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100 Jahre Geschichte auf 120 Quadratmetern

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Velos und Militär haben durchaus eine gemeinsame Geschichte – man denke nur an die alten Ordonnanzräder 05 der Schweizer Armee. Dass sich in einem umgebauten Estrich einer Kaserne das Vereinslokal eines Veloclubs befindet, ist dennoch nicht alltäglich. Und wenn dieser Verein unter dem Dach der Militärunterkunft in Eigenregie ein Velomuseum aufbaut und dieses anschliessend der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, dann ist dies wahrlich eine aussergewöhnliche Geschichte.

Vom Café des Alpes in die Poya-Kaserne

Angefangen hat das Abenteuer im Jahr 2005, wie der Museumsverantwortliche Auguste Girard erzählt. «Als Anfang 2000 das Café des Alpes abgerissen wurde und dem Fribourg-Centre Platz machen musste, verlor der Veloclub Freiburg sein Vereinslokal. Fünf Jahre standen wir ohne Raum da, in dem wir zusammensitzen und unsere Leidenschaft teilen konnten. Deshalb hatten wir uns anlässlich unseres 100-Jahr-Jubiläums das Ziel gesetzt, ein neues Lokal zu finden. Vier Jahre dauerte unsere Suche, ehe wir uns in der Poya-Kaserne niederlassen durften.»

In unzähligen Arbeitsstunden haben die älteren Vereinsmitglieder – pensioniert und handwerklich begabt – aus dem alten Estrich einen schmucken Raum gezimmert, eine kleine Küche inklusive. «Endlich hatten wir unser neues Lokal. Wir hatten noch viel Platz und überlegten uns, was wir damit machen könnten. Schnell kam die Idee eines Velomuseums auf», erinnert sich Auguste Girard, der seit mehr als 50 Jahren Mitglied des Veloclubs ist. 18 Monate später hat das erste Velomuseum des Kantons Freiburg seine Türe geöffnet.

100 Jahre Velogeschichte

Wer heute in der Poya-Kaserne die 94 Stufen des Gebäudes 4 hochsteigt, um zum neu eröffneten Velomuseum zu gelangen, könnte unter Umständen abgeschreckt werden. Hat man aber das kalt und streng wirkende Treppenhaus einmal hinter sich gelassen und den vorderen, stillgelegten Teil des Estrichs durchquert, folgt das grosse Wow-Erlebnis. 100 Jahre Velogeschichte warten auf die Besucherinnen und Besucher. Über 50 Fahrräder aus allen Epochen – mit viel Hingabe präpariert, gruppiert, beschriftet und mit liebevollen Details versehen – bringen nicht nur pensionierte und passionierte Radler zum Schwärmen. Girard kennt die Geschichte beinahe aller Exponate, und wenn er zu erzählen beginnt, füllt sich der Raum mit purer Leidenschaft, so dass selbst der Laie fasziniert zuhört.

Hölzernes Hochrad oder Hightech-Rennvelo

Da ist etwa eine Reproduktion eines Hochrades aus dem 19. Jahrhundert, komplett aus Holz, wo sich Mann und Frau fragen, wie man da überhaupt aufsteigt.

Oder das Rennrad, das 1903 bei der 1. Tour de France verwendet wurde, als das Rennen noch ohne Gangschaltung auf schlecht ausgebauten Strassen absolviert wurde und die Bergetappen über abenteuerliche Viehwege führten. «Damals hatten die Fahrer noch Petrollampen montiert, weil sie früh am Morgen losfuhren und erst bei Dunkelheit im Ziel eintrafen», erzählt Auguste Girard. «Sie führten am Lenker eine Tasche mit, um warme Kleider mitzunehmen. Bei einer Panne war es verboten, sich helfen zu lassen. Jeder Fahrer musste sein Rad selber reparieren und deswegen auch diverse Werkzeuge mitnehmen.» Im Dachstock der Poya-Kaserne kann man besagte Petrollampe, eine Ledertasche und ein Reparaturset selbstredend in natura bestaunen. Ebenso das Velo, mit dem der englische Premier Harold Macmillan (1957 bis 1963) herumgekurvt ist, oder das Hightech-Rennrad, auf dem der Australier Cadel Evans 2011 zum Tour-de-France-Sieg gerast ist. Oder die erste Gangschaltung, der erste Luftreifen, das erste Damenrad …

Erfolge und Tragödien

Der überwiegende Teil der ausgestellten Fahrräder stammt aus der Privatsammlung von Jean-Pierre Biolley, 75-jähriger Ex-Präsident des VC Freiburg aus Marly und passionierter Sammler. Um das Museum zu füllen, haben auch die anderen Clubmitglieder ihre alten Sachen mitgebracht. Helme, antik anmutende Brillen, dutzende Trinkflaschen in allen erdenklichen Grössen und Farben und zahlreiche Trikots haben so den Weg ins Museum gefunden. «Die ersten Leibchen waren aus Wolle», erklärt Auguste Girard. «Es war kein besonders prickelndes Gefühl, mit diesen im Regen herumzufahren.»

