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Plus 0,50 Prozentpunkte: SNB schraubt überraschend am Leitzins

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Leitzins deutlich an. Die Notenbank erhöht den sogenannten SNB-Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf -0,25 Prozent. Der Entscheid warf hohe Wellen – nicht nur an der Börse.

Mit der Erhöhung des Leitzinses auf -0,25 Prozent, damit wollen die Schweizer Währungshüter dem inflationären Druck entgegenwirken, erklärte die SNB am Donnerstag. Es sei weiter nicht auszuschliessen, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden. Die straffere Geldpolitik soll verhindern, dass die Inflation in der Schweiz breiter auf Waren und Dienstleistungen übergreift. 

Die Notenbank betonte ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt zu intervenieren. Die SNB hatte 2021 für 21,1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft. Gleichzeitig passt die Nationalbank per 1. Juli 2022 den Freibetragsfaktor an, der zur Berechnung der vom Negativzins befreiten Sichtguthaben der Banken bei der SNB dient. Er wird von 30 auf 28 gesenkt.

Wirtschaftsverbände zeigen Verständnis

Wirtschaftsverbände äussern Verständnis für den Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank. Eine Gefahr für die einheimischen Firmen wegen der Frankenaufwertung sehen sie höchstens partiell. Die Gewerkschaften hingegen verstehen die SNB nicht und sorgen sich gar um die Finanzmärkte.

Swissmem sieht durch den Entscheid der SNB, die Zinsen um einen halben Prozentpunkt zu erhöhen, die Mehrheit der Industriefirmen nicht in Gefahr und äussert «Verständnis». Falls sich der Schweizer Franken nicht noch weiter aufwerte, dürften die Folgen für die meisten Firmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie verkraftbar sein, teilte der Dachverband am Donnerstag mit.

«Die Leitzinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte durch die SNB ist überraschend deutlich ausgefallen», sagte Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik bei Swissmem. Das habe unmittelbar zu einer, wenn auch moderaten, Aufwertung des Schweizer Frankens geführt. Beim bisherigen Eurowechselkurs von +/- 1,05 CHF/Euro hätten für die hiesigen Firmen indes kaum mehr währungsbedingte Wettbewerbsnachteile bestanden, so der Verband.

Von dieser Einschätzung ausgenommen seien aber Firmen, die im langfristigen Projektgeschäft tätig seien oder als Zulieferfirmen die Aufwertung nicht mit höheren Preisen an die Kunden weitergeben könnten. Grundsätzlich sehen sich die Industriefirmen laut Swissmem derzeit aber diversen Herausforderungen ausgesetzt, welche auf die eh schon knappen Margen drücken.

Seltener Schritt

Erster Zinsschritt seit sieben Jahren

Mir dem Entscheid hat die SNB erstmals seit fünfzehn Jahren die Zinsschraube wieder etwas angezogen. Im Januar 2015 hatte sie den Leitzins gleichzeitig mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von -0,75 Prozent gesenkt. Negativzinsen hatte die SNB am 18. Dezember 2014 eingeführt, indem sie Guthaben auf ihren Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag überstiegen, mit einem Zins in Höhe von -0,25 Prozent belastete.

Economiesuisse überrascht von SNB-Entscheid

Wie Swissmem zeigt sich auch Economiesuisse überrascht von der SNB. Angesichts steigender Inflationsraten sei die Zinserhöhung aber richtig, heisst es beim Wirtschaftsdachverband. Preisstabilität sei für die Wirtschaft von grosser Bedeutung. Es sei deshalb erfreulich und zielführend, dass die SNB ihren geldpolitischen Spielraum nutze, um den Preisauftrieb in der Schweiz einzuschränken.

Dass der Franken dadurch etwas aufwertet, ist für die Wirtschaft tragbar, sind sich die beiden Verbände einig. Es müsse aber verhindert werden, dass es zu einer massiven Überbewertung des Frankens komme, kommentierte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch. «Ebenfalls positiv zu Buche schlägt, dass damit ein Ende der ökonomisch problematischen Negativzinsen absehbar wird. Es wurde höchste Zeit dazu», so Minsch.

Positiv äussert sich auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg). Die geldpolitische Normalisierung sei nun auch in der Schweiz eingeleitet, sagte der Leiter Wirtschaftspolitik, Martin Hess: «Die SNB setzt mit der Zinserhöhung ein wichtiges und richtiges Zeichen für die Wirtschaft.»

«Dieser Schritt konnte erwartet werden»

Weniger überrascht zeigt sich hingegen der Arbeitgeberverband. «Dieser Schritt konnte erwartet werden, nahm doch der Druck auf die SNB vor dem Hintergrund der nach wie vor steigenden Teuerung zu», so die Einschätzung des Chefökonomen Simon Wey. «Wir begrüssen den Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank, auch in der Höhe von einem halben Prozentpunkt.»

Der Schritt der SNB komme zudem auch vom Zeitpunkt her richtig, denn damit könne zum einen die hohe Teuerung adressiert und zum anderen das Risiko für ungesunde Zweitrundeneffekte gesenkt werden.

Konjunkturelle Abkühlung droht

Zu bedenken ist laut Wey allerdings, dass die Intervention nicht kostenlos zu haben ist, «denn die Konsequenz dürfte eine Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz sein. Wie stark die Auswirkungen auf die bisher noch stabile wirtschaftliche Situation sein wird, bleibt abzuwarten.»

Der Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) ist derwil gar nicht einverstanden mit der SNB. Er spricht von einem «überraschenden Zinsschock» und einer «unangebrachten geldpolitischen Härte» und warnt gleichzeitig vor den Folgen für die Arbeitsplätze und Löhne, etwa im Tourismus. «Die Zinserhöhung ist unverständlich und bringt Konjunkturrisiken sowie Verunsicherung an den Finanzmärkten», sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart gegenüber AWP.

So reagiert die Börse

SNB schickt Schweizer Börse auf Talfahrt

Mit der unerwarteten Zinserhöhung hat die SNB die Marktteilnehmer an der Schweizer Börse am Donnerstag auf dem falschen Fuss erwischt. Der Leitindex SMI reagierte mit einem markanten Taucher, dagegen ist der Franken deutlich erstarkt. Die SNB habe nicht nur unerwartet an der Zinsschraube gedreht, sie habe dies auch viel stärker getan, als auch nur im entferntesten hätte erwartet werden können, sagte ein Händler. Der SMI büsst daher auch kräftig Terrain ein. Um 9.45 Uhr notierte das wichtigste Kursbarometer um 2,34 Prozent tiefer auf 10 530,28 Punkten, im bisherigen Tagestief waren es 10 478 Zählern. Das ist so tief wie seit Dezember 2020 nicht mehr.

Besonders unter Druck standen dabei die Aktien von Partners Group (-4,2%) sowie die Wachstumstitel Straumann (-4,8%), Sonova (-4,1%) und Lonza (-3,5%). Mit Abschlägen von ein bis zwei Prozent schlagen sich die eher defensiven Nestlé, Kühne+Nagel, Swisscom, Novartis und Roche noch am besten.

Der Euro ist zum Franken auf 1,0206 gerutscht, kurzzeitig war er gar unter 1,02 Franken gefallen. Ein Dollar wurde zu 0,9826 Franken ebenfalls deutlich tiefer gehandelt.

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