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Das Duell zweier Basketball-Kulturen

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Patrick Koller (42) ist einer der erfolgreichsten Schweizer Basketballer. Von 1991 bis 1998 holte er mit Olympic vier Meistertitel und zwei Cupsiege. Es folgten zwei Saisons in Lugano (zweimal Meister, einmal Cupsieger), ehe er als Trainer für vier Jahre nach Freiburg zurückkehrte (zwei davon als Spielertrainer) und dreimal den Playoff-Final erreichte. In der Saison 2005/06 spielte er nochmals für Neuenburg und Basel. 2010 gewann er als Trainer der Starwings den Schweizer Cup. Seit dem Mai 2011 ist Koller Kommunikations-Chef beim internationalen Basketball-Verband Fiba.

 

 Patrick Koller, Sie spielten in Ihrer langen und erfolgreichen Karriere sowohl für Olympic als auch Lugano. Wodurch unterscheiden sich diese beiden Klubs?

Die Zeiten haben sich verändert, deshalb ist das für mich heute schwierig zu sagen. Sicher steht Olympic nach wie vor für Tradition und eine gewisse Stabilität. Der Klub ist stets präsent und hatte in der NLA immer eine führende Rolle inne. Dahinter stehen eine gute Organisation, eine Nachwuchsbewegung und ein treues Publikum. In Lugano hängt vieles von einzelnen Persönlichkeiten ab. Die Tradition ist kleiner. Als ich im Tessin gespielt habe, waren die Lugano Snakes auf dem Höhepunkt. Dann ging der Klub Konkurs, und es entstanden die Lugano Tigers. Seither hat der Verein in der NLA dank dem Vizepräsidenten Riccardo Braglia am meisten Geld investiert und die meisten Titel geholt. Die grössten Unterschiede zwischen den Klubs sehe ich letztlich in der unterschiedlichen Stabilität und der Zuschauerzahl.

 

 Ketzerisch gefragt: Interessiert es den Tessiner überhaupt, sollte Lugano am Freitag den Titel holen?

Das Interesse für den Sport ist durchaus vorhanden. Aber man muss berücksichtigen, dass der italienische Fussball unmittelbar vor der Haustür ist. Der Tessiner drückt entweder Inter Mailand oder der AC Milan die Daumen. Eishockey ist ausserdem populärer als Basketball. Kommt hinzu, dass in der Vergangenheit zu viele Tessiner Basketball-Vereine gleichzeitig in der NLA gespielt haben. Vacallo, Massagno und Lugano waren schlicht zu viele für dieses Einzugsgebiet.

 

 Obwohl Basketball im Tessin nicht die Nummer 1 ist, wird immer wieder erstaunlich viel Geld in die diversen Klubs gepumpt.

Es sind einige wenige Persönlichkeiten, die stark investieren. Das ist eine Besonderheit im Basketball. Wenn du eine Million Franken auf den Tisch legst, spielst du um den Titel. Etwas Ähnliches ist im Fussball oder Eishockey natürlich nicht möglich. Ein Problem ist allerdings, wenn diese Geldgeber weg sind, so wie es in Bellinzona, Vacallo oder auch schon in Lugano vorgekommen ist. Ähnliches kann Olympic nicht wiederfahren, selbst wenn ein grosser Sponsor wie Benetton den Verein verlässt. In Freiburg gibt es einen Kern von Sponsoren und Gönnern.

  

Olympic setzt im Gegensatz zu Lugano mehr auf einheimische Spieler. Wäre für den Schweizer Basketball aus dieser Perspektive ein Finalsieg der Freiburger nicht besser?

Nun ja, Olympic spielt ebenfalls mit vier Ausländern. Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob das Engagement von Nemanja Calasan im Verlauf der Meisterschaft die richtige Entscheidung gewesen ist. Ich denke, dass Freiburg ohne Calasan nicht schlechter dastehen würde, und es hätte noch mehr Platz für die Schweizer gehabt. So aber ist Olympic ein wenig von seinen Prinzipien abgerückt. Ich hätte es deshalb gerne gesehen, wenn der Klub seine Idee, auf die einheimische Spieler zu setzen, bis zum Schluss durchgezogen hätte. Ausserdem stellt sich mir die Frage, ob dieser Philosophie-Wechsel in Freiburg, den ich natürlich begrüsse, nicht ebenfalls ein Stück weit vom Geld diktiert wurde. Es gab schliesslich Jahre, in welchen auch Olympic über seinen Möglichkeiten gelebt hat.

 

 Welchen Eindruck haben Sie von der bisherigen Finalserie gewonnen?

Ich habe Spiel drei in Freiburg gesehen, die anderen Partien habe ich aus der Ferne verfolgt. Was ich feststellen konnte, ist, dass es ganz unterschiedliche Spielverläufe gegeben hat. Einmal war es eng, das andere Mal wieder eine klare Sache für eine der beiden Mannschaften. Nach der 2:1-Führung in der Serie hatten die Freiburger die Karten in der Hand, konnten aber von ihrer besseren körperlichen Frische nicht profitieren.

 

 Der Final wird erstmals in einer Best-of-7-Serie ausgetragen. Eine gute Sache?