Dank unzähligen Bildern und Presseartikeln lässt sich die Geschichte des Veloclubs Freiburg von seinen Anfängen bis heute nachvollziehen. Die grössten Fahrer der Vereinsgeschichte werden besonders gewürdigt. An den Wänden befinden sich Porträts von Aloys Grandjean, der Anfang der Fünfzigerjahre mit einem Einrad den Sustenpass überquert hat, oder von Michel Kuhn, der 1974 in Montréal bei der Amateur-WM Bronze gewonnen hat. Auch Magali Pasche, die im Jahr 2000, wenige Tage nach ihrem Gewinn der Schweizer Bahnmeisterschaft, nach einem Rennen in Frankreich auf dem Weg zu Hotel angefahren und tödlich verletzte wurde, hat ihren Platz im Museum erhalten.

Und wer wissen möchte, was es mit den Siegen von Auguste Girard und brennenden Bauernhäusern auf sich hat, der fragt den einstigen Profiradfahrer und Schweizer Nationaltrainer am besten gleich selbst.

«Es war kein besonders prickelndes Gefühl, mit den Wolltrikots im Regen herumzufahren.»

Auguste Girard

Museumsverantwortlicher

«Die Tour-Fahrer hatten damals noch Petrollampen montiert.»

Auguste Girard

Museumsverantwortlicher

Ausstellung: Armstrong hinter Gitter

Auch wenn die Betreiber des Velomuseums vor allem Dinge aus dem letzten Jahrhundert ausstellen, so spielt die Gegenwart doch eine wichtige Rolle für sie. Einmal pro Monat trifft sich der «Ehemaligen-Club» des VC Freiburg in seinem Vereinslokal, das sich neben dem Museum befindet, um sich auszutauschen. «Wir erzählen uns viele Geschichten von früher, wir beginnen aber jede Runde mit einer Diskussion über die aktuellen Ereignisse im Radsport», sagt der Museumsverantwortliche Auguste Girard.

Als Folge dieser Diskussionen landete zum Beispiel Lance Armstrong im Gefängnis. «Nach der Geschichte um die aberkannten TdF-Siege wollten wir erst das Bild von Armstrong aus dem Museum verbannen. Jetzt hängt es zwar noch immer an der Wand, aber wir haben es hinter Gitter gestellt. Als Mahnmal für die Jungen gewissermassen, damit sie sehen, wie es endet, wenn man Doping nimmt.»

Neue Herausforderungen

Am «Stammtisch» ist auch die Zukunft des Veloclubs Freiburg ein immer wiederkehrendes Gesprächsthema. «Vor einigen Jahren durchlebten wir eine schwierige Zeit», sagt Girard. «Seit 2005 erleben wir aber eine Renaissance. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Dank konsequenter Nachwuchsförderung haben wir heute 70 Juniorenfahrer im Verein. Mit Adrien und Florian Chenaux befinden sich gar zwei darunter, die das Potenzial für eine internationale Karriere haben.» Drei Viertel der Fahrer sind Mountainbiker, ein Viertel Strassenfahrer. «Wir möchten die Strasse wieder attraktiver machen», verrät Girard. «Die Kantonsrundfahrt hat durchaus ihre Berechtigung, für Zuschauer ist sie aber nicht interessant. Deshalb möchten wir wieder mehr Kriterien durchführen – so wie in den Siebzigern rund ums St. Leonhard.» ms

Velomuseum

Besuche nur auf Anfrage

«Unser Museum kann man natürlich nicht mit dem Nationalen Velomuseum in Brügg vergleichen, aber ich denke, ein Besuch lohnt sich», sagt der Museumsverantwortliche Auguste Girard. Man sei bemüht, das Museum ständig auszubauen. «Wenn jemand Dinge im Estrich herumliegen hat, die etwas mit Velos zu tun haben, dann soll er sich bitte bei uns melden.» Wer weiss, vielleicht müssen die Museumsbetreiber ihren Estrich in der Poya-Kaserne schon bald ausbauen.ms

Besuche des Museums nur auf Anfrage und in Gruppen möglich. Kontakt: Auguste Girard 079 637 90 12 (auguste.girard@gmail.ch) oder Jean-Pierre Biolley 026 436 36 31.

 

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