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Stottern ist Symptom und Ausdruck

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Stottern ist Symptom und Ausdruck

Öffentlicher Informationsabend zum Thema Redeflussstörung

Zu Redeflussstörung existieren zahlreiche Erklärungs- und Therapieansätze. Sylvia Sassenroth-Aebischer wählt in der Arbeit mit den Kindern im Vorschulalter einen psychodynamischen Ansatz. Dabei werden entwicklungspsychologische Aspekte und die emotionalen Auswirkungen des Stotterns bei Kind und Eltern berücksichtigt.

Von JEAN-LUC BRÜLHART

Wenn Kinder zu stottern beginnen, dann in der Regel zwischen drei und fünf Jahren. Eine Zeit, in der sie viele Entwicklungsaufgaben bewältigen müssen und das Bewusstsein für das eigene Ich zunimmt. Diese Zeitspanne ist für die Eltern ebenfalls eine sehr grosse und anspruchsvolle Herausforderung.

Weshalb sich diese Störung in den Redefluss einschleicht, ist nicht restlos geklärt. Sylvia Sassenroth-Aebischer, Logopädin aus Murten und Lehrbeauftragte für Redeflussstörungen, wählt in ihren Therapien einen psychodynamischen Ansatz. Stottern wird als Symptom und Ausdruck beschrieben, was gemeinsam mit den Eltern in einem grösseren Zusammenhang betrachtet werden soll. «Stottern ist immer auch ein Ausdruck von unterdrückten Bedürfnissen und Gefühlen bei Kind und Eltern und hat viel mit der Geschichte der Eltern zu tun.»

Stottern ist in der Familie ein Tabu

Viele Kinder machen Phasen von Sprechunflüssigkeiten durch. Gemäss einer Studie wird in der Regel zwei Jahre gewartet, bis professionelle Hilfe beansprucht wird – den Eltern wird empfohlen, zuzuwarten. «Viel zu lange», ist die Logopädin überzeugt.

Das Thema wird in den Familien in dieser Zeit tabuisiert und das Kind mit seinen Ängsten und Sorgen alleine gelassen. Auch die Eltern sind im Ungewissen, denn stotternde Kinder lösen ambivalente Gefühle aus. Weil sich die meisten Kinder in diesem Alter ihres auffälligen Sprechens und ihrer Schwierigkeiten bewusst sind, sei es wichtig, dass die Eltern einfühlsam mit ihrem Kind darüber sprechen. Auch Eltern fällt es schwer, von den Gefühlen im Zusammenhang mit dem Stottern zu erzählen.

Schuldgefühle ernst nehmen

Das Stottern eines Kindes löst bei den Eltern sofort Schuldgefühle aus. Diese Schuldgefühle sind ernst zu nehmen und dürfen nicht unterdrückt werden, denn es sind Gefühle, über die die Betroffenen reden müssen.

In den Gesprächen realisieren Eltern manchmal, dass ihr Kind ihren Erwartungen nicht entspricht oder sie über ein Verhalten enttäuscht sind. Diese Enttäuschungen, auch wenn sie nicht ausgesprochen werden, können bei den Kindern grosse Unsicherheiten auslösen. «Denn Kinder haben feine Sensoren und spüren das Unausgesprochene», sagt Sassenroth-Aebischer. Ein Tabuisieren kann zur Folge haben, dass die Kinder Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien entwickeln.

Offenen Umgang fördern

In der Therapie will die Logopädin, die in ihrer Arbeit auf reine Sprechübungen verzichtet, mit den Kindern und Eltern einen offenen Umgang mit dem Stottern fördern. Ebenfalls soll den Kindern ein Weg zum flüssigen, lockeren Stottern gezeigt und die Vermeidungsstrategien reduziert werden. Diese haben im jugendlichen oder Erwachsenenalter zur Folge, dass die Betroffenen Interaktionssituationen ausklammern und Beziehungen vermeiden.

Eigene Biographie anschauen

«Je länger mit einer Therapie zugewartet wird, umso stärker sind die Vermeidungsstrategien in der Person verankert», sagt die Logopädin. Eine Veränderung im Redefluss sei immer möglich. «Der Betroffene muss aber bereit sein, seine Geschichte und Biographie anzuschauen.» Die Logopädin bedauert, dass in der Therapie mit Erwachsenen vielfach der rein gesprächstechnische Aspekt im Vordergrund steht.

Sylvia Sassenroth-Aebischer rät den Eltern, professionelle Hilfe zu beanspruchen, wenn sie realisieren, dass dem Kind und ihnen nicht mehr wohl ist und durch die Redeflussstörung Unsicherheiten bestehen. «Es ist immer ein Zeichen, wenn besorgte Eltern anrufen», sagte die Logopädin abschliessend.
Stottern, und nun …?

Am Mittwoch, 5. November, organisiert die Vereinigung für Stotternde und Angehörige (Versta) einen Informationsabend zum Thema «Stottern, und nun …?» Dieser findet in der Universität Freiburg (Saal. 30.16) statt und beginnt um 19.30 Uhr. Sylvia Sassenrot-Aebischer gehört zu den Referenten. jlb

Mehr Infos zur Selbsthilfegruppe finden sich unter www.versta.ch.

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