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Staatskunde wird politische Bildung

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Wie heissen die sieben Freiburger Bezirke? Ein Schüler konnte Grossrat Yvan Hunziker (FDP, Semsales) nur drei nennen: Greyerz, Haut-Intyamon und Bas-Intyamon. Gilles Schorderet (SVP, Zénauva) prüfte als Präsident der Einbürgerungskommission einen Absolventen der Fachmittelschule Freiburg. Dieser konnte nur einen Bundesrat spontan nennen: Alain Berset. Danach sei ihm noch Isabelle Chassot in den Sinn gekommen.

Den Grossräten fiel gestern in der Debatte zum Postulat der Ex-Grossrätin Parisima Vez über Staatskundeunterricht an der Schule noch das eine oder andere Müsterchen ein, um aufzuzeigen, wie schlecht die Schüler die Institutionen des Staates kennen.

Dies sorgte im Rathaussaal bisweilen für Belustigung, andere äusserten ihre Konsternation. Hunziker sagte, der Bericht zum Postulat lasse glauben, alles sei in Ordnung. «Die Unkenntnis des Schweizer Systems ist aber frappant.»

Ganzheitliche Sicht

Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot wies als Antwort auf diese Voten auf einen Paradigmenwechsel hin, der nach 2000 rund um den Staatskundeunterricht stattgefunden hat. Dem Fach Staatskunde sei ein zu eng gefasstes Konzept zugrunde gelegen, erklärte sie. Heute arbeiten die Schulen viel breiter auf politische Bildung hin. «Die Welt aus einer politischen, sozialen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen Optik zu sehen–das alles gehört zur politischen Bildung», so Chassot. Das Bildungssystem wolle den Schüler heute zu einem partizipativen Menschen erziehen. «Die Schüler lernen, gemeinsam zu entscheiden. Sie bauen demokratische Räume.»

Aus der Debatte ging hervor, dass Staatskunde, oder eben politische Bildung, im deutsch- und französischsprachigen Teil des Kantons unterschiedlich gehandhabt wird. Der Westschweizer Lehrplan sieht für den welschen Kantonsteil im dritten Jahr der OS eine Wochenstunde Staatskunde vor. Im Lehrplan Deutschfreiburgs fehlt dies, machte Hugo Raemy (SP, Murten) aufmerksam. Staatskunde sei im Fach Geschichte integriert, und der Lehrplan 21 würde wohl gar noch die Fächer Geschichte und Geografie zusammenlegen, bedauerte Raemy.

Isabelle Chassot informierte Raemy über die Absicht, dass die politische Bildung im Lehrplan 21 als unabhängiges Fach figurieren soll. Wie sie sagte, bräuchte es zur Vermittlung der vom Grossen Rat gewünschten Kenntnisse wohl vier bis fünf Stunden, aber dies zulasten anderer Fächer.

Gesellschaftliches Problem

Die Freiburger Erziehungsdirektorin meinte, das Desinteresse am politischen System sei nicht auf die Schule und auch nicht auf die Schweiz beschränkt: «Die gesamte Gesellschaft trägt diese Verantwortung.»

 

Pilotprojekt: Bildungsschecks haben Potenzial für mehr

P ersonen mit tiefem Bildungsniveau ein Instrument zur Weiterbildung geben: Diese Absicht steckt hinter den Bildungsschecks, welche der Kanton Freiburg in einem Pilotprojekt eingeführt hat. Gestern nahm der Grosse Rat einen Bericht über das Projekt zur Kenntnis, welches die Grossräte Xavier Ganioz (SP, Freiburg), und Jean-Pierre Siggen (CVP, Freiburg) 2008 mit einer Motion in die Wege geleitet hatten. Die Bildungsschecks wurden von September bis Dezember 2010 in der Stadt Freiburg und dem Glanebezirk verteilt. Das Interesse war beträchtlich. Mehr als 100 Personen fragten für einen Bildungsscheck an.

Mit dieser Erfahrung scheint der Weg für eine definitive Einführung geebnet. Auf den Kanton hochgerechnet würde dies jährlich rund 600 000 Franken kosten. Staatsrätin Isabelle Chassot kam zum Schluss: «Es braucht ein enges Nebeneinander zwischen den Partnern.» uh

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