Autor: Hannes Währer
In zwei Reihen sitzen sich die Schüler der Klasse der zweiten Stufe von Hubert Schmutz am Boden des Klassenzimmers an der OS Gurmels gegenüber. Die Aufgabe: Mit dem Vis-à-vis zu erörtern, was Respekt bedeutet.
Die Mutter kocht und putzt und kündigt die Liebe nicht
In einem zweiten Schritt benennen die zehn Schüler Personen in ihrem Umfeld, die Respekt verdienen. Fast schüchtern erklärt einer: «S’ Mami». Weil sie kocht und putzt und «einen, selbst wenn man einen Mist gebaut hat, noch gern hat». Eine wichtige Aussage meint Schulsozialarbeiterin Rahel Lischer, die die Lektion zusammen mit ihrem Kollegen aus dem Sensebezirk, Felix Rauh, bestreitet. Für Rahel Lischer hat Respekt mit Wertschätzung für die Arbeit anderer zu tun und damit, dass man Personen akzeptiert, auch wenn diese Mal einen Fehler machen.
Einer, der täglich von seiner Klasse respektiert wird, sitzt für einmal als Zuschauer hinten im Klassenzimmer. Lehrer Hubert Schmutz hält das Projekt «Respect, Give it. Get it.» für eine wichtige Sache.
Respekt als Überbegriff für zahlreiche Probleme
Zwar sei es für ihn sehr angenehm, mit seiner Klasse zu arbeiten. «Aber es entstehen immer wieder Situationen, bei denen Schüler und Schülerinnen ausgeschlossen und zu wenig akzeptiert werden.»
Mit dem Thema Respekt haben die Schulsozialarbeitenden einen Überbegriff gefunden, unter dem diverse Probleme von Jugendlichen an den Schulen erfasst werden können. Rassismus und Diskriminierung jeder Art als mangelnder Respekt vor anderen; selbstzerstörerisches Verhalten in Form von Essstörungen oder Selbstverstümmelung als fehlender Respekt vor sich selbst und letztlich Vandalismus als Respektlosigkeit gegenüber Dingen.
Das Projekt werde nicht durchgeführt, weil an den Deutschfreiburger Schulen ein Notstand herrsche, sagt Felix Rauh. «Prävention setzt immer da an, wo noch kein Geschirr zerschlagen ist», sagt der Schulsozialarbeiter. Teilweise werde jedoch durch Exponenten der Hip-Hop-Kultur das Missverständnis gefördert, Respekt entstünde durch Drohung, Gewalt und Erpressung. Ein Irrtum, dem man mit dem Projekt entgegentreten wolle.
Ansprechen der Sozialarbeiter erleichtern
«Respect, Give it. Get it.» sei auf einen grösseren Wirkungskreis angelegt, als auf die betroffenen Klassen. Die Aktion diene auch dazu, die Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeit und Lehrpersonen zu fördern. Ein weiteres Ziel liegt laut Rauh darin, den Kontakt zwischen Schülern und Schulsozialarbeit herzustellen, um den Schülern später im Falle einer Problemstellung das Ansprechen der Sozialarbeiter zu erleichtern.