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Synästhesie: Wenn Wörter schmecken und Zahlen plötzlich farbig sind

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Synästhesie beschreibt die Verknüpfung von verschiedenen Sinnen. Betroffene berichten beispielsweise davon, dass sie bestimmte Buchstaben immer in denselben Farben wahrnehmen. Das kann für sie im Alltag Vorteile, aber auch Nachteile haben. 

Der Buchstabe A hat die Farbe Rot, B die Farbe Blau und C die Farbe Gelb. Die Zahlen von eins bis zehn gehen von unten links bis nach oben rechts quer durch den Raum, und einige Wörter schmecken besser als andere. Was für viele erst einmal eher seltsam klingen mag, gehört für Synästhetikerinnen und Synästhetiker zum Alltag. Synästhesie beschreibt eine ungewöhnliche Verknüpfung von verschiedenen Sinnen.

«Wir gehen immer davon aus, dass alle die Welt gleich wahrnehmen wie wir. Die Synästhesie ist ein gutes Beispiel dafür, dass dem eben nicht so ist», sagt Psychologieprofessor Nicolas Rothen von der Fernuni  Schweiz. Er forscht in den Gebieten Gedächtnis und Wahrnehmung und gibt einen Einblick in aktuelle Erkenntnisse. 

Graphem-Farb-Synästhesie

«Am besten erforscht ist momentan die Graphem-Farb-Synästhesie», sagt Rothen. Diese Form der Synästhesie bedeutet, dass Buchstaben oder Zahlen immer in verschiedenen Farben wahrgenommen werden. Davon ist nicht zwingend das ganze Alphabet betroffen, manchmal sind es nur drei bis vier Buchstaben. Der Grund, dass in diesem Bereich bisher am meisten geforscht wurde, ist ganz simpel: «Der Sehsinn ist subjektiv wohl etwas vom wichtigsten», erklärt Rothen. 

Um eine Graphem-Farb-Synästhesie festzustellen, wird ein sogenannter Konsistenz-Test durchgeführt, sagt Rothen. Dabei werden den Testpersonen Buchstaben oder Zahlen und Farben in verschiedener Reihenfolge gezeigt. Ihre Aufgabe ist es dann, auszuwählen, welcher Buchstabe beziehungsweise welche Zahl zu welcher Farbe passt. Im Anschluss wird nach einiger Zeit ein Überraschungstest durchgeführt, der überprüft, wie konsistent die Zuordnung ist. Synästhetiker sind dabei konsistenter als Nicht-Synästhetiker, da sie sich auf ihre Erlebnisse verlassen können.

Nicht nur bei Synästhetikerinnen und Synästhetikern hat der Buchstabe A häufig die Farbe Rot. Studien haben gezeigt, dass auch die Allgemeinbevölkerung eine solche Tendenz hat. «Synästhetikerinnen und Synästhetiker sind aber viel genauer», sagt Rothen. So wählen sie auf einer Farbpalette beispielsweise immer dasselbe Rot aus für den Buchstaben A, während bei Nicht-Synästhetikern die Abstufungen variieren. 

Daneben gibt es auch einen Test, der den Namen «synästhetischer Stroop-Test» trägt. «Dabei wird zum Beispiel der Buchstabe A in blauer Schrift präsentiert», sagt Rothen. Die Testperson muss dann so schnell wie möglich sagen, in welcher Farbe der Buchstabe abgebildet ist. Synästhetikerinnen und Synästhetiker geraten dabei in einen Konflikt: So nehmen sie den Buchstaben A beispielsweise immer in roter Farbe wahr, auf dem Bildschirm ist er jedoch blau.  

Wörter mit Geschmack

Das hat auch gezeigt, dass die Verknüpfung automatisch passiert und gar nicht bewusst unterdrückt werden kann. Das ist nicht immer von Vorteil, wie Rothen erzählt. Ein Synästhetiker habe beispielsweise von unangenehmen Erfahrungen mit der Lexikal-Gustativ-Synästhesie berichtet. Diese Art der Synästhesie tritt auf, wenn verschiedene Wörter einen Geschmack im Mund hinterlassen. «Bei einem Abendessen mit anderen Menschen kann das auch ganz schön unangenehm sein», so Rothen. Je nachdem, über welches Thema gesprochen wurde, sei dem betroffenen Synästhetiker wegen des ekligen Geschmacks der Wörter der Appetit vergangen. 

Grundsätzlich ist die Synästhesie aber eher mit Vorteilen als mit Nachteilen verbunden. «In bestimmten Bereichen haben Synästhetikerinnen und Synästhetiker beispielsweise eine bessere Gedächtnisleistung», sagt Rothen. Die Erklärung: Synästhesie selbst löst Veränderungen in visuellen Teilen des Gehirns aus. Das heisst, dass feine Unterschiede, wie zum Beispiel Farbkontraste, von Personen mit Synästhesie besser wahrgenommen werden können. «Wenn man in der Wahrnehmung sensitiver ist, führt das auch im Gedächtnis zu Vorteilen», so Rothen. 

Geschichte

Angeeignet oder angeboren?

Wo die Synästhesie genau herkommt, ist noch Teil der Diskussion, sagt Rothen. «Es gibt zwei Hypothesen: Entweder wir werden alle mit Synästhesie geboren und einige verlernen es dann wieder, oder aber einige entwickeln synästhetische Erlebnisse und andere nicht». Synästhesie kommt in Familien oft gehäuft vor, was für eine genetische Komponente spricht. «Eine Hypothese ist beispielsweise, dass wir geboren werden und unsere Sinne noch nicht ausdifferenziert sind. In der Entwicklung differenzieren sich unsere Sinne aus, bei Synästhetikerinnen und Synästhetikern hingegen nicht vollständig», so Rothen.

Andererseits sind Buchstaben und Zahlen oft die Elemente, die synästhetische Erlebnisse auslösen. Da diese zuerst gelernt werden müssen, bevor sie immer das gleiche Erlebnis auslösen können, würde dieses Argument eher die zweite Theorie stützen. Ein Experiment hat ausserdem gezeigt, dass sich Nicht-Synästhetiker mit extensivem Training, das heisst jeden Tag eine Stunde während fünf Wochen, synästhetische Erlebnisse antrainieren können. Wenn diese dann aber mit dem Training aufhören, verschwinden die Erlebnisse wieder. 

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