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Spracherwerb ist für Kleine ein Kinderspiel

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Autor: Carolin Foehr

Wie viele Sprachen verträgt ein Kind? Ist Mehrsprachigkeit in unserer Gesellschaft notwendig geworden? Führt Zweisprachigkeit zu besseren Leistungen oder, im Gegenteil, zu Sprachstörungen? Mit solchen und anderen Fragen ist Cornelia Frigerio häufig konfrontiert. Die in Freiburg wohnhafte Dozentin für Heilpädagogik beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit Mehrsprachigkeit bei Kindern. Sie sagt: «Kinder können problemlos mit mehreren Sprachen umgehen.»

Den Alltag bewältigen

Für die Dozentin am Institut für Heilpädagogik der Pädagogischen Hochschule Bern wird ein Mensch dann zweisprachig, «wenn er beide Sprachen braucht, um seinen Alltag zu bewältigen». So erklärt Frigerio auch, warum im Kanton Freiburg trotz offizieller Zweisprachigkeit der Gebrauch beider Sprachen weiter nur selten vorkommt.

Denn während die französischsprachige Mehrheit auch ohne perfekte Deutschkenntnisse gut in ihrem Alltag zurechtkommt, ist das für die Deutschfreiburger anders. Sie kommen häufiger mit der französischen Sprache in Kontakt, brauchen sie in vielen Situationen – und werden deshalb eher zweisprachig als ihre welschen Kollegen. Ein Teufelskreis, den bislang nur private Initiativen wie zum Beispiel die Spielgruppe Trip-Trap in Marly (siehe Bild) durchbrochen haben

Dass die freiburgische Zweisprachigkeit weiterhin einen schweren Stand hat, hat aber noch andere, tiefer liegende Gründe. Cornelia Frigerio weiss: Eltern scheuen häufig vor der Herausforderung und der Verantwortung zurück. Dabei sei es recht einfach, die eigenen Anforderungen etwas zurückzuschrauben, so die Mutter zweier Söhne.

Wichtig sei aber vor allem, dass sich die ganze Familie mit der Zweitsprache auseinandersetze. «Es braucht eine gewisse Offenheit und Wertschätzung gegenüber der anderen Sprache und Kultur, gerade auch gegenüber einer anderen Schulkultur», erklärt sie. «Es ist ein Schritt über die Kulturgrenze hinweg, den Eltern oft unterschätzen.»

Für ein Kind sei das entscheidend: «Wenn es merkt, dass die Eltern nicht voll dahinterstehen, wird es die zweite Sprache sicher nicht annehmen. Man kann ihnen halt nichts vormachen.» Auch so kann es passieren, dass besonders Jugendliche trotz einer mehrsprachigen Erziehung nur eine Sprache nutzen wollen. «Solche Situationen kommen recht häufig vor», beruhigt die Dozentin dann die besorgten Eltern. Und sie rät ihnen: «Geben Sie nicht zu schnell auf – aber machen Sie daraus keinen Machtkampf.» Sie habe die Erfahrung gemacht, dass nach einer gewissen Zeit das Spracheninteresse wieder zurückkomme.

Pragmatisch umsetzen

Eigentlich gibt Cornelia Frigerio nicht gerne Tipps oder Regeln, wie eine «gute» mehrsprachige Erziehung auszusehen hat. «Eltern sollten selbst überlegen und festlegen, wie sie den Alltag handhaben wollen.» Prinzipielle Entscheide, wie «Papa spricht deutsch und Mama französisch», klingen zwar einfach, sind in Wirklichkeit aber schwer umsetzbar – denn was passiert, wenn Papa auch mal mit Mama reden will oder wenn Besuch kommt?

«Man sollte solche Regeln nicht dogmatisch durchsetzen wollen», so Frigerio. Letztendlich gehe es den Kindern vor allem um die Beziehung zu ihren Eltern und um die Inhalte, die sie miteinander besprechen. Die Form, also die gewählte Sprache, interessiere nur die Eltern.

