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Skelett erzählt Drama des Murtner Elefanten

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Autor: Urs Haenni

Imposant wirkt der Indische Elefantenbulle, mit seiner Höhe von rund zweieinhalb Metern und den langen Stosszähnen: grösser als das Lama vor ihm und mächtiger als der Braunbär oder das Java-Nashorn daneben. Der Elefantenbulle scheint im Skelettsaal des Naturhistorischen Museums Bern seine Ruhe gefunden zu haben. Nur eine kleine Tafel beim Eingang deutet darauf hin, dass er eine bewegte Geschichte hinter sich hat und einst Angst und Schrecken verbreitete, ehe er einen qualvollen Tod starb. Es handelt sich um den bekannten Elefanten von Murten, der am 29. Juni 1866 von einer Kanonenkugel vor dem Weissen Kreuz im Städtchen erlegt wurde.

Mit hängendem Kopf

Der Elefantenbulle macht trotz seiner stattlichen Statur einen geknickten Eindruck. «Es stimmt, der Hals ist etwas gegen unten geknickt», sagt Martin Troxler, der als Präparator die Elefantenknochen hergerichtet hat. Das Skelett gehört dem Anatomischen Institut der Uni Bern und befindet sich als dauerhafte Leihgabe im Naturhistorischen Museum. Der nach unten hängende Kopf sagt vieles über das Leben des Elefanten. Als Zirkuselement der Gauklertruppe «Bell & Myers» hatte er gewiss kein schönes Leben. Ob der Bulle einen Namen hatte, ist nicht bekannt.

Für die am Strassenrand drängelnden Murtner war es 1866 das erste Mal, dass sie einen, nein gar zwei lebendige Elefanten sahen, als diese für den Wochenmarkt aufmarschierten. Die beiden Dickhäuter, ein Männchen und ein Weibchen, schienen gar trollige Geschöpfe zu sein, als sie die Schaulustigen mit Wasser aus dem Rathausbrunnen bespritzten und Kunststücke vorführten. Doch im Innern des einen Tieres brodelte es. Man vermutet, dass er in die Musth gekommen war. Männchen ab 15 Jahren fallen gelegentlich in diese Phase: Sie wollen sich paaren, werden angriffslustig und unkontrollierbar.

Troxler bestätigt, dass der Bulle wohl nicht ausgewachsen war. Er zeigt Knochenrisse oberhalb der Gelenke: die Wachstumszonen des Tieres. «Doch man muss bei der Interpretation vorsichtig sein, da es sich um ein Zuchttier handelt.»

Sicher ist, dass der englische Elefantenbändiger Moffat vom Wanderzirkus ein Schinder war. Angekettet auf engem Raum in den Stallungen des Weissen Kreuzes nutzte der Elefant im Morgengrauen die Gelegenheit zur Flucht. Er wirbelte den Wächter durch die Luft, zertrampelte ihn und rannte in der Rathausgasse umher. Der Bulle zertrümmerte einen Einspänner, Fensterglas und Weinfässer, bevor er ermüdet zurückgetrieben wurde.

Gemeinderat und Zirkusdirektion beschlossen, das Tier zu erschiessen. Hauptmann Daniel Stock vom Kontingent der herbeigerufenen Freiburger Truppen beendete mit einem Kanonenschuss das Leben des Elefanten. Ein Chronist schrieb: «Der Meisterschuss hatte den Elefanten durch- und durchgeschossen, langsam neigte er sich zur Seite und fiel regungslos auf den Boden, gerade auf die durch die Kugel entstandene Öffnung, und ein heisser Blutstrom quoll aus der linken Seite.»

Elefantenpfeffer zu Mittag

Die Qual scheint sich im Schädel des Elefanten verewigt zu haben. Beim Blick auf die Stirnknochen glaubt man einen gepeinigten Ausdruck auszumachen. Der Unterkiefer ist wie zum Schrei geöffnet. Die Tortur hatte nach dem Tod kein Ende: Das Tier wurde von Metzgern zu Pfeffer verarbeitet und lange Zeit kam in Murten Elefantenfleisch auf den Tisch.

Heute dreht der Elefant auf einem Karussell im Naturhistorischen Museum seine Runden – er hat sich von seiner Rolle als Zirkustier nicht befreien können. Durch die Rotation pendelt der bewegliche Unterkiefer nach hinten und vorne. Als ob der Geist des Elefanten die Schaulustigen nochmals zum Erschaudern bringen wollte.

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