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«Sie sollten nur tanzen – mehr nicht»

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Autor: Carolin FOehr

Noch bevor der Prozess richtig begonnen hatte, lieferten sich die Anwälte bereits einen ersten Schlagabtausch. Jean-Luc Maradan forderte im Namen des Angeklagten erfolglos, die Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen – eine Massnahme, die generell dazu dient, Opfer von begangenen Straftaten zu schützen. In diesem Falle wollte der Anwalt eine «Vorverurteilung» durch die Medien verhindern. Das Strafgericht wies den Antrag zurück.

Tatsächlich sorgt der Fall der Freiburger Cabarets «Apollo 2000» und «Plaza» seit 2005 für erheblichen Medienrummel. Damals hatte Untersuchungsrichterin Yvonne Gendre begonnen, gegen den Betreiber der Tanzclubs und seine Geschäftspartnerin zu ermitteln (die FN berichteten). Im Mai 2010 machte sie ihre Ergebnisse und Vorwürfe an einer Pressekonferenz publik – ein ungewöhnliches Vorgehen, über das sich Verteidiger Jean-Luc Maradan beim Justizrat beschwerte.

Kondome im Séparée

Gestern hatte der 46-jährige Angeklagte nun Gelegenheit, seine Version der Dinge darzulegen. Er habe die Tänzerinnen – oder «artistes», wie sie während der Verhandlung genannt wurden – einzig «für die Shows» bezahlt. «Sie sollten tanzen – mehr nicht», lautete seine Antwort auf die Frage, welche Anforderungen er an die Angestellten gestellt habe. Von Prostitution, zu der er die jungen Frauen laut Anklageschrift angehalten haben soll, habe er nichts gewusst: «Es gab Verdachte, aber keine Beweise.» Zudem habe er als Betreiber mehrere Tänzerinnen wegen Prostitution angezeigt.

Gerichtspräsident Alain Gautschi liess sich von diesen Worten aber nicht überzeugen. «Warum verbietet Ihr Reglement den Angestellten einzig, Kondome in den Séparées liegen zu lassen? Warum haben Sie nicht geschrieben: ‹Prostitution ist verboten›?» Die Putzfrauen hätten ihm von solchen Fällen erzählt, erklärte der ehemalige Betreiber sichtlich angespannt. Er wies auch darauf hin, dass Plakate in den Cabarets auf das Verbot hingewiesen hätten.

Warum es Kunden verboten war, vor den Cabarets zu parken, wollte der Präsident weiter wissen. «Die Tänzerinnen sollten nicht mit geliehenen Autos tagelang dort parken», entgegnete der Angeklagte. Gautschi: «Aber was ist mit den Kunden?» – Ex-Betreiber: «Das Reglement war nur eine Denkstütze für mich – ich habe es nicht veröffentlicht.»

Konfiszierte Ausweise?

Auch bei anderen Punkten kam der blasse und ergraute Angeklagte immer wieder in Erklärungsnot. Zum Beispiel, warum für die von den Tänzerinnen gemieteten Studios 150 Franken als Kaution erhoben wurden – zusätzlich zu der Monatsmiete, 300 Franken Nebenkosten und anderen berechneten Leistungen. Oder wann und wie lange sich die Tänzerinnen ausserhalb der Cabarets aufhalten durften.

Zum Vorwurf, er habe den mehrheitlich aus Osteuropa und Brasilien stammenden Tänzerinnen ihren Pass konfisziert, sagte der frühere Arbeitgeber: «Es kam vor, dass die Mädchen mit Verspätung in die Schweiz einreisten. Deshalb hatte ich nach sieben oder acht Tagen noch ihren Ausweis auf meinem Schreibtisch – aber nie länger.»

Um etwas mehr Klarheit in die vielen widersprüchlichen Aussagen und Anklagepunkte zu bringen, wird das Strafgericht des Saanebezirks kommende Woche mehrere Zeugen vernehmen. Mit dem Urteil ist wohl frühestens in zwei Wochen zu rechnen.

Das Strafgericht des Saanebezirks wird entscheiden, ob es in zwei Freiburger Cabarets zur Prostitution gekommen ist.Bild Alain Wicht/a

Alain Gautschi:«Drei Monate Lektüre»

Die Anklageschrift gegen den früheren Cabaret-Betreiber ist lang: Neben Anstiftung zur Prostitution und Menschenhandel stehen auch Nötigung, Betrug, Wucher und Veruntreuung darauf. Einige Punkte sind allerdings bereits verjährt. Auch seine damalige Geschäftspartnerin sollte eigentlich auf der Anklagebank sitzen. Sie muss aber nicht an den Verhandlungen teilnehmen, ebenso wenig wie die Tänzerin, die 2005 Anzeige erstattet hatte.

Nach insgesamt sieben Jahren Untersuchung und Verzögerungen – der Prozess war letzten Herbst verschoben worden – entscheidet endlich ein Gericht über den Fall, der bereits einen gewaltigen Aktenberg produziert hat. Gerichtspräsident Alain Gautschi erklärte gestern teils stolz, teils entrüstet ob der Produktivität der Anwälte: «Ich habe drei Monate zur Durchsicht aller Dokumente gebraucht – mindestens!»cf

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