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Spiele um Schein und Sein

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Spiele um Schein und Sein

Autor: Karl Fäh

Theater ist Spiel – und Spiel arbeitet mit Täuschung, Verkleidung, Verwirrung und Intrige. Hierin ist das Theater vollkommen lebensecht. Die wirkliche Identität einer Figur und ihre wahren Absichten sowie die tatsächliche Realität, kurz: die jeweiligen «Wahrheiten» müssen von den Heldinnen und Helden des Theaters in einem mühsamen Prozess erst erfahren, durchlitten und oft qualvoll errungen werden.

Dies gilt schon in der griechischen Tragödie, als Beispiel sei hier der Fall des Ödipus genannt. Und mit den Helden leidet und eifert der Zuschauer mit. Dieses Spiel um Verwirrung und Entwirrung muss nicht immer tragisch ablaufen wie in der Tragödie, sondern kann wie in der Komödie durchaus heiter, vergnüglich und unterhaltsam sein. Das Leitmotiv in allen Stücken des diesjährigen Theaterprogramms von Theater in Freiburg heisst Verwirrung und Klärung, heisst Suche nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens. In den sechs Stücken im Abonnement und den drei Aufführungen ausser Abonnement sind die Zuschauer eingeladen, dieses spannende Spiel um Verwirrung und Klärung genussvoll mitzuspielen.

«Wahlverwandtschaften»

Ein malerischer Landsitz, ein verliebtes Ehepaar in den besten Jahren. Ein guter Freund und eine Nichte sollen die Idylle vervollständigen. Doch geheimnisvolle Kräfte setzen verwirrende Leidenschaften in Gang: Eduard und seine Gattin Charlotte laden Otto und die junge Ottilie auf ihr Landgut ein. Doch Charlotte und Otto werden immer enger vertraut; Ottilie und Eduard verlieben sich leidenschaftlich ineinander.

Goethe untersucht in diesem Dreiecksdrama Experimente des Zusammenlebens und Utopien der Liebe. Er wirft durchaus aktuelle Fragen auf: Was ist natürliches, was moralisches Verhalten? Wohin führt ein Liebesbruch? Kurz: ein Klassiker, der neu fürs Theater entdeckt wurde, in einer Bearbeitung, die Spielfreude, Erotik und reifen Lebensernst verbindet und sich wörtlich an Goethes Formulierungen hält.

«Johnny Cash – The Man in Black»

Dieses musikalische Porträt zeigt die wechselvollen Lebensstationen des rebellischen Nashville-Stars Johnny Cash: seine entbehrungsreiche Kindheit und Jugend auf den Baumwollfeldern von Arkansas, den Unfalltod des Bruders im Sägewerk, seine Soldatenzeit in Deutschland, seinen frühen Erfolg, seine Amphetaminsucht, die Tragik seiner Abstürze, seine Comebacks und seine leidenschaftliche Liebe zu June Carter, seiner Partnerin auf der Bühne und im Leben. Legendär waren die Auftritte des charismatischen Sängers in Gefängnissen, die ihn weit über die Country-Musik hinaus populär machten. Sein besonderes Kennzeichen: der tiefe, volle Klang seiner Stimme.

In unserer Inszenierung spielt, tanzt und singt sich Hauptdarsteller Nils-Holger Bock auf glaubwürdige Art in die Rolle von Johnny Cash hinein. Er wird begleitet von einer exzellenten Band und einem starken Ensemble.

«33 Variationen»

1819 bat der Komponist und Verleger Diabelli die fünfzig vorzüglichsten Komponisten seiner Zeit um eine Variation für einen Sammelband. Alle machten mit – ausser Beethoven. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: Geradezu besessen von dem Walzer komponierte Beethoven nicht nur eine, sondern gleich 33 grandiose Variationen. Entstanden ist dabei Beethovens letztes und grösstes Klavierwerk.

