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Solarinstallateure am Anschlag

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Solarinstallationsunternehmen Solsystems in Tentlingen erlebt, wie viele andere auch, einen nie dagewesenen Boom. Doch Materialengpässe und Fachkräftemangel führen dazu, dass es die Nachfrage nicht wie gewünscht decken kann.

Eigentlich kann sich Urban Gugler von der Paul Gugler AG in Tentlingen glücklich schätzen. Die Auftragsbücher im Bereich Solartechnik sind voll. Übervoll. Während er 2014 bis 2019 pro Jahr 40 bis 60 Photovoltaikanlagen installierte, also rund eine Anlage pro Woche, waren es ab 2020 jedes Jahr 50 bis 70 Prozent mehr. Doch das Potenzial sei damit bei weitem nicht ausgeschöpft, sagt Gugler. Doch mehr Anfragen zu befriedigen, sei im Moment leider nicht möglich. «Das tut meinem Unternehmerherzen weh.» Es gebe zwei Gründe für den Installationsstau: der Lieferkettenengpass und der Fachkräftemangel.

Fehlende Ausbildung 

Die Abteilung Solsystems beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter. Geschäftsführer Urban Gugler könnte gut und gerne zwei bis drei mehr gebrauchen. «Doch dieses Personal zu finden, ist sehr schwierig.» Die letzten beiden Anstellungen wären eher glücklichen Zufällen zuzuschreiben gewesen. «Wir konnten die Mitarbeitenden dank unseres guten Netzwerkes und Kontakten gewinnen.» Doch auf dem allgemeinen Stellenmarkt herrsche Flaute. Zum einen gebe es keine Lehre zum Solarinstallateur, erklärt Gugler die Situation. «Es ist eine Quereinsteigerbranche.» Typischerweise gingen Zimmermänner, Dachdecker, Elektroinstallateure und Spengler in die Solartechnik. Zudem gelte der Handwerksberuf leider vielfach als wenig attraktiv. 

Just-in-time ist vorbei

Unter dem Einfluss der Covid-Pandemie kämpft Urban Gugler seit zweieinhalb Jahren zudem mit Materialengpässen. Denn vor einigen Jahren hat China, von wo aus sich die Pandemie ausgebreitet hat, vor allem Deutschland als Produktionsschwergewicht von Solarpanels verdrängt. Damals fielen die Strafzölle auf Material aus China, und unter den neuen Technologieanforderungen boten die Chinesen die Panels konkurrenzlos günstig an. «Entsprechend liegt heute viel chinesisches Material auf den Dächern», sagt Gugler.

Die chinesische Dominanz in der Panelherstellung hat das Unternehmen somit in Bedrängnis gebracht. «Wir haben sofort begonnen, unsere Lager zu füllen.» Zwar blieben dem Unternehmen dadurch Entlassungen erspart. Nicht ohne Stolz erzählt Gugler, dass sie während der Corona-Pandemie keinen einzigen Tag Kurzarbeit in Anspruch genommen hätten. Doch die Lage bleibt angespannt. «Ohne Lagerhaltung ginge nichts. Heute ist eine Just-in-time-Strategie nicht mehr möglich.» Allerdings mindere die Lagerhaltung die Liquidität des Unternehmens, was bei guter Finanzplanung jedoch beherrschbar sei. 

10‘000 Leute per sofort

Um die massiv steigende Nachfrage nach Solarstromanlagen aber auch weiterhin decken zu können, bräuchte es grössere Anstrengungen, so Gugler. Personalseitig sei die Schaffung eines Lehrganges Solartechnik dringend nötig. Ein solcher soll dank dem Branchendachverband Swissolar ab 2024 auch eingeführt werden. Bis dahin müssen die Installationsbetriebe aber in die Bresche springen, um den Leuten das nötige Wissen beizubringen. «Allgemein muss aber auch der Handwerksberuf als solcher attraktiver gestaltet werden.» Gefordert seien die Branche, die Politik, aber auch Schulen und Eltern.

