Staatsrat Jean-François Steiert, Direktor für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt, nimmt im Interview mit den FN Stellung zum Investitionsvorhaben der TPF und dem Unterstützungspaket des Kantons.
Jean-François Steiert, die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) wollen in den nächsten acht Jahren schätzungsweise mehr als 580 Millionen Franken investieren – wieso diese gigantischen Investitionen?
Wir wollen den öffentlichen Verkehr modernisieren und in neues Rollmaterial investieren. Das ist auch deshalb notwendig, weil die Bevölkerung in unserem Kanton in den letzten Jahren stark gewachsen ist und weiter zunehmen wird. Um für all diese Menschen weiterhin eine gute ÖV-Versorgung zu gewährleisten und den Anteil des ÖV am Gesamtverkehr, wenn möglich, noch zu steigern, braucht es diese grossen Investitionen.
Der Kanton als Hauptaktionär erhöht seine Beteiligung an den TPF um 60 Millionen Franken. Wieso ist das jetzt notwendig?
Nötig ist es nicht, aber es ist nützlich. Der Kanton verfügt über viel Geld und es ist nicht intelligent, Geld zu horten, auf das wir im schlimmsten Fall noch Negativzinsen bezahlen müssen. Der Kanton sollte dieses Geld sinnvoll investieren. Durch die Erhöhung des Aktienkapitals bei den TPF können wir die anstehenden Investitionen günstiger machen. Wir müssen weniger Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen, die Zinslasten fallen entsprechend tiefer aus. Schätzungen gehen davon aus, dass die TPF, und damit indirekt der Kanton, jährlich Zinsen in Höhe von 1,8 Millionen Franken einsparen. So gewinnen auch die Steuerzahler, indem wir dieselben Leistungen der TPF billiger einkaufen können. Durch das eingesparte Geld können wir es uns leisten, das Angebot insbesondere in den peripheren Gebieten auszubauen. Der Kanton hat ein Interesse daran, dass seine eigene Transportgesellschaft sich dynamisch weiterentwickeln kann.
Wo liegen die Schwerpunkte dieser umfangreichen Investitionen?
Es sind verschiedene Bereiche. Die TPF streben in den nächsten zehn Jahren die Dekarbonisierung ihrer Busse an. Das heisst, die dieselbetriebenen Orts- und Regionalbusse sollen durch saubere Fahrzeuge ersetzt werden mit Elektroantrieb und, je nach Entwicklung der Technologie, mit Wasserstoffantrieb. Die TPF haben zum Teil auch veraltetes Rollmaterial, das ersetzt werden muss. Dann haben wir viele Leute, die einen Teil ihres Arbeitswegs mit dem Auto zurücklegen und dann auf den ÖV wechseln. Damit das reibungslos funktionieren kann, müssen wir sicherstellen, dass in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe genügend sogenannte Park-and-Ride-Anlagen eingerichtet werden.
Die Stadt Freiburg ist der zweitgrösste Aktionär der TPF. Hat der Kanton mit der Stadt schon über eine mögliche Beteiligung der Stadt an den Investitionen gesprochen?
Natürlich haben in den vergangenen Monaten Gespräche stattgefunden, damit wir parallel vorgehen können. Grundsätzlich ist das Interesse auch bei der Stadt da. Eine Botschaft zu diesem Thema wird im September im Generalrat der Stadt Freiburg behandelt.
Das Interview wurde geführt, nachdem der Staatsrat am Mittwochmorgen darüber informiert hatte, dass der Kanton seine Beteiligung am Aktienkapital erhöhen will. Alle Details dazu lesen Sie hier.
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