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«Sieh, die Kilbi liegt so nah!»

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Sicher, man könnte eine Lobeshymne schreiben auf ein Bad-Bonn-Kilbi-Programm, das so divers war, wie es sein konnte – und angesichts des Rufes des Festivals wohl auch sein musste. Man könnte einen Versuch unternehmen, die Absurdität von OOIOO, die J-Pop und 8-Bit-Nintendo-Sounds mit Yoko-Ono-Gesangsakrobatik und Frank-Zappa-Gedudel kreuzten, in Worte zu fassen. Warum sich nicht auf die zahlreichen World-Music-Acts ein- oder sich über sie auslassen? Denkbar wäre auch, über die beiden Seiten der Medaille repetitiver Musik anhand von Sleep und King Gizzard and the Lizard Wizard zu referieren. Oder gar einen giftigen Verriss darüber zu schreiben, dass die als Kronfavoritin gehandhabte Princess Nokia im Duett mit sich selber vom Band gnadenlos scheiterte.

Beim Berichten über die Kilbi hat man die Qual der Wahl. Wo aber der gute Vorsatz, nicht alljährlich denselben Text abzuliefern, gepaart wird mit einer auffälligen Häufung der Schweizer Bands in der Favoritenliste, darf man sich getrost der Worte Johann Wolfgang Goethes erinnern: «Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.» Ganz nach der Devise «Think globally, act locally» soll die auf wenige Zeilen begrenzte Aufmerksamkeit den durchwegs überzeugenden Schweizer Acts gebühren.

Von Dionysien und Autisten

Von der Westschweizer Seite wären hier zunächst H E X zu erwähnen, die – etwas unglücklich zeitgleich mit Sleep programmiert – am Freitagabend ihren apokalyptischen Psychedelic Rock auf der Clubbühne entfesselten. Mit hypnotischen Visuals und zwingenden, entrückend-bedrückenden Songaufbauten spielten H E X das Publikum in eine wogende Trance.

Das neu gegründete Quintett hat seine dionysischen Hymnen noch nicht auf Platte gebannt, setzt sich aber aus in der Westschweiz keineswegs Unbekannten zusammen – für Gesang und Gitarre zeichnet etwa die Freiburgerin Kassette verantwortlich. Eine eindrückliche Show einer Band, von der man bestimmt nicht zum letzten Mal gehört haben dürfte.

Deutlich direkter und ungestümer zur Sache ging es dann am Sonntagnachmittag mit Autisti, bei denen Louis Jucker und Emilie Zoé – beide durch ihre zahlreichen Projekte der Öffentlichkeit durchaus ein Begriff – zusammengespannt haben, um ihrer gemeinsamen Liebe zum noisigen 90er-Jahre-Lo-Fi-Grunge zu frönen. Vor vollem Haus bildeten dichte Gitarrenwände, gegen die das wuchtige Schlagzeug kaum ankam, die Grundlage für ein fesselndes Konzert, bei dem das sich selbstvergessen bewegende Trio eine Sogwirkung lostrat, der sich kaum jemand zu entziehen wusste.

Die welsche Trias vervollständigten schliesslich spät am Sonntagabend die Freiburger Pandour, die mit ihrem ebenso entspannten wie entspannenden Electro mit dezenter Instrumentalunterstützung die Massen ein letztes Mal zu überzeugen wussten: Kaum jemand konnte sich der sanften Gewalt ihrer leicht orientalisch angehauchten Melodieführung und ihren clever angelegten Steigerungen ­entziehen.

Von Messen und Saiten-Artisten

Doch auch von der anderen Seite des Röstigrabens feuerte man aus allen Rohren. So dürfte sich etwa die Freitagsmesse von Lord Kesseli and the Drums dauerhaft in die kollektive Erinnerung gebrannt haben. Wo melancholischer Gitarrenpop auf psychedelische Antik-Elektronik-Clubmusik trifft – vom mehr als dezenten Weihrauchduft olfaktorisch tatkräftig unterstützt –, entsteht eine bis anhin ungehörte (und vielleicht auch unerhörte) Mischung, die uneingeschränkt überzeugt, nicht zuletzt auch optisch.

One Sentence. Supervisor aus dem Aargau, welche den Reigen sonntags auf der Hauptbühne eröffnen durften, wussten trotz technischer Panne ebenfalls zu überzeugen. Besonders durch den Gastauftritt des Lautenisten Bahur Ghazi erhielt der stellenweise etwas konventionell plätschernde Krautrock eine eigene Note, die ihm sehr gut zu Gesicht stand.

Eher etwas für das Gehirn als für die Lenden boten Schnellertollermeier. Vertrackte Rhythmik, Flageolett-Orgien und ein wie eine geschmierte Maschine laufendes, bis zur Perfektion aufeinander eingespieltes Instrumental-Trio fügten sich zu einer Crescendo-Decrescendo-Berg-und-Talfahrt, die sich auch vor jazzigen Ausflügen und beinahe an extremen Metal gemahnenden Eruptionen nicht scheute. Das Publikum frass der Band trotz des herausfordernden Liedguts aus der Hand.

Quo vadis, Schweiz?

Bleibt also nur noch das Wort zum gestrigen Pfingstmontag oder vorgestrigen Sonntag: Trotz der nimmermüden Zweifler und Nörgler (O-Ton: «Gar nicht so schlecht für eine Schweizer Band.») zeichnet der Querschnitt durch die Schweizer Musiklandschaft das Bild einer kerngesund wuchernden, überzeugenden Vielfalt von einfallsreichen Talenten. Und diesen Querschnitt bietet die Kilbi bei aller Exotik stets auch. Danke dafür.

Zahlen und Fakten

Ein Blick in die Maschinerie des programmierten Wahns

Die 27. Ausgabe der Bad Bonn Kilbi bot insgesamt 57 Acts aus 20 verschiedenen Nationen auf einer ihrer drei Bühnen Platz. Hinter den Brettern, die die Welt bedeuten, sind zwischen 350 und 400 Helfer tätig, die den reibungslosen Ablauf ermöglichen und garantieren, beim Auf- oder Abbau helfen, für Bands und Helfer kochen (und zwar etwa 350 Menüs pro Tag) sowie hinter der Bar stehen. Da wandert einiges an Bier über den Tresen: «Man weiss nie so recht, ob man es öffentlich sagen soll», sagt Patrick Boschung, der für die administrative Seite verantwortlich zeichnet, zunächst lachend, bevor er mit der Zahl herausrückt: «Nahe bei 20 000 Litern.» Trotz dieser für insgesamt 9000 Besucher stolzen Menge sei aber alles friedlich geblieben; Boschung sagt, ihm sei kein Vorfall zu Ohren gekommen.

Auch die Unterstützung im Dorf sei durchaus gegeben: Dieses Jahr hätten von den neun Gemeinderäten Düdingens sieben vorbeigeschaut – ein neuer Rekord. «Dadurch, dass wir auswärts immer bekannter werden, werden wir auch hier immer ernster genommen», meint Boschung dazu. Die Gründe dafür sind auch abseits davon, dass künstlerisch alles bestens läuft, augenscheinlich: «Das Geld, das wir hier umsetzen, bleibt ja in der Region. Jedes Hotel, jeder Laden, jedes Restaurant profitiert.» Während für das Publikum nun wieder der Alltag Einzug hält, bleibt noch einiges an Aufräumarbeiten für das Team – allerdings in absehbarem Zeitrahmen: «Bis am Freitag müssen wir fertig sein, da haben wir die nächste Band im Club», meint Boschung. Auch eine Form der Rückkehr in die Normalität.

tj

 

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