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«Stellen sie sich einmal nackt vor den Spiegel und schauen sie sich an!»

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Autor: Fahrettin calislar

«Supergirls und Supermen» seien sie, die Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburgs. So hiess es am Eingang der Festhalle St. Leonhard. Ausser den vordersten waren alle Sitzreihen besetzt. Liedermacher Linard Bardill sprach von der grossen Bandbreite der Anforderungen an die Lehrer: «Solidarität, Gehorsam, Naturverbundenheit.» Der Schule werde vorgeworfen, sie sei ein Auslaufmodell, und daran seien die Lehrer schuld, heisse es. Sein ironisches Fazit: «Lieber Gott, ich bin Schulmeister. Ich ertrage alles und habe dabei kein Burn-out.»

Der zweite Gast an diesem Vormittag, der Schauspieler Bruno Cathomas, ging – so fasste Organisator Reto Furter von der Erziehungsdirektion zusammen – an die Grenzen des Erträglichen. Er hatte die Aufgabe, den Lehrern aufzuzeigen, dass sie in ihrer ganzen Nacktheit dastehen, wenn sie sich vor die Schüler stellen. Cathomas nahm die Aufgabe wörtlich. Er zog sich buchstäblich bis zu den Unterhosen aus. Er offenbarte seine intimsten Geheimnisse vor der Pädagogenschar und provozierte mit unanständigen Begriffen.

Zuspruch und Respekt

Schauspieler und Lehrer hätten vieles gemeinsam: Sie stehen vorne hin und produzieren etwas, so Cathomas. Und für beide gelte, dass das erste Mal harzig sei: «Diese Ängste werden wir nie vergessen.» Dagegen setze er die Unmittelbarkeit, die Direktheit. Dazu gehöre, dass man sich akzeptiert: «Stellen sie sich nackt vor den Spiegel und schauen sie sich an», forderte er und erntete Szenenapplaus.

«Sie können lustvoll Angst haben und dennoch ein guter Lehrer sein», so Cathomas. Mit Authentizität erziele man die grösste Wirkung. Er verwies auf seinen Striptease kurz zuvor: «Es ist schwierig, so nackt auf die Bühne zu stehen und dabei auch noch Spass zu haben.» Genau das sei wichtig: Glaubwürdigkeit und Gefühle.

Den Abschluss des Reigens machte der Hirnforscher Joachim Bauer. Er bildete den Kontrapunkt zu den unterhaltsamen Auftritten von Bardill und Cathomas. Er dozierte über die biologischen Ursprünge und die sozialen und psychologischen Folgen von Motivation. Menschen würden vor allem durch sozialen Zuspruch und Respekt zu guten Leistungen angespornt.

Neuronen und Lachanfälle

Poesie, Komödie und Hirnforschung: Die Gegensätze sind an der pädagogischen Tagung am 1. Mai jeweils Programm, sagt Reto Furter, Leiter des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht. Sie sei auf der einen Seite eine obligatorische Weiterbildung, auf der anderen sollen die Lehrer aber auch unterhalten werden und abwechslungsreiche Gedankenanstösse mitnehmen. Dass dabei ein Gast buchstäblich die Hosen herunterlässt, sei für ihn Teil des Konzepts: «Das ist eine Horizonterweiterung und wird etwas auslösen.» Es gehe ja nicht darum, Cathomas’ Ratschläge eins zu eins umzusetzen.

Die Künstler Bruno Cathomas und Linard Bardill (Bild) hielten den Lehrerinnen und Lehrern einen ironischen Spiegel vor.Bild Aldo Ellena

Lehrervereinigung: Der verhaltene Zorn der Pädagogen

Draussen vor dem Saal protestierte die Vereinigung Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburg (LDF) mit einem Stand für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Lehrkräfte. Die Anforderungen seien gestiegen, die Politik habe ihren Anliegen zu wenig Beachtung geschenkt, beklagt sich Präsidentin Jacqueline Häfliger. «Wir haben das Gefühl, dass wir jetzt einen Schritt weiter gehen müssen.» Viele Lehrer seien am Anschlag, es brauche Massnahmen für ihre Entlastung. Eine Umfrage habe ergeben, dass die Mehrheit der Pädagogen zwar für Druckmassnahmen ist, denn: «Wer immer lieb ist, wird weniger ernst genommen.» Doch viele scheuten sich noch vor einem drastischen Vorgehen. Es liegen einige Vorschläge auf dem Tisch; beispielsweise keine Praktikanten anzunehmen. Das würde das System der Lehrerausbildung empfindlich treffen, so Häfliger. Nun werde sondiert, welche Druckmittel sinnvoll sind.

Für Organisator Reto Furter ist die Aktion zwar nicht Teil des Anlasses, aber: «Ich kann damit gut leben, weil ich davon ausgehe, dass man auch mit uns kritisch sein kann und gleichwohl kommt und geniesst.»fca

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