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Ständig im Stress und keine Zeit für Freunde

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Ständig im Stress und keine Zeit für Freunde

Barbara Hochstrasser, Chefärztin an der Privatklinik Meiringen, über das Burnoutsyndrom

Eine höhere Gangart in der Arbeitswelt und die Angst um den Job setzen heutzutage viele Menschen unter psychischen Druck: Aushalten kann man diesen nur mit Zeiten der Regeneration, sagt die Stressspezialistin Barbara Hochstrasser.

Mit BARBARA HOCHSTRASSER
sprach IRMGARD LEHMANN

Kürzlich hat das Bundesamt für Statistik eine Gesundheitsbefragung publiziert. Daraus geht hervor, dass 47 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen an ihrem Arbeitsplatz starkem psychischem Druck ausgesetzt sind. Hat der Stress in den letzten Jahren stark zugenommen?

Ja, vorab der Leistungsdruck hat zugenommen. Der wirtschaftliche Druck der Unternehmen färbt ebenfalls auf die Mitarbeiter ab. Die Arbeitsabläufe sind schneller geworden und der Arbeitsplatz ist nicht mehr 100-prozentig gesichert.

Zur Belastung trägt aber auch die enorme Informationsflut bei. Am Arbeitsplatz muss man mit immer mehr Stimulationen fertig werden.
Heute wird von Berufstätigen auch eine grosse Flexibilität gefordert. Immer wieder wird man mit Neuem konfrontiert – sowohl in beruflicher wie in sozialer Hinsicht. Das Personal wechselt konstant, sodass sich Mitarbeiter immer wieder neu anpassen müssen. Auch soziale Verluste können eine Stresssituation verstärken.

Welche Berufsgattung ist davon am meisten betroffen?

Vorab das mittlere Management und Leute in sozialen Berufen wie Lehrer und Ärzte.

Welches sind die wichtigsten Warnsignale für Stress?

Ernst zu nehmende Zeichen sind andauernde Kopf- und Bauchschmerzen, Schlaf- und Verdauungsstörungen. Gestresste Menschen sind aber vielfach auch gereizt, nervös oder niedergeschlagen.

Kann ein stressgeplagter Mensch den Stress selber in den Griff bekommen?

Grundsätzlich ja.

Indem er sich eine Auszeit nimmt?

Nicht unbedingt. Es gibt Menschen, die es schaffen, gedanklich und emotional Distanz zu nehmen. Menschen, die merken, was falsch lief, und sich bewusst werden, dass der Ausgleich beziehungsweie die Freizeit zu kurz kam.

Bestimmt ist es leichter, mit einem Gesprächspartner oder im Rahmen einer Auszeit über die belastende Arbeitssituation klarzukommen als ganz alleine.

Wer allerdings in einem Stressstrudel festsitzt, schafft es kaum alleine.

Was sollte ein Stressgeplagter also tun?

Das Wichtigste ist ein diszipliniertes Freizeitmanagement und eine deutliche Abgrenzung gegenüber vermeintlichen Erwartungen.

Ausschlaggebend ist ein natürlicher Rhythmus. Ein Landwirt hat auch Zwölf-Stunden-Tage, aber er lebt in einem natürlichen Rhythmus. Wir aber sind Kopfarbeiter geworden, die schneller denken als fühlen und so unseren Organismus überfordern.

Laut Fachpersonal soll ja der Stress nicht nur negativ sein.

Man unterscheidet tatsächlich unter Distress und Eustress. Eine sporadische Stresssituation kann auch ein gutes Gefühl auslösen und zu Produktivität anregen. (Eustress)

Das Heimtückische am Stressmechanismus ist ja, dass man vorübergehend ohne weiteres die Leistung erhöhen kann. Es ist aber wichtig, dass man nach einiger Zeit wieder kürzer tritt. Sonst ist man schnell einmal am Anschlag, man wird unkonzentriert, fühlt sich überfordert und denkt Tag und Nacht nur noch an die Arbeit. (Distress)

Immer noch ist Überforderung ein Tabuthema.

Das stimmt. Die meisten melden sich erst dann bei Fachleuten, wenn es gar nicht mehr geht. Die ersten Symptome wie Schlafstörung und Ängstlichkeit versuchen sie meist selber mit Medikamenten oder Alkohol zu «kurieren». Rund 30 Prozent unserer Patienten haben Versuche mit Selbstmedikation hinter sich.

Die Privatklinik Meiringen hat sich auf die Behandlung von Stresserkrankten, von Menschen mit dem Burnoutsyndrom spezialisiert. Wie sieht so eine Behandlung aus?

Die drei Eckpfeiler der Behandlung sind: 1. Ruhe, Entspannung und Wiederherstellung eines Gleichgewichtes (z. B. mit Körpertherapie, Chi Gong, Akupunktur und chinesischen Kräutern).

2. Gruppengespräche über stressförderndes Verhalten und Massnahmen dagegen.

3. Individuelle Psychotherapie zur Beachtung ganz persönlicher Probleme, unter Umständen und nach Bedarf werden auch Psychopharmaka eingesetzt.

Wer ist zurzeit in der Klinik?

Menschen aus verschiedenen Berufsgattungen. Von der Hausfrau bis zum Manager. Allgemein sind zwei Altersgruppen in der Klinik auszumachen: 30-Jährige und Jüngere oder dann gleich Frauen und Männer zwischen 40 und 55 Jahren. Eine Kur dauert im Durchschnitt acht bis zehn Wochen.

Die Anfrage ist gross. Da wir nur gerade 13 Betten haben, ist die Warteliste demnach lang.

Wie sind die Kosten und wer übernimmt sie?

Wenn ein ausgeprägtes Erschöpfungssyndrom vorliegt und die Person vom Hausarzt überwiesen wird, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Der Kostenaufwand pro Tag für einen Patienten beträgt rund 500 Franken.

Zu den Gefährdeten gehören auch die Ärzte. Ja wie steht es denn mit Ihnen? Gelingt Ihnen der geforderte Ausgleich?

(Schmunzelt). Heute besser als früher. Als Chefärztin habe ich zwar einen Acht-Stunden-Tag und mehr. Ich gebe mir aber alle Mühe, am Wochenende abzuschalten. So habe ich mir beispielsweise angewöhnt, jeden Morgen mit dem Pferd auszureiten.

Ich weiss, dass beruflich stark engagierte Menschen die Freizeit als schönes, aber im Ernstfall entbehrliches Gut betrachten.

Viele halten es auch mit den Mahlzeiten so. Ich habe das selber erfahren. Während der Ausbildung in den USA verpflegte ich mich mittags im Lift.

Heute bin ich mir bewusst, dass Mahlzeiten und Freizeit eminent wichtig sind, Sie helfen uns einen minimalen Rhythmus beizubehalten.

Aber auch das Neinsagen muss wieder gelernt werden – auch Vorgesetzten gegenüber. Wenn jemand signalisiert, dass er entlastet werden müsste, ist das ein Zeichen der Stärke, das der Arbeitgeber ernst nehmen muss.

Seit dem 1. Januar ist ja auch das revidierte Arbeitsgesetz in Kraft, von dem vor allem die Spitalärzte betroffen sind.

Das ist so. Das Gesetz fordert deutlich mehr Personalressourcen. Die Umsetzung des Arbeitsgesetzes ist daher für Ärzte begrüssenswert.

In der Privatklinik Meiringen, dem Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie, finden Menschen jeden Alters und mit allen Formen von psychischen Leiden Aufnahme.

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