Sieben Frauen, sieben gänzlich unterschiedliche Charaktere: Das ist die Grundkonstellation, auf welcher «Die 7 Todsünden oder Die Hochzeit der Wetterfee» basiert. Die Komödie von Andreas Schmidt und Lucie van Org ist die neuste Produktion, die das Kellertheater Murten auf die Bühne bringt.

Die Braut verschwindet

Kurz vor der Hochzeit der Wetterfee Vanessa Häberli mit dem Konzernerben Rex Schäublin treffen die sieben weiblichen Hochzeitsgäste im Badezimmer eines Märchenschlosses aufeinander. Die Familie des Bräutigams hat das Schloss für die Traumhochzeit gemietet. Die Medien sind bereits vor Ort, genauso wie die hochrangigen Gäste aus dem In- und Ausland. Doch da kommt es zu einer Komplikation: Die Braut Vanessa Häberli ist plötzlich verschwunden. Sie sitzt, wie die Haushaltshilfe Rita erzählt, in einer der Toilettenkabinen und gibt keine Antwort.

Weder Vanessa noch ihr Bräutigam erscheinen im Stück. Das Geschehen auf der Bühne dreht sich ganz um die sieben Frauen, welche im Badezimmer des Schlosses versuchen, die Hochzeit zu retten. Doch was hat es mit dem Verschwinden der Braut auf sich? Auf der Suche nach Antworten kommen die Geheimnisse und die Intrigen der sieben Frauen ans Tageslicht. Die Anzahl der Protagonistinnen ist kein Zufall: Jede verkörpert eine der sieben Todsünden Hochmut, Völlerei, Wollust, Trägheit, Zorn, Gier und Neid.

Lebenswelten kollidieren

In der Komödie prallen Lebenswelten heftig aufeinander. Die Bräutigammutter (Karin Mathis) und die Hochzeitsplanerin Julia (Mirjam Hürlimann) sind an Luxus und eine bessere Gesellschaft gewöhnt. Ganz anders gestrickt ist die Brautschwester: Ina (Carole Buess) kann als Enfant terrible mit der bürgerlichen Welt wenig anfangen und malt lieber erotische Bilder, ganz zum Leidwesen ihrer nervenschwachen Mutter (Yvonne Kurzmeyer). Die rabiate Grossmutter der Braut (Gerti Haymoz) und die zuweilen unverfrorene Reinigungskraft Rita (Ursula Hänni) wiederum stossen die anderen Frauen mit ihren unkonventionellen Auftritten regelmässig vor den Kopf. Und schliesslich ist da noch die Journalistin Bella (Ana Rentsch): Sie bezeichnet sich als beste Freundin von Vanessa, beneidet sie aber gleichzeitig um ihren Erfolg.

Witz statt Zwischentöne

«Das Stück ist kein hochliterarischer Stoff», erklärt Regisseurin Barbara Ruch in der Pause der Hauptprobe. Tatsächlich: Die Charaktere sind teilweise grotesk überzeichnet. Raum für subtile Zwischentöne bleibt kaum. Doch das Stück unterhält nicht zuletzt mit furiosem Wortwitz. So bezeichnet etwa die keifende Grossmutter die Mutter des Bräutigams als «hochnäsig-narzisstische Luxusgranate».

Bei der Übertragung ins Schweizerdeutsche arbeitete Regisseurin Barbara Rauch mit Dialekten. Sie akzentuierte die vornehme und leicht hochnäsige Art der Bräutigammutter durch einen breiten Basler Dialekt. Die Hochzeitsplanerin erscheint mit ihrem perfekten Hochdeutsch als Fremdkörper in der Familie. Brautfreundin Bella schliesslich führt ein kurzes Telefon auf Französisch. «Für mich war klar, dass sich die Zweisprachigkeit von Murten im Stück widerspiegeln soll», meint Rauch. Damit sei sie aber vor allem bei den jungen Schauspielerinnen zuerst auf Widerstand gestossen.

Trotz einzelner Texthänger ist der erste Durchlauf vor Publikum gelungen. Das Lachen aus dem Zuschauerraum verriet, dass die Komödie für Unterhaltung sorgte.