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Stress in der Kindheit prägt fürs Leben

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Die klinische Psychologin Nadine Messerli-Bürgy führt an der Universität Freiburg die vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Studie «Stresserleben, Stressregulation und Gesundheit bei Vorschulkindern» durch. Dafür untersucht sie Kinder vor, während und nach dem Kindergarteneintritt. Sie geht der Frage nach, wie Kinder auf Stress reagieren und wie sie lernen, damit umzugehen. Ihr Ziel ist es herauszufinden, wie und warum sich psychische Krankheiten bei Kindern entwickeln und welche Rolle Stresserleben und Stressreaktionen dabei spielen.

 

Frau Messerli-Bürgy, wie kamen Sie auf Ihre Fragestellung?

Bisher gibt es mehr Theorien als Daten darüber, dass der Umgang mit Stresssituationen bereits im Kindesalter gelernt wird und uns bis ins Erwachsenenalter prägt. Wir können nicht ändern, dass wir in unserem Alltag immer wieder Stress erleben. Das ist auch nicht per se negativ. Es geht mehr da­rum, wie man mit Stress und Belastungen umgeht. Chronischer Stress kann uns psychisch krank machen.

Weshalb beobachten Sie Vorschulkinder?

Im Alter von drei bis fünf Jahren lernt das Kind immer mehr, mit Emotionen umzugehen und diese zu regulieren. Dies ist eine Grundlage für den Aufbau von Beziehungen zu anderen Kindern. Wir gehen davon aus, dass der Kindergartenstart ein guter Moment ist, um zu untersuchen, wie sich die Stressregulation von Kindern verändert.

Sind Kindheit und Stress nicht ein Gegensatz?

Stress erleben nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Er entsteht in Situationen, in denen man eine Herausforderung erlebt, der wir uns nicht oder nicht ganz gewachsen fühlen. Im Kindergarten ist die Herausforderung, sich zum ersten Mal in einer grösseren Gruppe ohne Unterstützung der Eltern, Tagesmutter oder Kita-Betreuung zu behaupten. Kinder müssen sich neuen Regeln anpassen und den Umgang mit anderen üben. Für Kinder ist der Kindergarteneintritt daher eine neue He­rausforderung, die für die meisten aber gut zu bewältigen ist. Wenige erleben ihn als Belastung oder Stress.

 

Also ist der Kindergarteneintritt keine Überforderung?

Nein, überhaupt nicht. Es ist ein normativer Entwicklungsschritt, also eine Aufgabe, die ein Kind in diesem Alter gut erfüllen kann. Sehr viele Kinder brauchen in diesem Moment eine neue Herausforderung, und sie freuen sich auf die Kindergartenzeit. Vielleicht sind einige Kinder vorübergehend gereizt, angespannt, etwas überdrehter oder schneller müde. Es braucht Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Dennoch gibt es einen kleinen Teil, der auch nach einem längeren Zeitraum Mühe mit der neuen Situation hat und psychische Probleme entwickelt.

Was bedeutet das für ein solches Kind?

Es kann sein, dass ein Kind gereizt, aber auch ängstlicher oder nervöser ist, rasch wütend wird oder schnell weint. Es trennt sich vielleicht nur ungern von den Eltern, kann nicht mehr gut schlafen oder klagt häufiger über Bauchschmerzen. In diesem Alter werden psychische Auffälligkeiten häufig zum ersten Mal erkannt. Nicht immer muss man gleich therapeutisch eingreifen. Es ist jedoch eine Tatsache, dass viele psychische Krankheiten bereits in der Kindheit entstehen. Die Hälfte der psychischen Krankheiten, von welchen wir Menschen zeitlebens betroffen sind, sind bereits im Kindes- und Jugendalter entstanden. Aktuell sind gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) 20 Prozent der Kinder psychisch krank.

 

Ein Fünftel aller Kinder hat eine psychische Krankheit?

Ja, jedes fünfte Kind leidet an einer psychischen Störung. Das sind Daten, die die Weltgesundheitsorganisation publiziert hat. In der Schweiz machten wir kürzlich eine Studie unter Kita-Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren. Da lag die Häufigkeit bei 6,8 Prozent. Das ist tiefer, als die WHO vorgibt, aber das heisst, dass damit im Schnitt immer noch pro Kindergartenklasse ein bis zwei Kinder psychisch auffällig sind.

Was bedeuten Auffälligkeiten?

Viele Kinder haben Ängste. Phobien und Trennungsängste kommen häufig vor. Aber auch Schlafstörungen, Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsprobleme oder Probleme mit Gleichaltrigen entwickeln sich in diesem Alter. Depressionen sind im frühen Kindesalter jedoch seltener.

