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Stille Zeremonie der Gemütlichen

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Autor: Marc Kipfer

Schweisstropfen flogen vor einem Jahr durch die Luft, als Queens of the Stone Age die Bad Bonn Kilbi 2011 eröffneten. Diesmal flogen Seifenblasen. Denn am ersten Kilbi-Abend vom Donnerstag wurde nicht ausgelassen, sondern gelassen gefeiert. Dies lag, allem voran, an zwei Norwegern.

Kings of Convenience nennen sich die beiden Mittdreissiger, deren Auftritt wohl der nachhaltigste des Kilbi-Donnerstags war. Die «Könige der Bequemlichkeit» hatten weder ein Bühnenbild noch Fanartikel dabei, und als sie um 21 Uhr die Zeltbühne betraten, taten sie dies derart unauffällig, dass es auffiel.

Unvollkommene Schönheit

Vor allem Erlend Øye zog die Blicke auf sich, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner unvollkommenen Schönheit. Ein aussergewöhnlich blasser Mensch ist er, mit einer aussergewöhnlich grossen Brille und einem aussergewöhnlich ungelenken Tanzstil. Während sein Bandkollege Eirik Glambæk Bøe ein wenig dem Hollywood-Schauspieler Tobey Maguire ähnlich sieht, erinnert Øye an den jungen Bill Gates.

Die beiden unscheinbaren Männer – man würde ihnen so viel Talent kaum zutrauen – zaubern mit kleinen Mitteln behagliche Gefühle hervor. Mit Songs wie «Failure», «Love is no big truth» oder «I don’t know what I can save you from» lieferten sie den Beweis, dass für grosse musikalische Emotionen keine teuren, aufgeregten Shows nötig sind. Es braucht dazu: zwei Gitarren, zwei Stimmen, sonst nichts.

Nicht ganz Ohr

Die einzigen Wermutstropfen, die den Auftritt beträufelten, stammten aus dem Publikum. Zu oft waren die Menschen vor der Bühne lauter als die Band. Da wurde unentwegt geplappert, gejohlt, telefoniert, so dass sich Øye und Bøe mehrmals zu beruhigenden Gesten gezwungen sahen. Auch im Publikum mehrten sich mit der Zeit die genervten «Pssst»-Laute. Vielleicht ist dies das Schicksal leiser Bands, doch es drängen sich Fragen auf: Wie viele Festivalbesucher sind mehr Zuschauer als Zuhörer? Wie anstrengend ist es, ganz Ohr zu sein?

Ärgerliche Fehlplanung

Im letzten Drittel des Konzerts waren es dann die Kings of Convenience, die lauter wurden: Sie liessen sich von einer Band verstärken. Zurückhaltend blieb die Musik trotzdem; der Schlagzeuger spielte zuweilen bloss mit den Handflächen. Der schlaksige Øye entledigte sich zuletzt seiner Gitarre und tänzelte beinahe ohne Unterbruch. Warum diese Steigerung sein musste, erklärte Glambæk Bøe so einfach wie einleuchtend: «Wir können manchmal nicht anders.»

Vor den Norwegern hatte es einiges aufgeregter getönt auf dem Kilbigelände. Die trommelfellgefährdenden Basstöne von Emika dröhnten von der B-Bühne penetrant in alle Richtungen. Freunde der elektronischen Musik störte das nicht, doch Emika schon um acht Uhr wummern zu lassen, muss den Organisatoren als Fehler angelastet werden. Sie hätte gut in die Nacht gepasst. Stattdessen mussten die schottischen Multitalente Bill Wells und Aidan Moffat drinnen auf der Clubbühne gegen das Emika-Gedröhn von draussen ankämpfen. Ein unmögliches Unterfangen: Ihre experimentellen Seufzerhymnen wurden rücksichtslos geschluckt.

Missgeschick Nummer zwei der Kilbi-Macher: Der Auftritt von Wells und Moffat überschnitt sich ausgerechnet mit jenem der Kings of Convenience. Vermutlich hätten beide Bands ein ähnliches Publikum angelockt.

So gut wie auf CD

Als es dunkel geworden war, gehörte die Aufmerksamkeit den eigentlichen Headlinern des ersten Kilbi-Abends: Beach House. Das Duo aus den USA zelebrierte seinen «Dream Pop» vor einem Bühnenbild, das an eine Lattenrost-Ausstellung von Ikea erinnerte. Die Band spielte ihre Songs so gut wie auf CD. Leider klangen sie meist auch genau so: wie ab CD, alles in allem etwas steril. Doch ein solider Auftritt war es allemal, und obwohl auf dem Gelände kurzzeitig einige Regentropfen fielen, blieb der Abend, was er im Allgemeinen war: ein angenehmes Zelebrieren gemütlicher Musik.

Seifenblasen statt Schweisstropfen: Kings of Convenience.Bild Aldo Ellena

Programm

Eine Wundertüte zum Kilbi-Abschluss

Heute Samstag geht die 22. Bad Bonn Kilbi zu Ende. Auch am dritten Tag stehen hochkarätige Musiker auf den drei Bühnen. Mit Spannung zu erwarten ist der Auftritt der legendären Afghan Whigs. Die Soul-Rocker aus Ohio, während der Grunge-Welle der frühen Neunzigerjahre hoch im Kurs, haben sich 2011 nach langer Pause neu gegründet. Ebenfalls zu hören sind Mudhoney aus Seattle: Sie gehörten zu den Wegbereitern für die grosse Karriere von Nirvana. Den Auftakt macht, wie an jedem Kilbi-Tag, DJ Cio. mkWeitere Infos zum Kilbi-Samstag: www.badbonn.ch

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