«Noch immer wird akademischen Laufbahnen der Vorzug gegeben. Dabei brauchen wir auch auf der Baustelle fähige Leute.» Gute Löhne und Anstellungsbedingungen könnten das Ihre dazu beitragen. «Aktuell sind in der Schweiz 6‘000 bis 7‘000 Personen in der Solarbranche tätig. Berechnungen gehen davon aus, dass wir per sofort 10‘000 Personen mehr brauchen würden, um die Ziele der Energiestrategie zu erreichen», sagt Gugler. Demnach sollen bis im Jahr 2050 20 Prozent des Strombedarfs aus Photovoltaikanlagen stammen. Heute sind es erst etwas mehr als fünf Prozent. 

Abhängigkeiten reduzieren

In Bezug auf die Materialliefergenpässe könnte es helfen, wenn die Produktion von Photovoltaikpanels wieder verstärkt in Europa stattfände, so Gugler. So wie dies in den vergangenen Jahren zum Beispiel vom Thuner Solartechnikunternehmen Meyer Burger in Deutschland gemacht wird. Doch Gugler bleibt skeptisch. «Die Abhängigkeiten betreffen die gesamte Technologie.» Es reiche nicht aus, wenn hier die Module hergestellt und zusammengebaut würden. «Auch die Wechselrichter und andere Bestandteile einer Photovoltaikanlage müssten in Europa hergestellt werden können.» 

Dass sich die Schweiz über ihr dickes Portemonnaie Vorteile in der Materialbeschaffung verschaffen kann, sieht Gugler kritisch. «Für China sind wir Peanuts. Unser Markt ist viel zu klein, als dass es von unserem Geld abhängig wäre.» 

Herausforderung bleibt

Der Umbau in Bezug auf die Solarenergie bleibt also auch langfristig eine grosse Herausforderung. Dies obwohl in den Augen Guglers die Bereitschaft bei den Menschen gross ist, diesen zu vollziehen. Während 2005, als er in die Solartechnik eingestiegen ist, zu seinen Kunden bloss ein paar wenige Idealisten zählten, ist das heute nicht mehr so. Während der Pandemie habe das Eigenheim allgemein an Wert gewonnen. Auch das Vorurteil, dass eine Photovoltaikanlage nicht rentiere, gehöre der Vergangenheit an: «Heute bringt sie über 25 Jahre hinaus eine Rendite von sechs bis acht Prozent.»

Scheuklappenmentalität

Zur grösseren Akzeptanz der nachhaltigen Technologie hat gemäss Gugler auch die Förderpolitik des Bundes geführt (siehe Kasten). Noch gebe es aber Potenzial, die Solarstromproduktion nebst lokalen Grossprojekten auch dezentral auf Wohnhäusern umfassender anzukurbeln. So würde er es beispielsweise begrüssen, wenn der Kanton Freiburg nicht bloss Photovoltaikanlagen auf Neubauten vorschreiben, sondern dafür auch die entsprechenden Rahmenbedingungen verbessern würde.

«Die aktuelle Vorschrift führt dazu, dass die Hauseigentümer nur die geforderte Mindestleistung installieren, weil sie sich die Investition für mehr nicht leisten können. Ich würde es bevorzugen, wenn ihnen der Kanton eine Frist von fünf Jahren gäbe, um das nötige Kapital beschaffen zu können.» Nebst dem Bund sollte nach Ansicht Guglers in diesem Fall auch der Kanton einen Subventionsbeitrag an die Installation leisten. Denn sonst würde eine Scheuklappenmentalität gefördert. «Anstatt das ganze Dach mit Panels zu belegen, wodurch der überschüssige Strom ins Netz für die Allgemeinheit eingespeist werden könnte, wird die Anlage nur auf den Eigengebrauch, wenn überhaupt, ausgelegt.»