 

Sie wollen also früh ansetzen und sehen, wo der Ursprung für psychische Krankheiten liegt?

Ja, wir wollen herausfinden, was vorher passiert ist, bevor sich eine psychische Krankheit entwickelt hat. Es ist immer besser, präventiv etwas zu tun, als später therapeutisch zu handeln. Wir wissen heute noch zu wenig darüber, wie Stress und psychische Krankheiten genau zusammenhängen. Wir möchten in Zukunft früh erkennen können, ob ein Kind Hilfe braucht und wie wir es in diesem Alter optimal unterstützen können.

 

Dann untersuchen Sie nicht nur bereits gestresste Kinder?

Nein, wir untersuchen verschiedenste Kinder. Wir suchen Familien aus allen Schichten, mit unterschiedlichen Wohnsituationen. Das heisst alleinerziehende Eltern, Kinder aus Patchwork- und Regenbogenfamilien, adoptierte Kinder, aber auch Kinder aus Familien, in welchen beide biologischen Eltern mit dem Kind unter einem Dach leben. Die einzigen Bedingungen sind, dass die Kinder den Kindergarteneintritt diesen Sommer vor sich haben, dass mindestens ein Elternteil auch mitmacht und dass die Kinder keine schweren Krankheiten haben.

 

Sie haben bereits einen Durchlauf gemacht. Wie sind die Rückmeldungen?

Sie sind sehr positiv. Die Kinder waren teilweise sogar enttäuscht, als die Spielnachmittage vorbei waren. Die teilnehmenden Familien waren sehr interessiert und motiviert. Dank den diagnostischen Abklärungen konnten wir zudem bei Verhaltensauffälligkeiten nach dem Kindergartenstart den Familien auch Unterstützung anbieten oder sie an entsprechende Fachstellen vermitteln.

Zur Person

Wieder zurück in Freiburg

Die klinische Psychologin und Professorin Nadine Messerli-Bürgy leitet seit zwei Jahren an der Universität Freiburg die Studie «Stresserleben, Stressregulation und Gesundheit bei Vorschulkindern». Die 46-jährige gebürtige Merlacherin schloss an der Universität Bern ihr Doktorat in Psychologie ab. Anschliessend forschte und lehrte sie an den Universitäten Bern und Lausanne, sowie in Luxemburg und in London.

sf / Bild zvg

 

Information

Anmeldung für Familien

Für die Studie «Stresserleben, Stressregulation und Gesundheit bei Vorschulkindern» sucht die Freiburger Professorin Nadine Messerli-Bürgy interessierte Familien, deren Kind im Sommer 2020 oder 2021 den Kindergarten startet. Entschädigt werden die teilnehmenden Familien mit total 600 Franken.

sf

 

Weitere Informationen unter: fns.unifr.ch/stern/ Anmeldungen direkt an Professorin Nadine Messerli-Bürgy per E-Mail: nadine.messerli@unifr.ch

Zum Ablauf

Messungen über ein halbes Jahr

Bei der Studie «Stresserleben, Stressregulation und Gesundheit bei Vorschulkindern» begleiten Professorin Nadine Messerli-Bürgy und ihr Team Familien vor dem Eintritt des Kindes in den Kindergarten, während des Eintritts im August sowie zwei bis drei Monate später. Dazu werden an einem Nachmittag an der Universität Freiburg spielerisch die Reaktion des Kindes und der Eltern auf Herausforderungen untersucht. Weiter finden telefonische Interviews statt und die Eltern werden gebeten, einen Fragebogen auszufüllen und gemeinsam mit dem Kind über zwei Tage Messungen zu Hause durchzuführen.

Um die Reaktionen auf Stress im Alltag zu erfassen, tragen die Kinder und die ­Eltern EKG-Geräte, die es erlauben die Herzfrequenz zu messen. Zudem entnehmen die Eltern wiederholt Speichelproben von sich und ihrem Kind, um die Stresshormone zu erfassen, die im Körper unter Stress aktiviert werden. Nach dem Kindergarten­eintritt im August wird auch die Lehrperson zum Kindergarteneintritt des Kindes anhand eines Online-Fragebogens zum Verhalten im Kindergarten befragt. Im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember werden die letzten Messungen durchgeführt, um mögliche Veränderungen nach dem Eintritt zu erfassen.

Zusätzlich zum Durchgang im 2020, wird es auch eine Untersuchung von Kindern geben, die im August 2021 in den Kindergarten kommen. Die Resultate der Studie werden im Jahr 2022 veröffentlicht.

sf

 

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