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Streitkultur

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Vielleicht», sage ich und beisse in mein Gipfeli, «vielleicht müssen wir die Erziehung unserer Kinder nochmals überdenken.»

«Unbedingt», sagt meine Frau und schlürft ihren Kaffee. «Was ist heute der Grund?»

«Weil der Klügere immer nachgibt, sind so viele Dumme an der Macht. Habe ich neulich gelesen. Marie von Ebner-Eschenbach hat das so ähnlich gesagt.» «Und jetzt?», will meine Frau wissen.

«Jetzt müssen wir unsere Kinder das Streiten lehren.»

«Die können das schon», sagt meine Frau und zeigt auf die Kleinen, die sich in den Haaren liegen, wer das letzte Volg-Märkli einkleben darf.

«Nicht zanken um des Zankens willen. Sondern streiten, um der Dummheit die Stirn zu bieten.» «Tönt gut», sagt meine Frau. «Du weisst aber schon, dass das Wichtigste bei der Erziehung das eigene Beispiel ist.» «Was willst du damit sagen?» «Von dir lernen sie es jedenfalls nicht. Du bist harmoniesüchtig.»

«Bin ich nicht», sage ich. Sie schaut mich an. «Gut, vielleicht hast du recht», lenke ich ein. «Aber du, du bist doch immer so …» «Stur?», fragt sie.

«Standhaft», entgegne ich.

«Standhaft bis zur Sturheit», beharrt sie.

«Das ist genau das, was wir unseren Kindern beibringen sollten: Standhaftigkeit im Streit. Damit sie nicht zu Duckmäusern und Abnickern werden, die alles einfach hinnehmen.» «Sondern Wutbürger und Kommentartrolle?», wirft meine Frau ein. «Und wer sagt, dass unsere Kinder, wenn es drauf ankommt, zu den Klugen gehören und nicht zu den Dummen?» Darauf fällt mir auf die Schnelle nichts ein. Dumm.

«Papi», fragt jetzt die Grosse. «Wer von euch ist klüger?» «Mami», sage ich. «Papi», sagt meine Frau. «Wieso?», fragen wir beide. «Wir wollen eine Glace», sagt die Grosse. «Und ich dachte, ich frag gleich den Klügeren, der gibt ja nach.» «Heute wird nicht nachgegeben», sage ich. «Wir lernen jetzt, zu Ende zu streiten.»

Erstaunt schauen mich die Kleinen an. «Dann streiten wir jetzt mit dir, bis wir eine Glace kriegen», sagt die Grosse und macht ein grimmiges Gesicht.

«Wir streiten nicht um Banalitäten wie Glace, sondern um Prinzipien», sage ich.

«Wer ist der Prinzli Ben?», fragt der Kleine. «Prin-zi-pi-en. Ideale. Hohe Güter», sage ich.

«Ein Erdbeer-Cornet ist gut und hoch oben im Tiefkühlschrank. Ist das jetzt ein hohes Gut?», fragt die Grosse.

«Die Winnetou-Glace ist noch höher oben und noch güter», ereifert sich der Kleine.

«Stimmt nicht», giftelt die Grosse. «Stimmt wohl», plärrt der Kleine. «Hört sofort auf zu streiten. Und holt euch halt eure Glacen», gebe ich entnervt nach.

«Harmoniesüchtig. Sage ich doch», sagt meine Frau mit sanftem Spott. «Aber im Prinzip hast du recht.»

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