Studientag zum Jubiläum
Geriatrie-Fachleute feiern Geburtstag
Mit einem Studientag in Bulle beschenkten sich die Mitglieder der Vereinigung Freiburgische Alterseinrichtungen (VFA) zu ihrem 20. Geburtstag. Das Tagungs-Motto lautete: «Das Alter, Zukunft und Ende einer Gesellschaft».
Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN
Rund 350 Tagungsteilnehmer von den 50 Freiburger Pflegeheimen kamen am Dienstag in Bulle zusammen und begingen das Jubiläum ihrer Vereinigung mit Vorträgen, einer Diskussionsrunde, aber auch mit geselligem Beisammensein am Abend. Zu den Festrednern gehörten der Freiburger Finanzdirektor Urs Schwaller, Fachreferenten und der Kabarettist Philippe Cohen.
Marc-André Giger, Direktor von Santé-Suisse, sagte in seiner Ansprache: «Das demografische Ungleichgewicht, das mit Überalterung der Bevölkerung verbunden ist, ist eine der sensiblen politischen und sozialen Herausforderungen in den europäischen Ländern. In Frankreich, Deutschland, Italien und der Schweiz löst dieses Thema Kontroversen aus. Denken wir nur an die Spannungen, welche die Debatte um das Pensionsalter 67 ausgelöst hat.»
Pflegekosten fast verdoppelt
Der Santé-Suisse-Direktor führte weiter aus, dass die Diskussionen rund um die Pflege in Altersheimen und zuhause nicht zum Ziel hätten, diese Leistungen zu reduzieren. Es handle sich im Gegenteil um das Ringen in den Fragen: Wie gehen wir mit dem demografischen Ungleichgewicht um, wie betreuen wir die Langzeitpatienten und wie verteilen wir die Kosten? Seit 1996 seien die Kosten in den Pflegeheimen von 95 Millionen auf 1,6 Milliarden Franken angestiegen.
Giger betonte gegenüber den FN, dass die bestehenden Rechnungstarife, die bis Ende 2002 galten, fortgesetzt werden müssen. Man bleibe bei den Beiträgen, indessen, wenn es wegen der Teuerung notwendig werde, sei man bereit zu Anpassungen. Man erwarte vom Bundesrat und Parlament neue Vorschläge zum Finanzierungsmodus der Pflege in Heimen und zuhause. Dieser müsse gleichzeitig mit der zweiten Revision des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) in Kraft treten.
Mit dem Vorschlag einer Übergangslösung vermeide man ein «fait accompli», das ein finanzielles Ungleichgewicht der Basis-Krankenversicherung herbeiführen könnte. Die Krankenversicherer sind der Ansicht, dass diese Massnahmen und jene, welche in der zweiten Revision des KVG vorgesehen sind, in die richtige Richtung weisen: Nämlich die Kosten des Gesundheitssystems im Griff halten, ohne Qualitätsabstriche zu machen.
Nicht jeder Tag hat dieselbe Farbe
François Garaï, Oberrabbiner von Genf, sprach sich für ein natürliches Zusammenleben von Alt und Jung aus: «Manchmal ist es nicht einfach, alt zu sein. Schön ist es, wenn die Bewohner in einem Pflegeheim Wohlbefinden, Begegnungen und gute Pflege erfahren. Nicht jeder Tag hat dieselbe Farbe.» Nicht nur in der jüdischen Tradition, auch bei den Christen und Muslimen sei es Sitte gewesen, im Alltag die verschiedenen Generationen zu vereinen. Vielleicht müsse man sich heute solche Termine für Begegnungen einfach in den Terminkalender einbauen, meinte er.
Bernard Crettaz, Ethnologe, Patrice Guex, Psychiater vom Universitätsspital Lausanne, der Journalist Christian Jacot-Descombes und der Fürsprecher und Ständerat von Neuenburg, Jean Studer, referierten ebenfalls an der Festtagung in Bulle, die mit einem Festessen abgeschlossen wurde.