner Annahme, Sie seien der Feind, bestätigt.» Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, steigt ab und stösst dieses. Falls die Wandererin einen eigenen Hund dabei hat, sollte dieser an die Leine genommen werden. Beim Umgehen der Herde hält der Wanderer möglichst viel Distanz und geht langsam. Falls jemand grosse Angst vor Hunden habe, empfehle es sich, einem anderen Weg entlang zu wandern. «Wir kommunizieren am ehrlichsten, wenn wir sagen–Hände weg von dieser Geschichte, wer sich allzu sehr fürchtet», sagt Pfister. Wer ausweichen wolle, informiere sich besser im Vorfeld auf der Internetseite von Herdenschutz Schweiz, auf welchen Alpen die Schutzhunde im Einsatz sind (siehe Kasten).

Grosse Angst vor Hunden hat fast keiner der Exkursions-Teilnehmer. Die meisten von ihnen sind Wanderleiter, sie sind schon einige Male mit Herdenschutzhunden in Kontakt gekommen. Die Schafweide liegt in einer Schräge unterhalb des Stockhorns und wird von zwei Schutztieren bewacht. Im Gegensatz zu anderen Herden ist diese noch eingezäunt. Die Hunde brauchen lange, um die herannahenden Menschen zu bemerken. Doch dann geht es los: Knurrend und bellend rennen sie ihnen entgegen. Ein Adrenalin-Junkie sagt: «Ich mag Hunde» und hält einem der Tiere die Hand unter die Schnauze. Dieser schnüffelt daran und wird ruhig. «So ein Verhalten könnte natürlich auch hintenraus gehen», sagt Pfister. Bei Tieren könne man sich halt nie sicher sein, wie sie reagieren.

Die Tiere verhalten sich nur in Einzelfällen aggressiv. Bild Charles Ellena

Zahlen und Fakten

Der Wolf in der Schweiz

Laut Mirjam Ballmer von Pro Natura Schweiz leben momentan in der Schweiz31 Wölfe.Diese sind schwierig nachzuweisen, denn sie bewegen sich unauffällig. ImKanton Freiburgwurde zum letzten Mal im Mai 2014 das Weibchen F13 gesichtet. Neben Freiburg finden sich in 15 Kantonen Wölfe. Eingewandert aus Italien, ist der Wolf 1995 in die Schweiz zurückgekehrt. Wenn auch eine Bereicherung für die Fauna und wichtig, um die Vegetation des Waldes aufrechtzuerhalten, ist er doch längst nicht bei allen beliebt. Gerade in sogenannten «Präventionsperimetern», also Gebieten, in denen der Wolf häufig auftaucht, fürchten sich die Menschen vor ihm. Ganze Herden gerissener Tiere führen bei manchem Schafbesitzer zum Wunsch, den Wolf abzuschiessen. Wölfe sind sowohl durch die Berner Konvention wie durch dasJagdgesetzgeschützt. Erst Anfang Juli wurde das Gesetz angepasst: Nun ist es unter gewissen Umständen erlaubt,Jungwölfeeines Rudels abzuschiessen. Wenn innerhalb von vier Monaten 15 Jungtiere im Streifgebiet eines Wolfrudels gerissen wurden, und die Herde durch hinreichende Massnahmen geschützt war, darf das Tier geschossen werden.Aggressive Einzeltieredürfen geschossen werden, wenn sie innerhalb eines Monats 25 Nutztiere gerissen haben.kf

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Wo Sie den Hunden begegnen könnten

In sechs Alpgebieten im Kanton Freiburg werden momentan Schafherden durch Herdenschutzhunde bewacht. Wandererin und Wanderer treffen auf derKaisereggbeim Stierengrat, auf demSchafarnischund auf demSchafbergin Jaun auf Herdenschutzhunde. Weitere Tiere befinden sich ebenfalls auf demBremingradin der Nähe von Patraflon, demNotz Vorsatzoberhalb Plaffeien und auf derAlp Tsermon/Les Merlas. Im Tal bewachen die Schutztiere inRechthaltenund inTreyvauxzwei Schafherden.kf

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