Trotzdem hält die Dozentin ab und zu öffentliche Vorträge, an denen sie Fragen zur mehrsprachigen Erziehung beantwortet. Vor kurzem war das auch in der Stadt Freiburg der Fall. «Eltern sind immer wieder verunsichert, wenn ein Problem auftaucht», weiss sie. «Denn dann sagt sicher einer ‹Das liegt daran, dass dein Kind zweisprachig ist›.»

Sprache an zweiter Stelle

Mit ihren Vorträgen will Cornelia Frigerio diese Klischees widerlegen – und «Aufklärungsarbeit» leisten, wie sie es nennt. Denn: «Ein mehrsprachiges Kind ist in erster Linie ein Kind. Die Mehrsprachigkeit ist nicht für alles verantwortlich.»

Dossier Zweisprachigkeit: www.freiburger-nachrichten.ch

Zweisprachiger Alltag in der Spielgruppe Trip-Trap in Marly.Bild Charles Ellena/a

Zweisprachigkeit: Vorurteile – und was wirklich dahintersteckt

Häufig bekommt Cornelia Frigerio altbekannte Ängste, aber auch Vorurteile über Mehrsprachigkeit zu hören. Eine Auswahl an Klischees, die sie an Vorträgen und Fragerunden widerlegen will:

Mehrsprachige wissen nicht, wohin sie gehören.

«Das ist falsch. Zwei- oder Mehrsprachige müssen keine Identitätsprobleme haben, sie entwickeln multiple Loyalitäten. Es ist ihr Umfeld, das Konflikte schafft, wenn Kollegen oder Verwandte fragen ‹Was hast du lieber, was sprichst du besser?›. Wenn sich eine zweisprachige Person für eine Identität entscheiden und die andere verleugnen muss, kann es zu Krisen kommen.»

Zweisprachig wird man als Erwachsener nicht mehr.

«Das stimmt teilweise. In den ersten drei Lebensjahren lernen Kinder ihre Muttersprache. Das können eben auch zwei sein. Zwischen 3 und 6 können sie eine Zweitsprache noch wie ihre Muttersprache aufnehmen. Danach ist es durchaus möglich, eine Zweitsprache sehr gut zu beherrschen und zweisprachig zu werden. Aber möglicherweise ist der Sprachgebrauch dann nicht mehr so flexibel, störanfälliger, und die Aussprache behält einen Akzent.»

Mehrsprachigkeit kann zu Sprachstörungen führen.

«Das ist ganz klar ein falsches Vorurteil. Diese Idee stammt noch aus dem 19. Jahrhundert, ist aber nie wissenschaftlich belegt worden. Nichts weist darauf hin, dass Zweisprachigkeit und Sprachstörungen zusammenhängen. Mehrsprachigkeit verstärkt auch keine Sprachprobleme.»

Zweisprachige sind intelligenter.

«Auch das ist teilweise ein Klischee. Klar ist, dass zweisprachige Kinder einfacher weitere Sprachen lernen. Aber auf andere Fähigkeiten strahlt Mehrsprachigkeit nicht aus. Man hat aber herausgefunden, dass Zweisprachige im Alter länger geistig fit bleiben. Mehrsprachigkeit ist also eine der vielen Arten von Gehirngymnastik.»cf

Zur Person

Fünf Sprachen für den Hausgebrauch

Cornelia Frigerio (48) studierte in Freiburg Logopädie und arbeitete 10 Jahre lang in Wünnewil-Flamatt. Seit 2006 beschäftigt sie sich am Institut für Heilpädagogik in Bern mit Sprachenerwerb und Mehrsprachigkeit von Kindern. Sie wohnt in Freiburg und hat zwei Söhne. «Für den Hausgebrauch» spricht sie fünf Sprachen: Schweizer- und Hochdeutsch, Italienisch, Französisch und Türkisch, die Muttersprache ihres Ehemannes. cf

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