Geld allein macht es nicht

Dennoch glaubt Gugler: Über das Portemonnaie allein kann man die Leute nicht packen. «Viele unserer Kunden sagen: Subventionen sind gut und recht, ich würde es aber trotzdem machen.» Den eigenen Strom zu verbrauchen, gebe den Menschen ein gutes Gefühl. «Darum fände ich es wichtig, wenn nicht mit möglichen Stromengpässen Ängste geschürt werden.» Nun brauche es eben Geduld, um Schritt um Schritt voranzukommen. Aktuell dauern die Wartefristen zur Realisierung einer Photovoltaikanlage bei Solsystems einige Monate.

Solarstrom Boom

Einfluss der Fördermittel

Bis 2008 mussten Hauseigentümer ihre Photovoltaikanlagen selbst berappen. Die Einspeisung des Solarstroms ins Netz musste individuell mit den Stromanbietern verhandelt werden. Das führte gemäss Urban Gugler vom Unternehmen Solsystems in Tentlingen dazu, dass sich vor allem Idealisten für diese alternative Energie entschieden. Die hohen Kosten der Anlagen bewirkte, dass auf den Dächern nur kleine Flächen mit Panels belegt wurden. «Damals kosteten die Photovoltaikanlagen viermal mehr als heute», so Gugler. 

2008 führte der Bund die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ein. Sie bestand in einem garantierten Abnahmepreis des Stroms während 25 Jahren. Die KEV hat die Verbreitung der erneuerbaren Energien begünstigt und nachhaltige Technologien zur Stromerzeugung immer kostengünstiger und damit wettbewerbsfähiger gemacht. Weil der KEV-Topf aber begrenzt war, verharrten viele Projekte in einer Warteschlange. 

Mit der Einmalvergütung (EIV) wurde 2014 ein neues Instrument für die Förderung von kleinen Photovoltaikanlagen eingeführt. Der Investor erhält 20 bis 30 Prozent der Investitionskosten einer Referenzanlage. Auch diese Massnahme führte zu einem weiteren massiven Zubau von Solarstromanlagen. Ein Türöffner für die Solarstromproduktion ist gemäss Gugler auch der Umstand, dass der Bau einer Anlage heute in den meisten Fällen nur noch melde- aber nicht mehr bewilligungspflichtig sei.

Schliesslich spreche man in der Solarbranche auch vom sogenannten Parmelin-Effekt: SVP-Bundesrat Guy Parmelin sprach 2021 erstmals von einem möglichen Stromengpass. «Das steigerte im Handumdrehen die Nachfrage nach Stromspeicherbatterien.» Heute steuere weniger das Geld die Nachfrage. Vielmehr seien es Gesundheitskrisen, klimatische und politische Krisen, wie der Ukraine-Krieg, die das Verhalten der Menschen beeinflusse. rsa

Die Entwicklung in den letzten zehn Jahren grafisch dargestellt.
zvg

Zur Person

Weichen im Studium gestellt

Urban Gugler führt zusammen mit seiner Frau Karin Kohli das Familienunternehmen Paul Gugler AG in Tentlingen. Er absolvierte nach der Schule eine Lehre zum Automatiker und studierte danach an der Freiburger Hochschule für Technik und Architektur Elektrotechnik. Eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft folgte. Bereits im Studium beschäftigte er sich mit der Photovoltaik, wozu er eine Arbeit verfasste und einen Businessplan für ein Start-up in diesem Bereich entwickelte. 2005 gründete er sodann innerhalb der Paul Gugler AG das Unternehmen Solsystems. rsa
 

Serie

Stromengpass 

Die «Freiburger Nachrichten» beleuchten in einer Serie die Gründe und Auswirkungen eines drohenden Stromengpasses. Wir sprechen darüber mit Expertinnen und Politikern und fragen nach möglichen Lösungen für das Problem. Erschienen ist bereits ein Interview mit Nationalrat Gerhard Andrey. rsa

 

 

 

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