Autor: IMELDA RUFFIEUX
Wenn am kommenden Samstag auf dem Fussballplatz Plaffeien der Startpfiff ertönt, dann beginnt nicht etwa ein Fussballmatch. Vielmehr ist es der Auftakt für einen ungewöhnlichen Sponsorenlauf um das Spielfeld. Die rund 200 Mitglieder des Klubs – von den kleinsten Junioren über die erste Mannschaft bis zum Vor- stand – drehen möglichst viele 200-Meter-Runden und sammeln so Geld für Swisstransplant, der nationalen Zuweisungsstelle für Organtransplantationen.
Etwas Überzeugungsarbeit
Die Idee dazu stammt von Elisabeth Raemy. Sie spielt beim FC Plaffeien in der ersten Frauenmannschaft und arbeitet seit rund einem halben Jahr bei Swisstransplant. Zu ihren Aufgaben dort gehört es unter anderem auch, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.
Als der Fussballclub nach Ideen suchte, das Jubiläum zu feiern, habe sie den Sponsorenlauf vorgeschlagen, erzählt die 24-jährige Sportlerin. Nach etwas Überzeugungsarbeit erklärte sich der Verein bereit, ein an sich freudiges Ereignis wie ein Jubiläum mit einem ernsten Thema wie dem Organmangel in der Schweiz zu kombinieren.
62 starben beim Warten
Wie kommt das Engagement? «In der Schweiz warten über 1000 Personen auf ein Organ», erklärt Elisabeth Raemy. Sie weist darauf hin, dass letztes Jahr 62 Menschen starben, weil sie kein passendes Organ erhalten haben. «Einige warten eine Woche, andere mehr als zwei Jahre», führt sie aus. Die Dringlichkeit, der medizinische Nutzen und die Zeit auf der Warteliste spielen bei der Zuteilung der Organe eine Rolle, aber auch die Blutgruppe, das Alter, die Grösse und das Gewicht des Patienten sind wesentliche Faktoren bei der Zuteilung.
Ein Ausweis für alle Fälle
Der Ausweis kommt erst dann zum Einsatz, wenn jemand hirntot ist, wenn also sein Körper nur noch durch künstliche Massnahmen am Leben erhalten wird, während das Grosshirn (zuständig für Bewegung, Sprechapparat, Gefühle, Wahrnehmung usw.) und der Hirnstamm (vitale Funktionen wie Atmung usw.) nicht mehr funktionstüchtig sind.
«Wenn ein Mensch in diese Lage gerät, ist es für seine Familie schwierig, an seiner Stelle zu entscheiden», erklärt Elisabeth Raemy. Man versuche dann herauszufinden, was der persönliche Wille des Patienten war. «Im Ausweis kann auch ausdrücklich stehen, dass man keine Organe spenden möchte», betont sie. Die getroffene Entscheidung zu Lebzeiten, durch einen Ausweis und das eigene Mitteilen an die Familie, helfe den Angehörigen im Sog der Ereignisse, die richtige Entscheidung zu treffen.
Alles für die Rettung tun
Seit Elisabeth Raemy bei Swisstransplant arbeitet, wirft sie das Thema auch in ihrem Bekannten- und Freundeskreis oft auf. «Viele sind dagegen, weil sie befürchten, dass die Ärzte im Fall der Fälle nicht mehr alles Menschenmögliche für eine Rettung tun.» Dem kann sie entgegenhalten, dass erste Priorität eines jeden Arztes ist, das Leben zu retten. Zudem ist die Feststellung des Hirntodes in der Schweiz gesetzlich geregelt. «Zwei Ärzteteams unterschiedlicher Fachrichtung (ausgenommen sind hier Ärzte aus der Transplantationsmedizin) müssen unabhängig voneinander den Hirntod bestätigen.»
Ihr Hauptargument für eine Organtransplantation ist ebenso einfach wie einleuchtend: «Ich würde zu einem Organ Ja sagen, wenn ich einmal in die Situation komme und nicht zuletzt darum sage ich heute Ja zur Organspende und trage seit dem Jahre 2007 einen Spenderausweis mit mir!»
Elisabeth Raemy weist auch darauf hin, dass die Möglichkeit, dass ein Mensch einmal ein Organ braucht, derzeit zehnmal höher ist, als dass jemand Organspender ist. «Sagen Sie Ja oder Nein zur Organspende, teilen Sie Ihren Entscheid Ihren Angehörigen mit und nehmen Sie Ihrer Familie diese Last ab!»
Sportplatz Plaffeien, Sa., 13. September 2009, 10.30 Uhr.