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So anstrengend ist es, Eltern zu sein

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Marc Kipfer

Ein Baby ist etwas Sonderbares. Es macht in die Windeln. Es kann seinen Kopf nicht selber halten. Es gibt Geräusche von sich, die nicht immer angenehm sind – und das praktisch rund um die Uhr.

Wie es ist, plötzlich auf ein solches Geschöpf aufpassen zu müssen, den ganzen Tag und die ganze Nacht, lernen zurzeit die Jugendlichen zweier Klassen an der Orientierungsschule (OS) Kerzers. Ihnen wird jeweils ein Baby-Simulator anvertraut, und den werden sie für vier Tage und drei Nächte nicht mehr los. Das Gerät hat die meisten Bedürfnisse eines echten Säuglings, es weint, hat Hunger und will umsorgt werden. Seinen Kopf gilt es gut zu stützen, Schütteln ist streng verboten. Eine mangelhafte Versorgung des Babys wird in einem integrierten Daten-Rekorder aufgezeichnet.

Familiengründung ist an Schulen kaum ein Thema

Das Pilotprojekt, das sich am treffendsten als «Elternpraktikum» beschreiben lässt, ist in der Schweiz bisher einmalig (siehe Kasten). Zwei Werkklassen mit 15- und 16-jährigen Jugendlichen nehmen teil. «Es geht darum, dass Jugendliche verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen lernen, was ihre Lebensplanung angeht», erklärt Dagmar Orthmann Bless vom Heilpädagogischen Institut der Universität Freiburg. Das Institut leitet den Versuch in Kerzers. Orthmann Bless findet es bemerkenswert, dass die Familiengründung – eines der wichtigsten Lebensziele vieler Menschen – bislang kaum ein Thema an den Schweizer Schulen ist.

Elternsein vor Augen führen

Um einen Teilaspekt dieses Themas zu behandeln, werden etwa in den USA oder in Deutschland seit längerer Zeit Baby-Simulatoren eingesetzt. Entstanden sei das Konzept vor rund 15 Jahren, sagt Orthmann Bless – damals auch mit der Idee, die Zahl der Teenager-Schwangerschaften einzudämmen. Von dieser Überzeugung sei man inzwischen aber etwas abgekommen. «Auch in Kerzers wollen wir den Teenagern nicht vermitteln, nur späte Schwangerschaften seien gute Schwangerschaften», betont sie. Um den Schülern die Bedeutung des Kinderkriegens vor Augen zu führen, würden zurzeit weitere Aspekte des Elternseins im Unterricht behandelt, etwa die finanzielle Seite.

Laut Orthmann Bless sollen sich die Jugendlichen ganz allgemein mit der Frage befassen: Was ist der Unterschied zwischen meinem jetzigen Leben und jenem, wenn ich ein Baby hätte?

Lachen kann das Baby nicht

Das Problem, dass nur die negativen Eigenschaften eines Säuglings aufgezeigt werden, besteht laut Orthmann Bless nicht. Natürlich könne der Baby-Simulator die Test-Mutter oder den Test-Vater nicht anlachen und nicht im gleichen Mass Freude vermitteln wie ein echtes Baby. «Es bleibt natürlich eine Simulation. Aber das ist für die Jugendlichen ja auch entlastend», findet Orthmann Bless. Mit 15 oder 16 Jahren seien die Teilnehmenden sehr gut in der Lage, die Übung von der Realität zu unterscheiden. So bestehe auch nicht die Gefahr, glaubt sie, dass jemand aus diesen vier Tagen den Baby-Schock fürs Leben davontrage.

Jungs kommen gut zurecht

Was die Schüler in Kerzers von der Übung halten und wie anstrengend sie es finden, fast eine Woche lang Eltern zu sein, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Lehrer Rolf Gubler hatte nach der ersten Nacht ein sehr gutes Gefühl: «Es ist überraschend zu sehen, dass die Mädchen, aber auch die Jungs begeistert mitmachen.» Solche, die sonst eher auffällig seien, kämen nun unerwartet gut mit dem Baby zurecht, freut er sich.

Das Projekt ist laut Lehrer Rolf Gubler mittlerweile ein grosses Gesprächsthema an der Schule. Wie könnte es anders sein, wenn Neuntklässler plötzlich mit behutsamen Schritten über den Pausenplatz spazieren – mit einem Baby im Tragetuch.

Baby-Simulatoren halten zwei Klassen der OS Kerzers auf Trab.Bild zvg

Baby-Simulatoren: In der Schweiz zum ersten Mal eingesetzt

Teenager kümmern sich mehrere Tage und Nächte um ein künstliches Baby: Das Pilotprojekt, das an der OS Kerzers läuft, ist das erste in der Schweiz. Dass Kerzers ausgewählt wurde, heisse nicht, dass dort viele Teenager Eltern würden, sagt Dagmar Orthmann Bless, Projektleiterin vom heilpädagogischen Institut der Universität Freiburg. «Es war eher Zufall. Wir hatten persönliche Kontakte zur OS Kerzers, und die Lehrpersonen waren bereit mitzumachen», sagt sie.

Dass der Versuch in Werkklassen stattfindet, sei ebenfalls keine Voraussetzung gewesen. Die Lehrkräfte seien aber am flexibelsten gewesen. «Aber wir sind froh, dass wir das Projekt in einer Werkklasse durchführen können, da es bei diesen Jugendlichen häufiger vorkommt, dass die Lebenssituation schwierig ist.»

Ob das Projekt an weiteren Freiburger Schulen zur Anwendung kommt, weiss sie noch nicht. «Wir gehen als nächstes in ein Berner Jugendheim. Auf lange Sicht möchten wir eher eine Fortbildungsmöglichkeit für Lehrpersonen und Sozialpädagogen schaffen. Selber können wir nicht überall hingehen.» Weiter soll in Zukunft möglich sein, die Baby-Simulatoren auszuleihen.mk

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