Im Stück zerbricht sich Dr. Katharine Brandt den Kopf über Beethovens Gesinnungswechsel. Sie hofft, im Beethoven-Archiv beim Studium der Skizzenbücher dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Das Stück lebt von der Liebesgeschichte zwischen Katharines Krankenpfleger Mike und ihrer Tochter Clara sowie von den wunderbaren Szenen zwischen Beethoven, seinem Sekretär Schindler und Diabelli. Eines der seltenen Theaterwunder entsteht, wenn die vom Pianisten immer wieder live eingespielte Musik Beethovens zum überwältigenden Musik-Erlebnis für die Zuschauer wird.

«Der Richter und sein Henker»

Der alte Kriminalkommissar Bärlach weiss, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Vor seinem Tod muss er noch eine alte Rechnung mit dem Erzverbrecher Gastmann begleichen. Dieser hat vor vielen Jahren jemanden ermordet, doch die Polizei konnte ihm nichts beweisen. Gastmann verfügt über beste Beziehungen zu den einflussreichsten Kreisen in Wirtschaft und Politik und ist unantastbar. Seine Villa wird von Bodyguards und Bluthunden bewacht. So setzt Bärlach seinen fähigsten Mitarbeiter Schmied auf Gastmann an. Doch Schmied wird auf der Strasse nach Lamboing von einem geheimnisvollen Unbekannten erschossen. Am Schluss entlarvt Bärlach den Mörder. Er deckt auch auf, wie er diesen psychologisch geschickt als «seinen Henker» ausgewählt hat. Der Mörder ist vollkommen perplex über Bärlachs knallharte Beweise.

Dürrenmatt gelingt es, ein spannendes und satirisch-bitterböses Abbild unserer Gesellschaft aus Verbrechern, Polizisten und Richtern zu zeichnen.

«Verbrennungen»

Selten hat ein neues Stück das Theaterpublikum so aufgewühlt wie «Verbrennungen» des Frankokanadiers Wajdi Mouawad. Seine Wirkung ist mit jener der grossen griechischen Tragödien vergleichbar, aber hochgradig aktuell. Der Krieg vernichtet noch dann Menschenleben, wenn er schon lange vorbei ist. Nach Jahrzehnten händigt der Testamentsvollstrecker den Zwillingen Jeanne und Simon, nach dem Tod ihrer Mutter Nawal, je einen Brief aus, den diese ihrem Vater und ihrem Bruder übergeben sollen. Von der Existenz eines Bruders wussten sie bisher nichts, und ihren Vater hielten sie für tot. Die Einlösung des rätselhaften Testaments konfrontiert das Geschwisterpaar mit einer Vergangenheit, die sich puzzleartig zusammenfügt, bis zur Entdeckung der Wahrheit, die die Zwillinge wie ein Schlag trifft.

Die spannende Geschichte vom Krieg und seinen Opfern könnte ebenso gut in Bosnien wie in Afghanistan, im Irak, in Somalia oder in Vietnam spielen. Das Stück ist eine unendliche Geschichte mit zeitlosen Botschaften.

«Die Wirtin – Mirandolina»

Florenz im 18. Jahrhundert. Wie bei allen grossen Komödien Goldonis ist die Fabel die einfachste der Welt: Mirandolina, eine hübsche, alleinstehende, junge Wirtin betreibt ein Hotel. Als unverheiratete und emanzipierte Frau stellt sie selbstbewusst «ihren Mann». Kein Wunder, dass die männlichen Gäste ihr (unan)ständig nachstellen. Der neureiche Graf von Forlinpopoli glaubt, er könne sich mit Geld alles kaufen, auch die Zuneigung der Wirtin. Auch der verarmte Marchese von Albafiorita versucht, die Aufmerksamkeit der Wirtin auf sich zu lenken. Fabrizio, ihr Kellner, hofft, die Chefin heiraten zu können. Die Konkurrenz der adeligen Gäste ist ihm nicht recht. Er fädelt geschickt mit Hilfe zweier Schauspielerinnen eine Intrige ein, die es in sich hat.

Die bezaubernde Komödie bleibt bis heute das meistgespielte Stück Goldonis. Peter Turrinis Bearbeitung ist Commedia dell’arte vom Feinsten, energiegeladenes volkstümliches Schauspiel, das alles auf die Schippe nimmt, sogar das eigene Theatergenre.

Der Autor Karl Fäh ist Vorstandsmitglied von Theater in Freiburg.

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