Chemikalien, die den Hormonhaushalt des Körpers schädigen, gelten als gefährlich. Deshalb will der Kanton die Bevölkerung darauf sensibilisieren.
Hormone stammen aus Drüsen und beeinflussen zentrale Körperfunktionen des Menschen: Entwicklung, Wachstum, Fortpflanzung, Stoffwechsel, Immunität. Künstliche oder natürliche Chemikalien können Effekte auf den Hormonhaushalt haben, positive wie negative, oder aber erwünschte Reaktionen verhindern.
Um mögliche Schäden zu verhindern, möchte der Staatsrat die Bevölkerung mit einem Präventionsprogramm über die Auswirkungen auf die Gesundheit informieren. Damit reagiert er auf eine Aufforderung der SP-Grossrätinnen Kirthana Wickramasingam (Bulle, ausgetreten) und Chantal Pythoud-Gaillard (Bulle) in einem Postulat zu endokrinen Disruptoren – wie den Hormonhaushalt beeinflussende schädliche Chemikalien in der Fachsprache heissen.
Im Alltag weit verbreitet
Es gibt sie überall: in Lebensmitteln und deren Verpackung, in Kosmetika, Spielzeug, Baumaterialien oder Pflanzenschutzmitteln. Sie werden auch gezielt in Arzneimitteln eingesetzt, zum Beispiel in Antibabypillen oder Schilddrüsenhormon-Präparaten.
Alle diese Stoffe können Einfluss auf den Menschen oder seine Nachkommen haben, sie können etwa Erkrankungen sowie Fortpflanzungsstörungen auslösen. Zwar sind die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu begrenzt. Erste Hinweise sind laut dem Staatsrat allerdings besorgniserregend, da negative Auswirkungen selbst bei schwacher Dosierung zum Tragen kommen können. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, Jugendliche, Schwangere und Ungeborene.
Vorbild aus der Stadt Lausanne
Laut dem Bericht des Staatsrats gilt es in einem ersten Schritt, die Risikogruppen anzusprechen. Ein Vorbild könne eine Kampagne aus Lausanne sein. Der Aktionsplan sollte die Schulung von Gesundheitsfachpersonen und Lehrkräften beinhalten, von Fachleuten für frühkindliche Betreuung oder auch von Schülerinnen und Schülern. Denkbar seien die Einrichtung eines Informationsbereichs auf der Website des Kantons, Empfehlungen für Schulen, ausserschulischen Betreuungseinrichtungen und Kinderkrippen sowie die Analyse von Lehrmitteln und Baustoffen für Gebäude, die für Kinder bestimmt sind.
Konkret wird im Rahmen der Präventionskampagne ein praktischer Leitfaden, der sich namentlich an Eltern und Einrichtungen der Kinderbetreuung richtet, ausgearbeitet und verteilt. Plakate mit einem QR-Code würden den direkten Zugang zu diesem Leitfaden ermöglichen.
In einem weiteren Schritt könnte die Kampagne auf Branchen wie die Lebensmittelindustrie und den Bau ausgeweitet werden. Schliesslich seien bei der Ausrichtung von Subventionen Anreize möglich, die eine gesündere Umwelt möglich machen würden.
Massnahmen gibt es schon
Es gebe bereits Vorgaben, die den Einsatz von hormonaktiven Stoffen regelten. Die Forschung werde vorangetrieben. Die Schutzmassnahmen würden auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse ständig angepasst. Beispielsweise gebe es strenge Vorschriften für den Einsatz von Weichmachern in Nuggis oder Spielzeug oder auch Unterstützung beim Einbau zusätzlicher Reinigungsstufen in Kläranlagen.
Der Staatsrat fordert den Bund auch zu einer Ausweitung der Prävention gegen den Einsatz solcher endokrinen Disruptoren auf.
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