Ich frage mich schon, ob sieben Spiele nicht ein bisschen zu viel sind. Der Faktor Müdigkeit spielt ganz klar eine Rolle. Olympic-Trainer Petar Aleksic hat die Möglichkeiten, Lugano dank Spielern wie Chris Uliwabo permanent unter Druck zu setzen und eine aggressive Defensive aufzuziehen. Das Resultat sah man am Dienstag, als der Tessiner Rickey Gibson am Ende nicht mehr konnte.

 

 Oft wurde gesagt, dass je länger die Serie dauere, desto grösser die Chancen für das jüngere Olympic seien. Gilt dies auch in der Finalissima?

Nein. Auf ein Spiel gesehen spielt dies keine Rolle mehr, genau so wie die Routine. Ich kann für diese Belle keinen Favoriten ausmachen. Die Chancen stehen 50:50. Auch der Heimvorteil ist unwichtig. Man denke nur den Cup-Final in Freiburg (Red.: Olympic verlor im St. Leonhard gegen Genf klar). Von einem knappen Spielausgang bis zu einem Sieg mit über zwanzig Punkten Differenz ist alles möglich. Jenes Team, das die bessere Defensive stellt, wird sich am Ende durchsetzen.

Vorteil Lugano

Individuelle Klasse von Abukar und Co.

• Der Heimvorteil: Die Tessiner haben diese Saison nur gerade einmal im Istituto Elvetico verloren. Der Bezwinger hiess allerdings… Olympic (im ersten Finalspiel).

 

• Die Routine: Mohamed Abukar, Travis Watson, Rickey Gibson, Derek Stockalper–sie alle wissen, wie man Titel gewinnt und sind mit allen Wassern gewaschen. Nervosität dürfte bei Lugano kaum aufkommen.

 

• Die individuelle Klasse: Spieler wie Abukar oder Watson sind in Lugano eigentlich fehl am Platz. Ihre Qualitäten sind für NLA-Verhältnisse überdurchschnittlich.

 

• Die Statistik: In den letzten zehn Jahren gewann Lugano sieben von zehn Playoff-Duellen gegen Olympic, darunter die Finals von 2010 und 2011.

Vorteil Olympic

Das Kollektiv und die Fitness

• Das Kollektiv: Gewiss, auch Olympic profitiert von der individuellen Klasse etwa eines Edwin Draughan. Dennoch ist das Kollektivspiel bei den Freiburgern deutlich ausgeprägter, der leistungsmässige Ausfall eines Einzelnen kann besser kompensiert werden als bei Lugano.

 

• Die Fitness: Während die Freiburger neun Spieler regelmässig einsetzen, werden bei Lugano sechs Spieler forciert. Zudem liegt der Altersdurchschnitt von Olympic bei 23,3 Jahren. Die Tessiner sind im Schnitt 28,75 Jahre alt.

 

• Die Moral: Niemand hatte vor Beginn der Finalserie damit gerechnet, dass Olympic dem grossen Favoriten Lugano derart Paroli würde bieten können. Die Freiburger haben in dieser Finalissima nichts zu verlieren.

Vorschau: Gelingt es den jungen Freiburgern, die Ruhe zu behalten?

A m vergangenen Dienstag hatte sich Olympic mit dem 63:59-Sieg im St. Leonhard die Finalissima verdient. Überzeugend war insbesondere die Defensivleistung der Freiburger. Hatte die Mannschaft in den fünf Spielen zuvor noch durchschnittlich 80 Punkte gegen Lugano kassiert, so waren es in Spiel sechs nicht einmal 60. «Wir müssen am Freitag erneut als Team spielen und stark verteidigen», sagt Olympic-Trainer Petar Aleksic. «Lugano hat viele starke Einzelspieler. Dagegen müssen wir als Kollektiv antreten.» Der Bosnier hofft, dass seine jungen Spieler in dieser speziellen Situation mit einer Belle die Ruhe behalten. «Bis jetzt ist uns dies nicht immer gelungen. Die Spieler wollten so agieren wie in der Qualifikation und waren zu sehr auf ihre eigenen Leistungen fokussiert. Aber so kann man ein Playoff-Spiel nicht in Angriff nehmen.» Jetzt würden noch 40 Minuten in dieser Saison bleiben, sagt Aleksic. «Wir sollten den Match mit Freude angehen und nicht daran denken, dass wir um den Titel spielen.»

Auch wenn Olympic weniger von einem Einzelspieler abhängig ist als Lugano, hat sich gezeigt, dass es einen starken Edwin Draughan braucht, um siegen zu können. Zuletzt war der 32-jährige Amerikaner der Matchwinner. Dies nicht nur wegen seiner 21 Punkte am Dienstag, sondern auch aufgrund seiner wenig typischen aggressiven Spielweise. «Ich muss nicht in jedem Match zwanzig Punkte erzielen. Ich kann auch andere Qualitäten beitragen, zumal es ja genügend Skorer im Team gibt», sagt Draughan. Nach wie vor ist übrigens offen, ob der Amerikaner, dessen Vertrag ausläuft, seine Karriere fortsetzen wird. Die Tendenz geht jedoch eher in Richtung Rücktritt.

Heute Abend gegen 21 Uhr wird im Istituto Elvetico feststehen, ob Draughan möglicherweise mit einem Pokal abtreten können wird. Für Olympic wäre es der erste Meistertitel seit 2008 und der 16. insgesamt. Lugano seinerseits ist auf der Jagd nach dem zehnten Meistertitel. fs

 

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