Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Spielarten der Familie

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im neuen Roman von Annette Mingels «Was alles war» wird das sowieso schon komplizierte Beziehungsgeflecht Familie noch verwirrender. Genauso wie die Autorin selber, weiss Susa, die Protagonistin des Romans, dass sie ein Adoptivkind ist. Es hat sie nie gestört. Nun bringt ein Anruf ihrer leiblichen Mutter ihr geordnetes Leben aber tüchtig durcheinander: «Ich öffnete den Brief auf dem Weg zur Arbeit, ich las: Ihre Mutter würde Sie gerne kennenlernen, sie ist Schauspielerin und lebt in Indien. Ich las: Melden Sie sich bei ihr, falls Sie Interesse haben.»

Kühle Annäherung

Susa meldet sich, und es kommt bald zu einer ersten Begegnung mit Viola, wie ihre Mutter heisst. Da gibt es nun plötzlich auch zwei Brüder und eine Schwester, von deren Existenz Susa bis anhin nichts wusste. Mutter und Tochter treffen sich weitere Male, auch ihre Halbbrüder lernt Susa kennen. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter bleibt kühl, nicht zuletzt wegen des exzentrischen, um nicht zu sagen exaltierten Wesens von Viola.

Umso beglückender ist die Beziehung, die Susa zu ihren Adoptiveltern pflegt. Das sind ihre «richtigen» Eltern, von denen sie liebevoll aufgezogen wurde. Susa ist Viola dankbar, dass sie sie als kleines Kind zur Adoption freigegeben hat.

Kurz nach der Begegnung mit ihrer leiblichen Mutter wird Susa selber Mutter. Durch die Bekanntschaft und Heirat mit Henryk, einem jungen Witwer mit zwei kleinen Töchtern, und mit der Geburt eines eigenen Sohnes ist die Patchworkfamilie komplett. Nun sind Beziehungsarbeit und Organisationstalent gefragt. Susa arbeitet als Meeresbiologin, Henryk ist Germanist und Spezialist für die Dichtung des Minnegesanges. Wenn der Alltag auch von Liebe und von Harmonie geprägt ist, wird von Susa und Henryk einiges abverlangt, um ihr Projekt Familienleben immer wieder auf die Reihe zu kriegen. Das Konstrukt eines Wochenplanes erweist sich plötzlich als höchst fragil, wenn Störfaktoren wie Kinderkrankheiten und andere Überraschungen auftreten. Die Paarbeziehung spielt sich nur noch zu Randzeiten ab, die Liebesbeziehung wird arg strapaziert. Die Suche nach dem leiblichen Vater in den USA und der Tod des geliebten Adoptivvaters generieren auf einmal neue Sichtweisen bei Susa. Am Ende des Buches ist so etwas wie ein Neuanfang in Sicht.

Déjà-vu für viele junge Eltern

Heutige Eltern wissen um die Kunst des Ausbalancierens und Managens von Zeit und Kräften in ihrer Beziehungsarbeit – es ist ein knochenharter Job. Viele mögen sich in «Was alles war» wiedererkennen. Mag der Status Patchworkfamilie oder Wahlverwandtschaft mittlerweile Alltag sein, macht es die Sache nicht einfacher. Annette Mingels schaut genau hin bei ihren Heldinnen und Helden, ihre Beschreibungen sind glaubwürdig, weil gut beobachtet. Was den Roman auszeichnet, ist der verständnisvolle, gar liebevolle Blick auf ihre Protagonisten und deren Familiengeschichte(n). Ein schönes Leseerlebnis!

Annette Mingels wurde 1971 in Köln geboren und dort im Alter von zwei Wochen adoptiert. Sie studierte Germanistik und promovierte über Dürrenmatt und Kierkegaard. 2003 wurde ihr erster Roman veröffentlicht. «Was alles war» ist ihr fünfter Roman. Annette Mingels lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Annette Mingels: «Was alles war», Roman, Knaus Verlag München 2017, 286 S.

Silvia Häcki-Eggimann ist Erwachsenenbildnerin.

Meistgelesen

Mehr zum Thema